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— Der Mond als Wandelstern. —
habe. Infolge derselben verändert sich die Deklination des Mondes um volle
2 x (23° 27' + 5° 9') = 57° 12', und hiemit hängen die grossen Schwankungen
in der sog. täglichen Verspätung des Mondaufganges zusammen, die von ’/4'’
bis auf l'/ 2 h aiiwachsen kann. — b. Diese Namen, von welchen der erstere
dem aufsteigenden und der zweite dem absteigenden Knoten entspricht,
hängen nach Houzeau (Ciel et terre 1887) mit einer altindischen, auch das
Gebahren bei Finsternissen (244) erklärenden Sage zusammen. — Anhangs-
Aveise füge ich bei, dass da und dort die Übung herrscht, die Zeit, während
AA'elcher die Culminationshöhe des Mondes zunimmt, Obsiggent (w; Monds-
Aufsteigen), die Zeit der Abnahme dagegen Nidsiggent Monds-Absteigen)
zu nennen.
30 $• Die Lichtgestalten des Mondes. — In den Kinder
zeiten der chaldäisclien Sternkunde soll die Ansicht geherrscht
haben, der Mond sei ein zur Hälfte heller, zur Hälfte dunkler Ball,
wie er gegenwärtig noch etwa in Lunarien dargestellt wird. Später
erkannte man jedoch in ihm einen dunkeln, von der Sonne er
leuchteten Körper, und diese Erkenntnis findet sieh auch spätestens
zur Zeit des Pythagoras bei den Griechen, ja wurde bei ihnen bald
so populär, dass sich Kleomedes darauf stützen konnte, um Epikurs
Lehre vom Erlöschen der Sonne bei ihrem Untergange zu be
kämpfen, indem er die Frage stellte, woher in diesem Falle der
Mond sein Licht erhalten würdeDie Hauptempfehlung bildete
wohl die sich unter dieser Annahme aus den Stellungsverhältnissen
von Sonne und Mond so leicht ergebende Folge der Lichtgestalten
oder Phasen des Mondes'', und durch Benutzung der Zwischenzeit
weit entlegener korrespondierender Phasen fand man bald, dass
t = 29 d ,53059 = 29 d 12 ]l 44 m 2 S ,5 ^4 29‘/ 2 d
der Zeit entspreche, welche Sonne und Mond in dieselbe gegen
seitige Lage zur Erde zurückführe oder zu einem sog. synodischen
Umlauf erforderlich sei. Bezeichnet man daher mit r die mittlere
Zwischenzeit zwischen zwei Mondculminationcn oder die Länge
eines sog. Mondtages, so ist
t (t — 1) = t oder r - l d ,03505 = l d O’ 1 50 m 28 s ,3
und, wenn t' und T die siderischen Umlaufszeiten von Mond und
Sonne sind,
t . _4_ 360 = t - ^ oder t' = 27 d ,321G6
1 l
womit auch die oben (207) nur provisorisch erhaltene Länge des
siderischen Monats wirklich gefunden ist °.
Xu 20S: n. Kleomedes Zeitgenosse Geminus äusserte scharfsinnig: „Der
BeAveis, dass der Mond sein Licht von der Sonne erhält, liegt in dem Um
stande, dass die Senkrechte auf die Hörnerlinie stets nach der Sonne gerichtet
ist“. — b. Die vier Hauptphasen ergeben sich leicht aus der folgenden Figur:
Wolf, Handbuch der Astronomie. I. 29