Full text: Transactions of the Symposium on Photo Interpretation

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wenig bewusst und planmässig, dass sie in ihrem Ausmass nur schwer geklärt 
werden kann. Bei vielen tropischen Grasländern z.B. ist es durchaus noch 
strittig, wieweit sie durch menschlichen Einfluss, etwa durch künstliche Gras 
brände, durch Beweidung, vorübergehenden Anbau etc. aus natürlichen Sa 
vannenwäldern entstanden sind. 
Bekannt ist das Problem des Wanderhackbaues in den Tropen (shifting 
cultivation), d.h. eine periodische extensive Nutzung des Waldes durch vor 
übergehenden Anbau mit einer langen Brache zur Regenerierung des Waldes 
und des Bodens. Für die Erforschung dieser Form der Bodenkultur hat man 
das Luftbild schon mit grossem Gewinn eingesetzt, wie Beispiele in der Aus 
stellung dieses Symposiums zeigten. Bei ständigem und intensivem Anbau des 
Bodens in den alten Kulturländern Europas und Asiens hat im Laufe der 
Jahrhunderte meist eine sehr gute Anpassung der Landwirtschaft an die 
ökologischen Voraussetzungen der Natur stattgefunden. Es gibt auch sehr 
weitgehende Unabhängigkeit der menschlichen Wirtschaft von den natürlichen 
Standortsbedingungen, z.B. bei Bergbau und Industrie. 
Die geographische Luftbildinterpretation hat es gerade auch mit diesen 
Objekten in der Kulturlandschaft zu tun, wie Siedlungen aller Art, Verkehrs 
wegen, Feldsystemen, kulturtechnischen Anlagen, Industrie etc. Diese Objekte 
haben den Vorteil, dass sie auf den Luftbildern meist sehr klar sichtbar und 
daher auch leichter zu interpretieren sind als die ökologischen Erscheinungen 
der Naturlandschaften. Wenn allerdings diemenschlichen Kulturwerke wieder 
verschwinden und die Landschaft wieder in ihren natürlichen Zustand zurück 
kehrt - mit anderen Worten, wenn die Kulturlandschaft zur archäologischen 
Landschaft wird, dann bedient sich die Luftbild-Archäologie wieder der Er 
scheinungen der Natur, etwa wenn die Vegetation die terrestrisch nicht sicht 
baren Objekte der Archäologie im Luftbild widerspiegelt. 
Als Beispiel für eine in starker Anpassung an die natürlichen Voraussetzungen gegliederte 
“harmonische” Kulturlandschaft diente ein Landschaftsausschnitt beiderseits des Aggertales 
im Bergischen Land östlich Köln. Die Gliederung der Landschaft in die im Luftbild unter 
scheidbaren Ökotope wurde mit der Art der Bodennutzung und der Lage der bäuerlichen 
Siedlungen, die auch die topographische Karte wiedergibt, verglichen (vgl. Studium Gene 
rale a.a.O., S. 170 u. 171). 
Als zweites Beispiel dienten Luftbilder aus dem Hohen Westerwald an der Grenze von 
Rheinland und Hessen in der Umgebung von Emmerichenhain und Rennerod, die mit Auf 
nahmen der Bodennutzung durch E. Wagner aus dem gleichen Raum verglichen wurden: 
Dauergrünland in den Hachen, feuchten Mulden, Dauerackerland auf den trockenen Rücken, 
Feld-Gras-Wechselland auf den sanften Hängen, dazwischen Reste des Waldes, dazu das sehr 
lockere System der im vorigen Jahrhundert angelegten Feldhecken aus Fichten. 
Als Beispiel dafür, dass Luftbilder Dokumente sind, die vergangene Landschaftszustände 
festhalten, diente ein Bildpaar des gleichen Landschaftsausschnittes am Lech in Südbayern, 
aufgenommen von den Bayerischen Wasserkraftwerken im Abstand von 27 Jahren (1924 und 
1951). An die Stelle des 1924 noch völlig verwilderten, über kahle Schotterbänke sich ver 
zweigenden, in weitem Abstand durch Dämme eingehegten Naturflusses ist durch die seit 
herige Korrektion und Bettverengung ein begradigter Flusslauf entstanden, der sich merklich 
eingeschnitten hat und beiderseits von breiten Gürteln von Auenwald begleitet und auf viel 
schmälerem Abstand von Dämmen eingefasst ist.
	        
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