182 Kyoto TI
der Hauptſtadt als Gegenſaß zum üppigen Getriebe des Hofes hier genoſſen
haben.
Kyoto, 8. März. Im Muſeum iſt eine Puppenausſtellung eröffnet wor-
den, in der von der Urform des Kleiderſto>s bis zu der ſehr naturaliſtiſchen
Geſtaltung der Tokugawa-Zeit, in deren Beginn das Puppenfeſt eingeführt
wurde, die Entwi>lung dieſes ſehr beliebten Spielzeugs zu verfolgen iſt.
Geſtalten, Bewegung und Geſichtsausdru> ſind von ausgeſprochen findlicher
Drolligkeit, beſonders hübſch die na>ten Figürchen, aber auch die bunten
Kimono und Obi ſehr künſtleriſ<h und entzü>kend. Es find auch AbElatiche
in Stein gerigter Zeichnungen zu fehen, die in Gräbern aus der Zeit um
Chriſti Geburt gefunden wurden, eine primitive Kunſt ähnlich den Haniwa
genannten Tonfiguren, Männer in Booten, mit Rudern oder Speeren, die
an die Felſen von Bohuſlän oder an die Felsmalereien im Kapland er-
innern. Am Nachmittag ftreife ih in Läden umher, beſuche die Töpfer der
Kiyomidzu-Straße und finde dort hübſche Nachbildungen der alten Chawan
und Chaire der Teezeremonie. An der Pagode vorbei fteige ich dann zum
Kiyomidzu-Tempel hinauf, der ho< am Berg auf einem gewaltigen Pfahl-
gerüſt erbaut iſt und von deſſen Terraſſe man einen herrlichen Blick auf
die Waldberge, die Stadt, die ihnen zu Füßen liegt, und die blaue Ferne
genießt. Die Stimmung, die mich hier am Abend umfing, hat ihren Aus-
dru> in Verſen gefunden:
Aus den Gaſſen der Stadt,
Menſchenlärm und Gewirr
Mache dich auf! Es tönt
Hoch vom Tempel das Gong.
Auf zum \{<weigenden Pinienwald,
Dem die Pagode geflügelt entſhwebt.
Über die Dächer im Dunſt,
Über die Stadt, die verſinkt,
Sc<hweift zu den Bergen der Blik —
Sie ruhen blau, fern und {ön.
Immer ſeliger Berg über Berg
Hebt ſi< Welle auf Welle
Sanft in den Äther und leicht,
Brandet ſtürmiſcher nah,
Tiefer wogend herauf zu dir.
Aber du, ein Vogel, ftößt frei
üb
wand
zaube
Herze
einm