Full text: Lexikon der Astronomie

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Aberration. 
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werden, liegen Morgen - und A. nach S. 
hin, für die nördlich vom Äquator gele 
genen Sterne liegen beide nach N. zu. 
Die Größe der Morgen- und A. hängt 
nicht nur vom Orte des Sterns auf der 
Himmelskugel, sondern auch von der geo 
graphischen Breite des Beobachtungöorts 
ab. Am kleinsten, nämlich gleich der De 
klination des betreffenden Sterns, werden 
beide Größen für die Orte am Äquator der 
Erde. Ist überhaupt q die Polhöhe oder 
geographische Breite des Beobachtungs- 
vrts, ü die Deklination des Sterns, so ist 
die A. der spitze Winkel w, welcher der 
Gleichung sin j 
sin w — eos ■■ 
entspricht. Für den Stern Regulus im 
Großen Löwen ist z. B. die Deklination 
12° 33' nördlich, und die Polhöhe von 
Leipzig ist 51° 20'; daher ist für die A. 
w dieses Sterns in Leipzig 
sin 12° 33‘ 0,2173 
sm W cos 510 20' 0,6248 ' 
d. h. sin W — 0,3478, 
und folglich ist die A. w — 20° 21'. 
Vgl. Auf- und Untergang der Gestirne 2). 
Aberration (lat., »Abirrung«) deö 
Lichts nennen wir eine astronomische 
Erscheinung, welche darin besteht, daß 
wir die Himmelskörper nicht ganz genau 
an dem Ort erblicken, an dem sie wirk 
lich stehen, sondern ein wenig nach der 
Seite hin verschoben, nach welcher die Be 
wegung der Erde gerichtet ist. Häufig 
bezeichnet man sie auch als A. der Fix 
sterne, obgleich sie sich bei allen Him 
melskörpern merklich macht. Ihren Grund 
hat sie darin, daß die Geschwindigkeit, mit 
welcher die Erde sich in ihrer Bahn fort 
bewegt, und die Geschwindigkeit des Lichts 
in einem bestimmten endlichen Verhältnis 
stehen. Stünde die Erde still, so würdedie A. 
nicht existieren, und ebenso würde es sein, 
wenn daS Licht gar keine Zeit zu dem Durch 
laufen des Raums brauchte, wenn also 
seine Geschwindigkeit unendlich groß wäre. 
1) Um uns den Vorgang zu verdeut 
lichen, wollen wir annehmen, die beiden 
parallelen Geraden a und b in der bei- 
stehendeu Fig. 1 stellen die gegenüberlie 
genden Wände eines Eisenbahnwagens 
■f) fC/ SvUfaiA+jLht 
vor, und wir wollen unö ferner denken, 
auf die Wand a trifft bei A unter einem 
rechten Winkel eine Kugel, durchbohrt die 
Fig. l. 
Aberration. 
Waud a und trifft nachher auf die Wand 
b. Steht der Wagen still, so wird dieses 
Auftreffen bei B erfolgen, wobei AB recht 
winkelig zu den Linien a und b steht. 
Wir wollen unö aber denken, während die 
Kugel die Breite deö Wagens durchfliegt, 
sei der in Bewegung befindliche Wagen 
um das Stück BC fortgerückt, so daß bei 
Ankunft der Kugel an der Wand b der 
Punkt C sich an der früher von B ein 
genommenen Stelle befindet. Eine Ver 
gleichung der beiden Öffnungen, welche 
die Kugel in die Wände a und b geschla 
gen hat, wird daher zu dem Schluß füh 
ren, daß die Kugel in der schrägen Rich 
tung AO durch den Wagen gegangen, 
welche mit der Richtung AB den Winkel 
«einschließt. Es gewinnt demnach den An 
schein, als sei die Kuyel nicht in der Rich 
tung MA, sondern in der Richtung PA 
gekommen, oder als sei sie hergekommen 
von einem Punkt P, der gegen ihren - 
wahren Ausgangspunkt LI verschoben ist 
nach der Richtung hin, nach welcher der ! 
Wagen sich bewegt 
Denken wir uns jetzt anstatt der Kugel 
einen Lichtstrahl, anstatt des Wagens die 
Erde und speziell statt der Wandungen 
a und b das Objektiv- und das Okular 
glas eines Fernrohrs, so ist auö dem Vor 
hergehenden ersichtlich, daß man dieses 
letztere in die Richtung AO wird bringen 
müssen, wenn der Lichtstrahl in der Achse 
desselben vom Objektiv zum Okular gelan 
gen soll, wenn also ein durch das Fern 
rohr durchsehender Beobachter den Stern, 
von dem das Licht ausgeht, wirklich er 
blicken soll. Bei dem Bemühen des Beob- 
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