(geb. 1576) seinem Herzen anscheinend minder nahe gestanden
haben.
Man unterschied damals zwischen „unteren" und „oberen"
Klosterschulen; die ersteren brachten den lateinischen Grammatik
unterricht zum Abschluß, und daraus folgte dann das eigentliche
Gymnasialstndinm — sehr viel Religion, sehr viel Klassiker
lektüre und Stilistik, etwas Griechisch und Schulphilosophie,
ein wenig Arithmetik und Sphärik bei gänzlicher Vernach
lässigung der Muttersprache I. Zwei Jahre verlebte unser
Johannes in Adelberg, vielfach von einer schweren Haut
krankheit geplagt, und da, seiner eigenen Erzählung nach, ihn
auch der Neid eines Mitschülers verfolgte ch, so betrachtete er
in dein Aufsteigen zu der Maulbronner Anstalt einen Glücks
fall. Hier verlebte er in angestrengter Thätigkeit drei Jahre
( 6 . Oktober 1586 bis 17. September 1589). Während des
Fuchsenjahres, das mit dem von der Universität auch in die
Klosterschule übergegangenen Feste der „Deposition" (Oktober
1587) sein Ende nahm, nmg Kepler die Freuden des Penna
lismus wohl gründlich durchgekostet haben, und das mag ihnr
um so schwerer gefallen sein, weil sein Gesundheitszustand
nach wie vor ein sehr schwankender war und Fieberanfälle
ihn aufs Krankenlager warfen. Aber er beharrte, bestand im
September 1587 die Bakkalaureatsprüfung in Tübingen und
verlebte dann sein letztes Jahr in Maulbronn schon als halber
Student, in einer mehr geachteten Stellung. Am 17. Sep
tember 1589 wurde er an der Landesuniversität immatrikuliert.
Vom Elternhause sah er sich dabei in keiner Weise unterstützt,
denn dort hatte wieder der böse Geist der Unruhe schwäch
lichen Versuchen zur Schaffung eines geregelten Lebensstandes
ein jähes Ende bereitet 9 ), aber die Stadt Weil erinnerte sich
ihres vielversprechenden Sohnes und setzte demselben ein Sti
pendium aus' 0 ). Im übrigen war dieser gegen unmittelbare
Sorgen auch durch den Umstand geschützt, daß er ja jetzt als
Adspirant auf den Württembergischen Kirchen- und Schuldienst