Full text: Kepler. Galilei

schluß ging ganz allein von ihm aus. Wieder gewährte der 
gütige Großherzog Mittel und Reisegelegenheit; wieder öffnete 
er dem Reisenden das Gesandtschastspalais; nur in dem einen 
Punkte tritt eine Verschlechterung der Situation gegenüber 
der vier Jahre zuvor zum gleichen Zwecke unternommenen Reise 
hervor, daß nunmehr ein Empfehlungsbrief an den Kardinal 
Del Monte mitgegeben wurde, worin gesagt ist''-), Galilei 
komme nach Rom, um sich dort zu rechtfertigen und die Rein- 
heit seines Strebens darzuthun. 
Hätte es sich einzig und allein unl dieses Ziel gehandelt, 
so wäre dasselbe ziemlich bald als erreicht anzusehen gewesen, 
denn bald konnte er nach Hause schreiben, die höchststehenden 
Männer hätten ihm versichert, daß seine Angelegenheit sich in 
bester Ordnung befinde; ja es sei sogar der fanatische Caecini 
persönlich bei ihm gewesen, um sich zu entschuldigen l13 ). Allein 
Galilei wollte ja, wie wir wissen, noch ein zweites und wich 
tigeres erzwingen, nämlich eine seinen Wünschen entsprechende 
Entscheidung über die Lehre von der Erdbewegung, und damit 
wollte es, wie viele Mühe er sich auch gab, durchaus keinen 
Fortgang nehmen. Unausgesetzt niachte er Gänge um Gänge 
bei den Kardinälen, reichte ihnen schriftliche Darlegungen über 
die strittigen Punkte ein "ft und hielt, wie der Gesandte 
Guicciardini an den Großherzog berichtet, sörniliche Vorträge 
vor größeren Auditorien (15 bis 20 Personen), welche zuletzt 
in erregte Disputationen übergingen; selbst bei Gastmählern 
wurde die Erörterung sortgesponnen "ft. Allein leider reizte 
Galilei durch seinen Eifer die sachlich unfähigen Gegner mehr, 
als daß er sie zu sich herüberzog; insbesondere können wir 
uns wohl vorstellen, daß ein von Guicciardini ausdrücklich 
hervorgehobenes und in den „Dialoghi" nachmals mit glän 
zendstem Erfolge verwertetes, dialektisches Fechterkunststück ihm 
keine Freunde machte. Er nahm nämlich die vorgebrachten 
Gegengründe scheinbar an, zog richtige Folgerungen aus ihnen 
und gelangte so endlich zu Ungereimtheiten, an denen auch
	        
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