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ber Opponent nicht mehr festzuhalten imstande war. Kaustischer
Witz ist ein vortreffliches Kampfmittel bei gleichen sonstigen
Bedingungen, aber Galilei hätte sich, wenn zu seiner außer
ordentlichen Befähigung auch eine diplomatische Ader hinzu
gefügt gewesen wäre, wohl selber sagen müssen, daß jeder so
abgeführte und dem Gespötte der Korona preisgegebene Geg
ner mit dem festen Vorsatze den Saal verließ, jetzt nur umso
kräftiger das Feuer gegen den ansdringlichen Wahrheitsapostel
schüren Helsen zu wollen. Aus den amtlichen Berichten
Guicciardinis kann sich jeder herauslesen, daß die Intrigue
kräftig arbeitete, und daß sogar der Papst in Mitleidenschaft
gezogen war; er würde außerdem die Fürsprache, welche der
Kardinal Orsini bei ihm für Galilei einlegte, nicht so schroff,
wie er es that, zurückgewiesen haben.
Während Galilei sich noch immer der Utopistischen Hoff
nung hingab, mit wissenschaftlichen Argumenten etwas aus
richten zu können, hatte die Inquisition gehandelt. Ain
19. Februar 1616 waren den Sachverständigen zwei Thesen
zur Begutachtung vorgelegt, und zwar waren es die nach
stehenden l16 ): „1. die Sonne ist der Mittelpunkt der Welt
und darum unbeweglich; 2. die Erde ist nicht der Mittelpunkt
der Welt und nicht unbeweglich, sondern sie bewegt sich täg
lich um sich selbst." Elf Theologen "Z, durchaus Autoritäten
in ihrem Fache, sprachen sich dahin aus, daß der erste Satz
thöricht und philosophisch absurd, der zweite jedoch nicht nur
dieses, sondern sogar formell häretisch sei. Schon am 25. Fe
bruar nahm die Kongregation, die unter dem Vorsitze des
Papstes tagte, diesen Entscheid der Konsultoren amtlich an,
und gleich daraus (5. März) wurde ein Dekret des Index-
ausschusses ausgefertigt, worin die Bücher des Coppernicus
und Stunica als zu verbessernde bezeichnet wurden, während
Foscarinis Schrift bem absoluten Verbote anheimfiel^).
Galilei wurde nicht ausdrücklich genannt, allein es konnte ja
keinem Zweifel unterliegen, daß auch seinem künftigen Ver-