Full text: Technische Mechanik fester, flüssiger und luftförmiger Körper (Abtheilung 1, 3. Heft)

    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
     
       
     
   
  
   
   
    
   
   
    
    
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
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Elastizitäts- Lehre. 
B. Baumechanik.*) 
In der Baumechanik finden die Lehren der allgemeinen Mechanik, insbesondere 
die der Statik, bei Untersuchung der Stabilität und Tragfähigkeit der Bau- 
Konstruktionen, im speziellen bei Ermittelung der innern Kräfte derselben 
aus den äussern Kräften, Anwendung. 
Bei diesen Untersuchungen betrachtet man den Gesammtkörper jeder Bau- 
konstruktion im allgemeinen als ein System von Elementar-Körpern und 
die Querschnitte als geometrische Figuren. Die vorherrschende Form der Elementar- 
Körper ist die Stabform; doch unterscheidet man auch fl ächenförmige, 
plattenförmige Elementar-Körper oder solche, die nach den 3 Dimensionen des 
Raumes nahezu gleich ausgedehnt sind. Dächer und Brücken oder dergl. 
Konstruktionen in Eisen oder Holz betrachtet man z. B. als Stabsysteme, Balken, 
Säulen, Mauern und Gewölbe können als einfache gerade, bezw. krumme 
Stäbe, event. als anders gestaltete Körpertypen angesehen werden. 
Für die nachfolgende Bearbeitung ist die Baumechanik in 2 Theile: I. Elasti- 
zitäts-Lehre (auch Festigkeits-Lehre oder Lehre von der, HRlastizität 
und Festigkeit) und II. Statik der Baukonstruktionen eingetheilt. 
In der Elastizitäts-Lehre handelt es sich um elementare Körpertypen; in 
der Statik der Baukonstruktionen wird die Untersuchung über die hauptsächlichsten 
der bekannten Baukonstruktionen ausgedehnt, unter Benutzung der Resultate 
der allgemeinen Gleichgew.- und Elastizitäts-Lehre. — 
I. Elastizitäts- Lehre.”*) 
Litteratur: 
1. Werke allgemeinen Inhalts. 
1. Lame. Lecons sur la theorie mathematique de Velasticite des corps solides; Paris 1852. — 
%. Morin. Lecons de mecanique pratique. Resistance des materiaux; Paris 1853. — 3.De 
Saint-Venant. Memoire sur la torsion des prismes, avec des considerations sur leur flexion 
ainsi que sur Vequilibre interiewr des solides Elastiques en general ete.; Paris 1853. — 4. Rebhann 
Theorie der Holz- und Eisenkonstruktionen; Wien 1856. — 5. Clebsch. Theorie der Elastizität 
fester Körper; Leipzig 1862. — 6. Navier. Resume des lecons donnees a l’ecole des ponts et 
chaussees sur application de la mecanigqne. I. Sect. De la resistance des corps solides. Avec des 
notes et des appendices par M. de Saint-Venunt; Paris 1864. — 7. Winkler. Die Lehre von 
der Elastizität und Festigkeit; Prag 1867. — 8. Stoney. The theory of strains in girders and 
similar structures; London 1873. — 9. Müller. Elementares Handbuch der Festigkeitslehre; 
Berlin 1875. — 10. Baker. On the strength of beams, columns and arches; London 1876. — 11. Dr. 
Kurz. Taschenbuch der Festigkeitsiehre. Ein Anhang zu Lehrbüchern der reinen Mechanik ; 
Berlin 1877. — 12. Klein. Theorie der Elastizität, Akustik und Optik; Leipzig 1877. — 13. Gras- 
hof. Theorie der Elastizität und Festigkeit (2. Auflage der Festigkeitslehre von 1866); Berlin 
1878. — 14. Pochhammer. Untersuchungen über das Gleichgewicht des elastischen Stabes 
Kiel 1879. — 15. Weyrauch. Theorie elastischer Körper; Leipzig 1884. 
2. Spezielle Aweige. 
16. Weyrauch. Festigkeit und Dimensionen-Berechnung der Eisen- und Stahlkonstruktionen 
mit Rücksicht auf die neueren Versuche; Leipzig 1876. — 17. Winkler. Wahl der zulässigen 
Inanspruchnahme der Eisenkonstruktionen; Wien 1877. — 18. Ritter, W. Die elastische Linie 
und ihre Anwendung auf den kontinuirlichen Balken; 2. Auflage; Zürich 1883. 
a. Grundbegriffe und Aufgabe der Elastizitäts-Lehre. 
«. Elastizität. 
Unter Einwirkung äusserer — d. h. von andern Körpern herrührender — 
Kräfte erleidet ein fester Körper eine Formänderung (Deformation), d.i. im 
allgem. eine Aenderung des Volumens und’ der Gestalt, oder eine gegenseitige 
Verschiebung aller seiner Punkte. Sobald aber die Einwirkung der äussern Kräfte 
aufhört, nimmt der Körper die ursprüngliche Gestalt mehr oder weniger wieder 
an. Diese Eigenschaft der festen Körper nennt man ihre Elastizität. Voll- 
kommen elastische Körper, welche ihre ursprüngliche Form ganz wieder an- 
nehmen und vollkommen unelastische Körper, welche die Formänderung 
ganz beibehalten, giebt es nicht. 
Jede Formänderung setzt sich daher aus einer. elastischen (d. h. einer 
solchen, die nach Aufhören der äussern Einwirkung ganz wieder verschwindet) und 
*) Auch „Ingenieur-Mechanik“, „Mechanik der Baukonstruktionen“ genannt. **) Festigkeits- 
lehre oder Lehre von der Elastizität und Festigkeit. 
  
  
  
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