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waren damals noch ganz unwissend in dieser „modernen
Kunst". Ich sprach mit mehreren, mit denen das Handels
geschäft mich in Berührung brachte, darüber, hörte aber
übereinstimmend, daß diese Kunst ganz überflüssig sei, daß
die Verbindung der Schiffsrechnung mit der mittäglichen
Breitenbeobachtung ausreiche, und Aufmerksamkeit bei der
Annäherung an die Küste die Hauptsache sei. Obgleich
dies der Wahrheit gemäß ist, wenn es sich um kurze Reisen
in den bekannten europäischen Meeren handelt, so reichte
doch geringe Ueberiegung hin, zu zeigen, daß längere Rei--
sen noch andere Hülfsmittel fordern; auch bewies mir der
Eifer, womit die Engländer eine einigermaßen astronomische
Ausbildung ihrer Seeleute betrieben, daß sie nicht so über
flüssig sein könne, als unsere Capitäne sie sich in ihrer Un
wissenheit dachten. In dieser Ansicht erschien mir die Er
werbung der modernen Kunst noch wichtiger. Ich dachte
mir, daß wenn ich den Ort des Schiffes von Tag zu Tag
auf eine Seekarte zeichnen könnte, ich dadurch auch das
Mittel besitzen würde, dem Capitän des Schiffes Vertrauen
auf die neue Kunst einzuflößen z daß ich ihn veranlassen
würde, in Fällen, in welchen die ihm gewohnte Praxis
nicht hinreichende Sicherheit gewähren würde, zu meiner
Karte seine Zuflucht zu nehmen und die daraus zu ziehen
den Vortheile zu benutzen. Ich beschloß also den astrono
mischen Theil der Nautik zu erlernen und griff deßhalb zu
einem damals gangbaren Buche: Noors: Epitome of
practical navigation. Dieses Buch enthält nur Vor
schriften, welche den Leser, falls er sie mit einer prakti
schen Anleitung zu ihrer Ausführung in Verbindung zu
bringen Gelegenheit hat, wirklich in den Stand setzen kön
nen, den Ort des Schiffes durch Beobachtung der Himmels-