Aberration.
Pol der Ekliptik an, dessen Breite
also 90° beträgt, so bemerken wir leicht,
daß die von ihm kommenden Lichtstrahlen
immer rechtwinkelig zur Erdbahn sind, es
wird also die A. immer 20,45" betragen.
Wir werden demnach den Stern nicht in
demPol, sondern 20,45"von demselben ent
fernt erblicken, er wird im Lauf des Jahrs
einen kleinen Kreis von 20,45' Halbmesser
um den Pol der Ekliptik beschreiben.
8) Wir wollen endlich einen Stern be
trachten, dessen Breite ß zwischen 0 und
90° liegt. In den Syzygien, d. h. wenn
er in Konjunktion oder in Opposition steht,
fallen die von ihm kommenden Lichtstrahlen
senkrecht auf
Fig. 4. ¿j e Richtung
der Erdbewe
gung ; wir
können uns
denken, daß
inFig. ^wel
che die Kon
junktion dar
stellt, die Erde
E, die Sonne
0 und der
Stern 8 in der Ebene des Papiers liegen,
während die Bewegung der Erde von E
aus senkrecht zu dieser Ebene erfolgt. So
nach beträgt die A. hier 20,45", eö wird
die Länge des Sterns in der Konjunk
tion um soviel vermindert, in der Oppo
sition um soviel vergrößert, seine Breite
erfährt keine Veränderung.
Anders ist es
Aberration in Breite in
den Syzygien.
Fi-I- 5.
Aberration in Länge in
den Quadraturen.
einander ein. In Fi
Stern und die Erde,
in den Quadra
turen: hier lie
gen die Rich
tung der Erd
bewegung und
der Lichtstrahl,
der von dem
Stern zur Erde
kommt, in ei
ner zur Eklip
tik senkrechten
Ebene, u. beide
schließen den
Winkel ß mit-
5 seien 8 uiibE der
T sei die Geschwin
digkeit der letztem, die Sonne 0 muß man
sich außerhalb der Papierebene denken, so
daß die Linie E0 senkrecht auf dieser Ebene
steht. Zerlegen wir hier die Geschwindigkeit
der Erde in zwei Komponenten, die eine in
Richtung des Lichtstrahls, die andre senk
recht dazu, so ist die erstere gleich der Erd
geschwindigkeit mal cos ß, die letztere EN
gleich der Erdgeschwindigkeit mal sin ß.
Nur die letztere trägt zur A. bei, und diese
ist daher 20,45" - 8Ü13. Da aber die Ebene,
in welcher jetzt der Lichtstrahl und die Erd
bewegung liegen,rechtwinkelig auf derRich-
tung steht, welche die Erdbewegung in den
Syzygien hat, so erfolgt die scheinbare Ver
schiebung in den Quadraturen in einer
Richtung, die senkrecht auf der in den Syzy
gien von statten gehenden steht. Erstereer
folgt nun in Länge, letztere also in Breite.
Die Folge ist die, daß der Stern in den
Syzygien die wahre Länge hat, daß
aber seine Breite um 20,45"-8in^ ver
mehrt oder vermindert ist. Für die
jenigen Stellungen, welche zwischen Syzy
gien und Quadraturen liegen, treten Ver
schiebungen sowohl im Sinn der Länge
als in der Breite ein. Eine nähere Un
tersuchung gibt das Resultat:
Ein Stern von der Breite ß beschreibt
infolge der A. im Lauf eines Jahrs
eine kleine Ellipse, deren Mittelpunkt der
wahre Ort des Sterns ist, deren große
Halbachse 20,5" beträgt und parallel zur
Ekliptik liegt, während die kleine Halb
achse den Wert 20,5" - 8in ß hat. In den
Syzygien steht der Stern in den Endpunk
ten der großen Achse, wir sehen ihn in der
wahren Breite, die Verschiebung in der
Länge hat aber dann ihren größten Wert
4; 20,45"; in den Quadraturen dagegen
steht er in den Endpunkten seiner kleinen
Achse, die Länge ist nickt geändert, die
Verschiebung in der Breite aber hat
ihren größten Wert ^ 20,45" - 8in ß.
Diese Regel umfaßt natürlich die in 6)
und 7) gegebenen, und man erhält die letz
tem, wenn man ß = 0 und ß — 90° setzt.
9) Für die praktische Astronomie ist die
genaue Kenntnis der A. deshalb von Wich
tigkeit, weil wir infolge derselben die
Sterne nicht an ihrem wahren, sondern
andem scheinbaren oder apparenten