Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

72 
Zukünftige Entwicklung des Saturns. 
nehmen, wie der Saturn noch einen gewissen Anteil an dem aus 
der Milchstraße zur Sonne ziehenden Eise erhalten, und bis der 
Ring zu einer solchen Größe angewachsen sein wird, daß am 
Rande die Umfangsgeschwindigkeit der Zentripetalkraft das Gleich 
gewicht hält; dann kann der Durchmesser nicht mehr zunehmen, 
wohl aber kann die Dicke des Ringes wachsen und damit steigt 
naturgemäß die Druckwärme im Innern an, so daß mehr Wasser 
als bisher ausgepreßt wird. Das wird dann dazu führen, daß 
der Florring allmählich bis zur Saturnkugel heranwächst. Ob 
eine solche Neuvereinigung von Dauer sein kann, ob sie zu einer 
Zerstörung des Ringes oder der Eisschale der Kugel führen 
wird, hängt ganz von den Umdrehungsgeschwindigkeiten ab, die 
beide Körper zur Zeit des Zusammenwachsens haben werden. 
wenn die Beschreibung der Entwicklungsgeschichte des Ringes 
hier eingehend gegeben wurde, so lag dem die Absicht zu Grunde, 
gerade an der versuchsweisen Lösung dieses großen Rätsels zu 
zeigen, daß die Glazialkosmogonie auf Grund ihrer Zurückführung 
aller kosmischen Erscheinungen und Bildungen auf mechanisch 
physikalisch begreifliche Vorgänge in der Lage ist, selbst verwickelten 
Problemen näher treten zu können, ohne für jeden einzelnen 
Himmelskörper zu neuen Theorien und besonderen, nur dem je 
weils vorliegenden Falle zuliebe aufzustellenden Behauptungen 
greifen zu müssen. Der große Einheitlichkeitsgedanke für alles 
kosmische werden, der Hörbigers kjirn blitzartig durchzuckte, findet 
eine seiner schönsten Bestätigungen beim Saturnproblem, und 
wenn wir jetzt die bisher noch nicht erwähnte Figur III der 
Tafel IV betrachten und dabei die Form des Ouerschnittes des 
Ringes, wie sie ganz natürlich und zwanglos entstanden sein kann, 
daraufhin prüfen, ob eine solche Form wohl den Bedingungen 
genügen könne, welche ein sich selbst tragendes Bauwerk nach 
den Regeln der Festigkeit erfüllen muß, so finden wir diese For 
derungen vollauf bestätigt. Die Wulste entsprechen den üblichen 
Versteifungsrippen an Maschinenteilen, und der sich von breiterer 
Basis nach außen hin verjüngende Querschnitt ist der, der nach 
den Anforderungen des geringsten Materialaufwandes von jedem 
Konstrukteur errechnet werden würde, wenn ihm die Aufgabe 
gestellt wäre, Eis, dessen Festigkeitskoeffizient ja bekannt ist, als 
Baumaterial verwenden zu müssen. Das gleiche gilt für den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.