Erde.
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Fallraum, aber dieZugluft wirkte störend.
1802 wiederholte indessen Benzenberg
diese Versuche am Michaelistnrm zu Ham
burg bei 235 Fuß und 1804 in einem
Kohlenschacht bei Schlebusch in der Graf
schaft Mark bei 262 Fuß Fallhöhe. Am
erstcrn Ort erhielt er 4,3, am letztern 5,i
Linien Abweichung, während Gauß 4,o
und 4,6 berechnete. Versuche endlich, welche
der Freiberger Professor Reich 1831 im
Dreibrüderschacht bei 488 Fuß Fallhöhe
ausführte, ergaben 12,6 Linien Abwei
chung nach O. Die Theorie verlangt übri
gens auch eine kleine Abweichung nachS.;
dieselbe ist aber äußerst unbedeutend, und
die weit größer» südlichen Abweichungen,
welche sich bei einigen Fallversuchen er
geben haben, sind alö Beobachtungsfehler
zu betrachten.
8) Einen viel mehr in die Augen fal
lenden und auch einer größer» Versamm
lung vorzuführenden Beweis für dieAchsen-
drehung der E. hat endlich 1851 der fran
zösische Physiker Foucault mit seinem
Peudelversuch geliefert; vgl. Foucaultscher
Pendelversuch.
9) Einen Beweis für die Drehung der
E. um ibre Achse liefern auch die Erschei
nungen, welche uns die Winde darbieten.
Wenn ein auö höhern Breiten kommen
der Luftstrom (ein sogen. Polar ström)
weiter nach S. vorrückt, so muß derselbe,
da er die geringere Rotationsgeschwindig
keit seines Heimatsorts mitbringt, mehr
und mehr gegen die Orte, über welche er
hinstreicht, bei der Bewegung nach O. zu
rückbleiben, weshalb er aus O. zu wehen
scheint. Umgekehrt muß ein aus äquato
rialen Regionen kommender Strom (ein
Aquatorialstrom) beim Vordringen
in höhere Breiten mehr und mehr eine
westliche Richtung annehmen. Dies kön
nen wir in der That alltäglich wahr
nehmen: jeder Nordwind geht allmählich
in NO., jeder Südwind in SO. über.
Besonders großartig zeigen diese Erschei
nungen aber die Passatwinde, die im Nord
atlantischen Ozean zwischen 10 und 30°
Breite an der Meeresfläche von NO. nach
SW. wehen, vährend die hoch gehenden
Wolken darüber einen in der Richtung
von SW. nach NO., vom Äquator nach
dem Pol hin, abfließenden Luftstrom an
zeigen.
Auf demselben Prinzip beruht es, daß
auf einer in der Richtung des Meridians
liegenden Eisenbahn eine von S. nach N.
laufende Lokomotive mit dem Spurkranz
ihres rechten Rades die rechts (östlich) lie-
gendeSchiene nachO. zu verschieben sucht,
während eine von N. nach S. laufende
Lokomotive umgekehrt die westliche Schiene
weiter nach W. zu schieben sucht. Wird
ein Geleise nur in der einen Richtung be
fahren, so muß die Entfernung beider
Schienen allmählich zunehmen, wie man
beispielsweise an der Hamburg-Harburger
Eisenbahn bemerkt hat, wo dieseZunahme
8 cm in einem Vierteljahr beträgt.
Nach Angabe des russischen Akademikers
v. Bär haben auch die von N. nach S.
oder umgekehrt fließenden Ströme dieTeu-
denz, ihr rechtes User im erstern Fall wei
ter nach W., im letztern weiter nach O.
zu rücken.
10) Die Rotationsdauer der E. ist eine
Größe, die entweder vollständig oder doch
so gut wie vollständig unveränderlich ist,
und sie bildet deshalb die Grundlage un
srerZeitmessung. Über die Gründe, welche
für eine, wenn auch äußerst unbedeutende
Änderung dieser Größe sprechen, vgl.
Tag 1).
11) Die E. ist allseitig umgeben von
einer Lufthülle, der Atmosphäre, die
ein Gemenge von 79 Raumteilen Stick
stoff und 21 Raumteilen Sauerstoff (77
Gewichtsteile von erstcrm und 23 von letz-
term) bildet, welches noch eine geringe
Menge Kohlensäuregas, durchschnittlich
4 Raumteile auf 10,000 Raumteile Luft,
und außerdem allerhand organische Zer
setzungsprodukte, besonders aber Wasser
dampf in wechselnden Quantitäten ent
hält. Die Höhe der Atmosphäre ist nur
unsicher bekannt, wie sich schon deshalb er
warten läßt, weil jedenfalls keine scharfe
Grenze derselben existiert. Vielmehr nimmt
ihre Dichte mit steigender Erhebung über
den Boden mehr und mehr ab. Aus
den Dämmerungserscheinungen läßt sich
schließen (vgl. Dämmerung), daß eine
Höhe von etwa 79 km die äußerste ist, in
welcher die Lust noch merklich Licht zu re-