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durch diese Art zu antworten, dass Du besiegt bist, da
Du von dem, was geschehen ist, übergehst zu dem, was
geschehen könnte; und weil Du nicht sagen kannst, dass
ich ungerecht bin, sagen willst, dass ich ungerecht sein
würde! Es bleibt also bei Deinem Zugeständnis, dass
ich gerecht bin, aber ungerecht sein würde, Ihr aber
ungerecht seid und gerecht sein würdet! Gleichwol will
ich dem Gesagten noch hinzufügen, dass ich nicht allein
nicht ungerecht bin, sondern auch dann nichts desto-
weniger gerecht sein würde, wenn Ihr mir lauter gleich
wertige Subjekte vorführtet. Denn diejenigen, denen ein
anderes unmöglich ist, kann der Vorwurf der Ungerechtig
keit nicht treffen. Nun aber ist es nicht möglich, dass
ein Königtum allen verliehen werde, ist es nicht möglich,
dass alle dieselbe Losnummer ziehen, wol aber ist es
möglich, dass es allen ohne Vorzug angeboten wird. Aus
dieser Möglichkeit und Unmöglichkeit folgert die Not
wendigkeit, dass nur einer gewinnt. Darin liegt keine
Ungerechtigkeit und kein Übel. Denn es ist nicht möglich,
dass es mehr als einen trifft. Aber der Fehler liegt in
dem, was folgt, d. h. darin, dass dieser eine ein gemeiner
Mensch, dass jener eine ein Schuft oder ein anderer
einer ein Tugendhafter ist. Und das verschuldet nicht
Fortuna, welche das Königtum oder den Reichtum ver
leiht, sondern die Göttin der Tugend, welche dem
betreffenden Losgewinner nicht verliehen hat oder ver
leihen will die Tugend!“
,,Ganz vorzüglich hat Fortuna ihre Sache geführt,“
sagte Vater Zeus, ,,und auf alle Fälle scheint sie mir
eines Sitzes im Himmel würdig. Aber es scheint mir
nicht zweckmässig, ihr einen besonderen eigenen Sitz
anzuweisen; denn sie hat nicht weniger Sitze, als Sterne
vorhanden sind. Fortuna ist ja auf diesen allen nicht
weniger zu Hause als auf der Erde, sintemal die Sterne
nicht weniger Welten sind als die Erde. Übrigens hängt
ja auch nach der allgemeinen Anschauung der Menschen
das Glück von alUn Gestirnen ab; und gewiss, wenn sie
nur etwas mehr Einsicht besässen, würden sie