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SYMPOSIUM PHOTO INTERPRETATION, DELFT 1962
wichtig, erosionsbedrohte Teile der Feldmark zu erkennen und Schutzmass
nahmen in Schlagaufteilung, Heckenpflanzung, Wege- und Grabenführung
einzuplanen.
Die Anfälligkeit eines Hanges gegenüber der Wassererosion ist nicht nur
von Hangneigung, Boden und Einteilung in Besitzparzellen abhängig, über
die entsprechende Karten Auskunft geben können, sondern auch von Fak
toren, die keiner Karte zu entnehmen sind: vom Kleinrelief des Hanges, von
der Beackerungsrichtung, der Aufteilung in Betriebsparzellen und der vor
herrschenden Kulturart.
Wo die Karte als Grundlage für die Neuplanung nicht mehr weiterhilft,
kann das Luftbild wertvolle Hinweise geben. Aus ihm sind Betriebsparzellie
rung, vorherrschende Kulturart und Beackerungsrichtung zu ersehen. Auch
das Relief der Flur wird in stereoskopischer Betrachtung des Luftbildes
unter gleichzeitiger Benutzung der Karte besser verdeutlicht. Besonders wich
tig ist das Erkennen von Kleinformen wie Hangdellen und Hohlhangrinnen,
die als Wassersammler und -Leitbahnen in besonderem Masse eines Erosions
schutzes bedürfen.
Unter Hohlhangrinnen verstehen wir zum Unterschied von scharf einge
schnittenen und kurzlebigen Erosionsrissen mehr oder weniger breite und
flach eingesenkte, leicht V-förmige Rinnen, die den tiefsten Stellen eines Hohl
hanges folgen. Sie verdanken ihre Ausprägung der immer wiederholten Ero
sionswirkung des im Hohlhang rinnenförmig gesammelten Niederschlags
wassers. Durch die Pflugwirkung wird ihre Form verflacht, der nächste Stark
regen aber wäscht sie erneut aus. Bei dichtstehender Feldfrucht werden solche
Rinnen in flachen Hohlhängen leicht übersehen, da sie oft nur wenige Dezi
meter gegenüber ihrer Umgebung eingetieft sind. Im Luftbild dagegen treten
sie wegen ihrer höheren Bodenfeuchtigkeit als längliche dunkle Streifen meist
gut hervor.
Ein Beispiel für die Erkennbarkeit solcher Hohlhangrinnen im Luftbild,
aber auch für die Gefahr, die sie nicht nur für die dort liegenden Felder, son
dern auch für die Siedlungen darstellen können, bieten einige Luftaufnahmen
vom Dorfe Oelber am Weissen Wege im SW von Salzgitter bei Braunschweig.
Das Dorf liegt im Tal des Oelberbaches, 120-125 m über NN. Zu beiden
Seiten steigen die Höhen des Salzgitter-Höhenzuges bis auf über 200 m NN an.
Die Hänge tragen Lösslehm, der am Waldrand über Kreidekalken und
Mergeln ausstreicht. Die grossen Ackerschläge am Südostrand des Dorfes ge
hören zum Gut Oelber. Hier steigt der Hang mit 4-6° Neigung zum Wald
hin an und versteht sich zwischen Feldrain und Wald auf 9-10°. Während
der steile Teil des Hanges einheitlich abfällt, sind im dorfnahen flacheren
Teil drei sanfte Hohlhänge mit Hohlhangrinnen ausgebildet. In einer Luft
aufnahme der R.A.F. vom 25.9.1956, 9.30 Uhr; siehe abb. 1), sind die drei
Hohlhangrinnen als dunkle, aufeinander zulaufende Streifen im Grosschlag
südöstlich des Dorfes zu erkennen. Ob die aus dem Feld im Waldeck
konzentrisch auf die mittlere Hohlhangrinne zulaufenden hellen Striche
Erosionsrisse sind ; ist nicht sicher auszumachen, jedoch wahrscheinlich. Die