Die Familie der Kepler oder Keppler, nach der schwan
kenden Rechtschreibung älterer Zeit gelegentlich wohl auch Kepner
geschrieben, muß eine angesehene gewesen sein; einem Träger
dieses Namens, einem tapferen Schwaben, hatte Kaiser Sigis
mund aus der Tiberbrücke den Ritterschlag erteilt-). Später
kommt der gleiche Familienname auch in Nürnberg vor, und
voit dort scheint der Urgroßvater unseres Helden nach Weil der
Stadt, dem kleinen schwäbischen Reichsstädtchen westlich von
Stuttgart, übergesiedelt zu sein. Sebald Kepler, der Groß
vater, schon durch seinen Namen die nürnbergische Herkunft
bezeugend, wurde Amtsbürgermeister in Weil und nahm als
solcher lebhaften Anteil an der Einführung der Reformation,
welcher gleichzeitig Herzog Ulrich im nahen Württemberg znm
Siege verhalf. Einen minder günstigen Eindruck inacht Sebalds
vierter Sohn Heinrich, ein unsteter Geselle, den der Vater wohl
dadurch seßhafter machen zu können glaubte, daß er ihn im
jugendlichen Alter von einundzwanzig Jahren die Ehe mit
Katharina Gnldennmnn aus Eltingen eingehen ließ 3 ). Dies
geschah am 15. Mai 1571, und schon am 27. Dezember gleichen
Jahres wurde benx jungen Paare ein Sohn Johannes geboren,
ein schwächliches Siebenmonatkind 4 ), welches kaum fähig er
schien, durch sorgsamste Pflege am Leben erhalten zu werden;
daß die Geburt in Weil der Stadt selbst erfolgte, ist durch
Gruners archivalische Studien entschieden 5 ). Aber an solcher
Pflege fehlte es gar sehr, denn die Mutter hatte sich nur allzu
sehr von dem unruhigen Geiste ihres Gatten anstecken lassen,
und bis in ihr hohes Alter mangelte ihr der geordnete Sinn,
der mehr als alles andere die Grundlage des Familienglücks
bildet. Noch ehe sein Erstgeborener ein volles Jahr durchlebt,
schüttelte Heinrich Kepler den Staub der Heimat von den Füßen
und trat — er, der Protestant — in die Dienste Herzog Albas
als Söldner, und seine Frau folgte ihm in die Niederlande,
nachdem sie zuvor noch einem zweiten Sohne Heinrich das
Leben gegeben hatte. Erst nach zwei Jahren kamen beide