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c. Momus schildert die Geschäftigkeit
d e s M ü s s i g g a n g s.
„Scheint es Dir, o Zeus,“ begann nun jener, „dass
im Hause des Müssiggangs dieselbe Müssigkeit herrsche
wie in seinem praktischen Leben, wo doch so viele
Gentlemen von bester Gesellschaft mit ihren Dienern
weilen, die schon bei Zeiten des Morgens aufstehen, sich
drei- bis viermal mit fünf oder sechs verschiedenen Sorten
von Wasser Gesicht und Hände waschen, dann mit einem
heissen Brenneisen und allerlei Pomade zwei gute Stunden
verschwenden, um sich das Haupthaar zu striegeln und
zu kräuseln, indem sie die erhabene Vorsehung selber
zum Vorbild nehmen, vor welcher es kein Härchen auf
dem Haupte giebt, das nicht darauf angesehen würde,
ob es auch in passender Weise angeordnet ist? Wo sie
sich danach mit solcher Sorgfalt das Wams schnüren
und mit solchem Feinsinn die Falten ihrer Halskrause
zurechtlegen und mit so eingehender Geduld ihre Knöpfe
einknöpfen und mit solcher Akkuratesse ihre Manschette]!
anlegen und mit so peinlicher Delikatesse ihre Finger
nägel reinigen und wieder und wieder betrachten, und
mit so grosser Gerechtigkeit, so sorgfältigem Mass und
solchem Billigkeitsgefühl die Hose an's Wams knöpfen
und mit soviel Umsicht sich die Schlingen in den Schniir-
bändern verfertigen und mit solchem Eifer mit hohlen
Händen an den Strümpfen herauf- und herabfahren, um
sie in glatten Sitz zu bringen, und sich mit so grossem
Symmetrie-Verständnis und aller Geduld abmühen, die
Enden und Schnallen da, wo die Hosenbeine sich bei
der Biegung des Knies an die Strümpfe schliessen, in ein
richtiges Verhältnis zu bringen, wo sie die engsten Bänder
und Schnüren mit solcher Geduld tragen, dass sich nur
die Strümpfe nicht in Falten ziehen und ihre Proportionen
mit denen der Waden vermischen können? Wo sich der
Scharfsinn im Schweisse seines Angesichts abquält, weil
es nicht hübsch und passend ist, dass der Schuh sich
dem Fusse anbequeme, den platten, plumpen, knöcheligen
und ungestalten grossen Fuss seiner Natur zum Trotz,