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I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen.
d. h. im Meridian bringt nur der Felder y eine Veränderung der Poin-
tirung im Sinne der Declination hervor, während bei den Stundenwinkeln
±6 h die Veränderung allein durch den Fehler x entsteht. Die Gleichung
dd"
zeigt ferner, dass der Differentialquotient unabhängig von der Decli
nation ist, dass also für gleiche Zeitintervalle und gleiche Stundenwinkel
dieselben Variationen der Declinationseinstellung bei allen Declinationen
entstehen.
Die Fehler der Collimation und der Neigung der Declinationsaxe
dd”
gehen in den Werth —¡-r nicht ein, aber die Wirkung der Refraction muss
d x
unschädlich gemacht werden. Um also den Werth y zu erhalten, wird
man im Meridian in der Nähe des Zeniths beobachten; um x zu erhalten,
wird man Polsterne bei dem Stundenwinkel ± 6 h , also in der grössten
Digression nehmen.
In der Praxis wird man folgendermassen verfahren: Nachdem das
Instrument bereits auf etwa 10' bis 20' in jeder Coordinate richtig gestellt
und das Uhrwerk regulirt ist, bringt man einen in der Nähe des Meridians
und gleichzeitig in der Nähe des Zeniths befindlichen Stern genau auf
das Fadenkreuz. Nach einigen Minuten wird man bemerken, dass der
Stern sich allmählich vom Declinationsfaden entfernt; eine Drehung des
Instrumentenpfeilers im Azimuth genügt dann, um den Stern auf den
Faden zurückzubringen. Steht aber der Stern nicht genau im Zenitli, so
wird er sich durch diese Drehung auch vom Stundenfaden entfernen, muss
also durch die Feinbewegung wieder auf diesen zurückgebracht werden.
Nach einigen Minuten wird man erkennen, ob nun der Stern genau auf
dem Declinationsfaden geblieben ist, oder ob eine neue Drehung des In
strumentes erforderlich wird.
Wenn sich der Stern (im umkehrenden Fernrohre) vom Faden ge
hoben hat, so ist dd" negativ, und das Nordende der Stundenaxe muss
von Osten nach Westen verschoben werden. Man wird nun in derselben
Weise mit einem Polsterne verfahren, der sich im Stundenwinkel 6 h
befindet, und die Correction wird man ausführen mit der Schraube, welche
die Höhe des Instrumentenpoles ändert. Entfernt sich der Stern vom Decli
nationsfaden scheinbar nach Westen, so muss das Nordende der Stundenaxe
gehoben werden. Hierbei erhält man die Orientirung des Instrumentes
aber nicht auf den wahren Pol, sondern auf den scheinbaren, durch Re
fraction veränderten. Das ist in unseren Breiten aber nur vortheilhaft,
wenn die Aufnahmen in mittleren Höhen und nicht zu grossen Stunden
winkeln genommen werden. Man kann übrigens in jedem einzelnen Falle
die Orientirung auf den wahren Pol nachträglich ausführen, wenn man