WORKING GROUP 5
TROLL
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metrische Institut der Technischen Hochschule München unter Professor R.
Finsterwalder aus. Schon 1907 waren vom Flussbauamt zur Behebung der
Seitenerosion des Flusses auf der Prallhangseite Buhnen eingebaut. Sie haben
seither zu einer starken Verringerung der Seitenerosion des Flusses und der
Hangabtragungen, daher auch zu einer Verbuschung der unteren Hangpartien
der Innleite geführt. Für die älteren Zeiten stehen im Stadtarchiv Stiche
und Karten sowie archivalische Aufzeichnungen über die Lage des Flussufers
im Weichbild der Stadt zur Verfügung.
An einem ganz kleinen Objekt sollte auch dieses Beispiel zeigen, dass die
Luftbildforschung im Rahmen der Geographie, aber auch der Landesforschung
ganz allgemein, vielseitig eingesetzt werden kann und soll, für naturwissen
schaftliche, kulturlandschaftliche, historisch-geographische und kulturtech
nische Fragen. Es zeigt aber auch besonders schlagend den grossen Wert zeit
lich datierter Bilder aus älteren Zeiten, woraus für uns die Pflicht erwächst, der
Nachwelt ein möglichst reiches Luftbildmaterial über die heutigen Zustände
der Erdoberfläche zu überliefern.
Diskussion
Dr. Buringh (Niederlande) hat folgende Bemerkung: In diesem Vortrag sind viele Beispiele
enthalten von Beobachtungen auf Luftbildern die, in Verbindung mit persönlicher Kenntnis
des Geländes, eine geographische Beschreibung (“story”) ergaben. Diese Kombination ist was
ich verstehe unter dem Begriff “photo deduction” (d.h. dass aus dem Luftbild gezogene
Schlüsse auf das Gelände übertragen werden). Meine Frage: sind die auf den gezeichten
Karten eingetragenen Grenzen geographischer Einheiten sorgfältig im Gelände geprüft wor
den? Prof. Troll antwortet: Bei den wenigen Beispielen, für die ich gleichzeitig Luftbilder
und ihren Inhalt in Karten geben konnte sind die Karten im Gelände aufgenommen worden.
Ich verglich die kartographischen Ergebnisse dieser Aufnahmen mit den zugehörigen Luft
bildern, um die Übereinstimmung der photographischen Abbildung und der kartierten
Tatsachen zu belegen.
Prof. Dr. Ruellan (Frankreich) gibt folgende Ergänzung: Die Luftaufnahmen geben einen
Gesamtüberblick über das Gebiet bei einer Interpretation, gleich welcher Fachrichtung, und
es wäre zu wünschen dass alle Photointerpreten Kentnisse besässen über Regionalgeographie,
d.h. Kentnisse die es ihnen erlaubten grösseren Wert aus ihren Schlussfolgerungen zu ziehen.
Prof. Troll antwortet: Ich stimme mit Herrn Prof. Ruellan vollständig überein. Jeder Spe
zialist kann und soll die Luftbilder für seine Zwecke benutzen. Der Geograph benutzt sie vor
allem für die regionale Geographie. Er sucht dann aber alle Erscheinungen, die geographisch
interessieren, zu erfassen, vor allem aber die Zusammenhänge der Erscheinungen mit Hilfe
der Luftbilder besser zu verstehen.
Dr. Vink (Niederlande) meint, dass wohl im allgemeinen der Zusammenhang zwischen Öko-
topen bestehe, dass aber in speziellen Fall, wo man Bodengrenzen finden will, dieser Zusam
menhang vielleicht nicht vorhanden sei. Prof. Troll antwortet: Sicher sind die Grenzen der
Ökotope keine scharfen Trennungslinien. Auch in einem Catenakomplex zwischen Talsohle
und Hügelkamm, bei dem wir etwa am Beispiel der Schluchtwald-Savannen nur zwischen
Feuchtwald im Tal und Grasland auf den Rücken unterschieden, wechseln Bodenprofil und
Bodenform entlang dem ganzen Hang. Dies ist das Ergebnis genetischer Vorgänge (Hang
abtrag etc.), z.T. aus vergangenen Klimaperioden. Dies zu klären, ist Aufgabe der Morphologie
und Pedologie. Das Luftbild gibt uns beides nicht. Es bietet nur morphographische und boden-
topo^graphische Tatsachen. Es liefert uns aber auch für das Studium der Landschaftsgenetik
etwas unersetzliches, nämlich geordnete Raumbilder. Die naturräumliche Gliederung soll mit
Hilfe der Luftbilder Ordnung schaffen in der Fülle der Naturerscheinungen.