Feuerkugeln. 143
Hagen in Basel, daß eine Feuerkugel,
welche 11. Juni 1867 in der Schweiz, im
Salzburgiscken, in Bamberg, an verschiede
nen Orten Westfalens sowie auch in Paris
und dessen Umgegend gesehen wurde, einen
wolkenähnlichen, weißen Streifen hinter
ließ, der anfangs eineschraubenähnlicheGe-
stalt hatte, dann aber seine Form mehrfach
änderte und erst nach einer vollen Stunde
völlig verschwunden war. Es istwahrschein-
lich, daß diese leuchtenden Schweife glühen
den Staubteilchen, die von der Hauptmasse
des Meteors herstammen, ihren Ursprung
verdanken, und vielleicht ist der kosmische
Staub, auf den zuerst Freiherr v. Rei
che nbach aufmerksam gemacht hat, glei
chen Ursprungs. Vgl. Meteorite.
Die meisten F. zerspringen unter Fun
kensprühen, oft mit kanonenschlagähn
lichem Getöse, und in vielen Fällen hat man
Stein- und Eisenmassen aus ihnen nieder
stürzen sehen, sogen. Meteorsteine, die in
heißem Zustand auf den Boden auftresfen
und mehr oder minder tief in denselben ein
schlagen. Nur die wenigsten dieser Massen
werden aufgefunden, selbst in bewohnten
Gegenden; viele sind auch der Zerstörung
durch den Einfluß der Luft und Feuchtigkeit
ausgesetzt, und nur die Eisenmassen sind
es hauptsächlich, die sich lange Zeit auf und
in dem Erdboden erhalten und durch ihre
chemische und physikalische Beschaffenheit
(Gehalt an Nickel und die sogen. Wid-
manstättschen Figuren auf geätzten polier
ten Schnittflächen) ihren meteorischen Ur
sprung kundgeben. Einzelne Museen,
wie das Britische Museum in London,
das Wiener Hofmineralienkabinett, die
Universitätsmuseen in Berlin und Göt
tingen, das Museum der Naturgeschichte
in Paris, die Privatsammlungen der Her
ren Shepard und Greg in London sowie
die jetzt der Tübinger Universität gehörige
Sammlung des Freiherrn v. Reichenbach,
sind sehr reich an Meteoriten. Über die
nähere Beschaffenheit dieser Körper und
ihre Herkunft ist im Art. »Meteorite« das
Nötige gesagt; hier soll nur noch die Bahn
der F in der Atmosphäre besprochen werden.
Die Berechnung der Höhe, in wel
cher eine Feuerkugel ausblitzt, ist auf sehr
einfache Weise mit Hilfe der ebenen Tri
gonometrie ausführbar, wenn mehrere
an möglichst entlegenen Orten befindliche
Personen die Himmelsrichtung und die
scheinbare Höhe, in welcher das Aufblitzen
erfolgt, bestimmen. Dieselbe Bemerkung
gilt auch für den Ort des Zerspringens
oder Erlöschens des Meteors. Zu dem
Zweck merke sich der Beobachter möglichst
genau die Stelle des Himmels, an welcher
er das Meteor zuerst oder zuletzt erblickt,
indem er die Lage des betreffenden Punk
tes in Beziehung bringt zu benachbarten
Sternen. Himmelsrichtung (Azimut) und
Höhe lassen sich dann nachträglich an einem
Himmelsglobus mit der für solche Bestim
mungen ausreichenden Genauigkeit er
mitteln; man hat nur nötig, den Globus
für den betreffenden Beobachtungsort und
die richtige Zeit zu orientieren, durch den
Stern, bei welchem das Meteor gesehen
wurde, den beweglichen Höhenkrcis zu
legen, der zum Globus gehört, und kann
nun an diesem Kreis die Höhe und auf
dem Horizontalkreis das Azimut ablesen.
Vgl. Globus. Hat man nun von ver
schiedenen Beobachtungsorten derartige
Angaben, so zieht man auf einer Landkarte
von den verschiedenen Orten aus gerade
Linien nach den beobachteten Himmels
richtungen. Sind die Beobachtungen
einigermaßen genau, so werden sich diese
Linien wenigstens näherungsweise in
einem Punkt schneiden, dem Ort, über
welchem das Meteor zur Zeit seines Auf-
blitzens oder Erlöschens stand. Erkundi
gungen an Ort und Stelle werden diesen
Punkt A genauer finden lassen. Kennt
man denselben, und ist außerdem dieschein-
bare Höhe, d. h. der Höhenwinkel u, be
kannt, unter welchem das Meteor 6 vom
Beobachtungspuukt E aus gesehen worden
(vgl. Fig. 1), so entnimmt man von der
Karte die Länge AE uno erhält dann
(vgl. Trigonometrie) für die Höhe A C