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Auffassung heraus leicht und einfach zu erklären seien, aber
ein vollgiltiger Beweis sei damit noch keineswegs erbracht,
und eine Täuschung sei immer noch möglich. Ein kasuistischeres
Dokument wird schwerlich in der Geschichte der Kämpfe zwischen
Naturerkeuntnis und konservativer Altgläubigkeit auszutreiben
sein, und Galilei hat dies, wie seine handschriftlichen Scholien
zu dem Briese” 8 ) bezeugen, auch recht wohl herausgefühlt.
Das harte Urteil, welches Reusch”H über den Charakter des
Vorkämpfers der Gegenresorniatiou fällt, wird als nur allzu
berechtigt hingenommen werden müssen. Bellarmin war kein
blinder Fanatiker wie Caceini; ihm schwebte die Möglichkeit
greifbar vor, daß das coperuicauische System einmal siegreich
durchdriugcn könne, aber als Diplomat wollte er sich nach
keiner Seite binden, und Zweckmäßigkeitsgründe, nicht aber
innere Überzeugung, führten ihn zuletzt ins Lager der Reaktion.
Galilei aber ward das Opfer dieses Umschwunges!
Als Werkzeug der Rückschrittspartei tritt uns zunächst jener
P. Lorini entgegen, über den sich, wie wir erfuhren, Galilei
lustig gemacht, den er ernster Widerlegung und Bekämpfung
unwürdig erachtet hatte. Am 7. Dezember 1614 reichte der
selbe beinl Jnquisitionstribunale eine Denunziation cm” 8 ), die
aber auch mit Schlauheit abgefaßt ist und scheinbar den
„Galileisten" gar nichts übles nachsagen will. Der Zweck
ward erreicht, denn schon in: Februar 1615 beauftragte das
Heilige Offizium den Erzbischof in Florenz, sich das Original
des von Galilei an Castelli (s. o.) gerichteten Schreibens zu
verschaffen. Diesmal waren aber beide Männer so klug und
zurückhaltend, daß man sich mit dein behelfen mußte, was man
bereits besaß, und so gab denn zunächst die amtliche Prüfung
keinen Anhaltspunkt zum weiteren Vorgehen gegen den ge
fürchteten Neuerer. Viel war auch mit dem thörichten Caccini
nicht anzusaugen, der seit einiger Zeit in Rom sich aushielt
und „zur Entlastung seines Gewissens" als zweiter Denunziant
ausgetreten war. Man verhörte ihn, brachte aber so wenig