Olbers an Gauss. Bremen, 1824 Juni 8.
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mit Göttingen sehr erschwert. Erst nächsten Mittwoch z. B. würde ich
meine Frau avertiren können, da ich es gestern noch nicht wusste, dass
mein nächster Platz Rotenburg ist, und wahrscheinlich würde ich dann,
wenn ein Brief von Göttingen dahin käme, längst nicht mehr dort sein.
Da ich bei der grösseren Nähe bei Bremen Sie, mein theuerster Freund,
jetzt immer früher und leichter in Kenntniss meines Aufenthalts setzen
kann, so erlauben Sie wohl, dass zuweilen ein Brief von Göttingen nach
Bremen geschickt wird, den Sie dann immer so lange dort behalten,
bis Sie meinen Aufenthalt bestimmt wissen. Ihr nächster Brief trifft
mich bestimmt noch in Rotenburg p. r. Leider fängt die nun nach
gerade eintretende Hitze auch wieder an, ihre gewohnte Wirkung auf
meine Gesundheit zu äussern, so oft ich nicht umhin kann, mich dabei
körperlicher Anstrengung auszusetzen. Ich fürchte mich in dieser Be
ziehung besonders vor dem Platz Eversen, wo ich nach allen Erkundi
gungen noch gar keine Möglichkeit sehe, in der Nähe ein Unterkommen
zu finden. Brüttendorf werde ich wohl von Zeven aus abmachen, wo
im Posthause immer Fuhre zu haben sein wird. Ebenso schwierig
wird es demnächst mit Litberg sein. Der nächste Ort Sauersiek ist
ein elendes Dorf, wo mich gewiss schon der Aufenthalt von 24 Stunden
krank machen würde.
No. 508. Olbers an Gauss. [271
Bremen, 1824 Juni 8.
Ihren Brief von Hiddingen, d. 5. Juni, habe ich vorgestern richtig
erhalten. Er traf mich krank an; eine heftige Hämorrhoidal-Kolik
schien eine Leber-Entzündung zu drohen. Glücklich ist alles wieder
beseitigt, und ich befinde mich, etwas Mattigkeit abgerechnet, nach
meiner Art hergestellt.
Innigst bedauere ich die vielen Schwierigkeiten, die das Terrain
und der Moordampf Ihren Operationen entgegensetzt, noch mehr die
Leiden und Beschwerden, die Ihnen die Hitze und die schlechten Quar
tiere verursachen. — Da Sie uns jetzt so nahe sind, so bitte ich recht
sehr, lieber Gauss, mir doch anzuzeigen, ob ich Ihnen nicht von hier
Wein oder andere Erquickungen schicken kann. Dass Sie über alles,
was mein Haus oder mein Keller vermag, unbeschränkt disponimi
können, versteht sich von selbst. Sie dürfen nur befehlen, was und
wohin ich es mit der Post schicken soll.
Senator Gildemeister ist heute nach Mecklenburg zu seinem Sohn
gereist und hofft, Sie vielleicht in Rotenburg selbst zu finden.
Im 2. Stück des X. Bandes der Corr. astr., das Sie vielleicht noch
nicht gesehen haben, steht ein Brief von Kmeth vom 13- Febr., also