Full text: Lexikon der Astronomie

142 Feronia — 
wähnt, bei gegebenem Objektiv von der 
Brennweite des Okulars ab, die ungefähr 
Mischen 5 und 55 cm variieren kann. Bei 
Objektiven (Linsen oder Spiegeln) von 
großer Brennweite läßt sich nun die Ver 
größerung sehr weit treiben, das 40füßige 
Spiegelteleskop des ältern Herschel gestat 
tete z. B. 7000fache Vergrößerung; aber 
praktische Verwendung finden so starke 
Vergrößerungen nicht, weil die Bilder zu 
lichtschwach lind daher undeutlich werden. 
Herschel wandte meist nur2—500facheVer- 
größerung an, Rosse etwa 300—2000fache. 
Dem obenerwähnten Dorpater Refraktor 
abFraunhofer nur eine Vergrößerung von 
00; später zeigte es sich, daß er eine 1000- 
fache sehr wohl vertrug. An dem Washing 
toner Refraktor von 26 Zoll (66 cm) Öff 
nung und fast 10 m Brennweite wird meist 
mit 800facher Vergrößerung beobachtet; 
derselbe gestattet aber noch 1120- und bei 
besonders günstiger Witterung 1320fache. 
Feronia, Planetoid (72). 
Feuerkugeln (Boliden), Helle Lichter 
scheinungen am Himmel, nicht selten von 
der scheinbaren Größe des Vollmonds, die 
plötzlich aufleuchten, bisweilen mit ihrem 
Glanz die ganze Gegend erhellen, ja in ein 
zelnen Fällen selbst bei hellem Sonnenschein 
sichtbar sind und, nachdem sie einige Se 
kunden lang eine Bahn beschrieben, wieder 
verschwinden, häufig indem sie unter hef 
tigem Getöse zerspringen, wobei in vielen 
Fällen Eisen- oder Steinmassen, soffen. 
Meteorite (s. d.), zu Boden stürzen. 
Kleinere Erscheinungen dieser Art, die 
geräuschlos, oft nur wie phosphoreszie 
rende Punkte am Himmel dahinziehen, 
nennt man Sternschnuppen (s. b.); 
doch ist ei» durchgreifender Unterschied 
zwischen beiden Erscheinungen nicht mög 
lich, und nicht selten erscheint eine Feuer 
kugel im ersten Teil ihrer Bahn als Stern 
schnuppe. 
Während Sternschnuppen in jeder stern 
hellen Nacht zu beobachten sind, gehören 
größere F. schon zu den seltenern Erschei 
nungen ; doch hat die Zahl der beobachte 
ten Erscheinungen dieser Art beträchtlich 
zugenommen, seit man ihnen mehr Auf 
merksamkeit zuweudet. Nach einer Zu- 
sainmenstellung von Arago wurden vor 
Feuerkugeln. 
Christi Geburt 3, 
sodann nach 
Christi 
Geburt un 
1. Jahrh. . . 
. 7 
10. Jahrh.. . 
. 27 
2. - . . 
. 2 
11. - . . 
. 29 
3. - . . 
. 1 
12. - . . 
. 4 
4. - . . 
. 17 
13. - . . 
. 8 
5. - . . 
. 3 
14. ... 
. 7 
6. » . . 
. 20 
15. -.. 
. 13 
7. - . . 
. 13 
16. -.. 
. 12 
8. - . . 
. 13 
17. - . . 
. 39 
9. - . . 
. 14 
18. - . über 100 
beobachtet. Gegenwärtig vergeht fast kein 
Monat, ohne daß über das Erscheinen 
einer glänzenden Feuerkugel berichtet wird. 
Die Farbe ist sehr verschieden, doch 
herrschett die weißen vor: unter 404 F. 
fand Jul. Schmidt 344 weiße, 11 gelbe, 
23 rote und 34 grüne. Der Glanz ist oft 
so groß, daß er den des Vollmonds über 
trifft. Die große Feuerkugel vom 4. März 
1863, welche nicht nur in den Niederlan 
den, Rheinland-Westfalen, Hannover, 
Hessen, sondern auch in England über 
einen Flächenraum von mehr als 880,000 
giern sichtbar war, verbreitete trotz hellen 
Mondscheins ein so grelles Licht, daß Häu 
ser, Bäume re. scharfe Schatten warfen 
und in manchen Orten die Bewohner voll 
Schreck aus den Häusern stürzten. Selbst 
bei Tage werden manche F. sichtbar, und 
A. v. Humboldt berichtet, daß 1788 
einer seiner Freuitde in der südamerika 
nischen Stadt Popayan sein ganzes Zim 
mer durch eine Feuerkugel erleuchtet fand. 
Derselbe stand mit dem'Rücken gegen das 
Fenster, und als er sich umdrehte, war noch 
ein großer Teil des vom Meteor durchlau 
fenen Wegö hell glänzend sichtbar. Eine 
ähnliche, bei hellem Sonnenschein sichtbare 
Feuerkugel ward auch 25. März 1878, vor 
mittags 10 Uhr, an verschiedenen Punkten 
von Schottland und Nordengland gesehen. 
Sie erschien am östlichen Himmel und ging 
in schwach geneigter Bahn nach N. In 
Dundee sah man, wie sie in zahllose Stücke 
zersprang. 
Größere F. hinterlassen nicht selten einen 
leuchtenden Schweif, der noch einige Zeit 
sortleuchtet, nachdemdie Haupterscheinung 
bereits verschwunden ist. In einzelnen Fäl 
len wird dieses Nachleuchten sogar ziemlich 
lange beobachtet. So berichtet Professor
	        
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