Full text: Lexikon der Astronomie

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Feuerkugeln. 
den Wert Aö — AE- tan u. So 
wurde beispielsweise 3. De). 1861, abends 
6 Uhr 54 Min. Berliner Zeit, an vielen 
Orten Norddeutschlands eine Feuerkugel 
von auffälliger Größe und Lichtintensität 
beobachtet. Aus den verschiedenen Berich 
ten fand Professor Heis in Münster, 
daß das Aufleuchten über einem Punkt 
in der Nähe von Burg bei Magdeburg, 
das Zerplatzen aber über einer Stelle 
zwischen Zörbig und Bitterfeld erfolgt sei. 
Das Aufblitzen wurde in Peckeloh, 37 
Meilen von Burg entfernt, in 36,6° Höhe 
und in Schueidemühl, in 45 Meilen Ent 
fernung, in der Höhe von 32,2° beobachtet. 
Aus der erstern Angabe ergibt sich die 
Höhe—37 • tan 36,6°—37 - 0,7428=27,5 
Meilen, aus letzterer aber 45-tan 32,3° — 
45-0,6322 — 28,4 Meilen; der Mittelwert 
beträgt 28 Meilen. Das Zerplatzen wurde 
in Jöllenbeck und Schneidemühl, 34 und 
49 Meilen von Zörbig entfernt, in schein 
baren Höhen von 20,2° und 14° gesehen. 
Für die wahre Höhe folgen daraus die 
Werte 34-tan 20,2° — 34-0,3680 —12,5 
Meilen und 49 - tan 14° — 49-0,2493 — 
12,2 Meilen, aus denen sich der Mittel 
wert 12,4 Meilen ergibt. Nach Ausfüh 
rung dieser Rechnungen ist es auch leicht, 
das beobachtete Stück der Bahn des Me 
teors zu ermitteln, unter der Voraus 
setzung, daß dasselbe geradlinig ist. Be- 
deuten nämlich in Fig. 2 A und B die 
beiden Punkte, über welchen das Auf 
leuchten und Zerplatzen stattfand, und 
welche, wie eine Messung auf der Karte 
zeigt, 11,8 Meilen voneinander entfernt 
sind, und trägt man in A und B die ver 
tikalen Linien AC und AD von 28 und 
12,4 Meilen Höhe ab, so ist der Abstand 
CD die gesuchte Länge. Zieht man noch 
DE parallel mit B A, so erscheint CD als 
ypotenuse des rechtwinkeligen Dreiecks 
D F, dessen Katheten CE —28 — 12,4 
— 15,6 und DE — 10,8 Meilen sind; 
nach dem Pythagoreischen Lehrsatz ist da 
her das Quadrat der Hypotenuse 15,6 2 -f- 
10,8 2 — 243,36 + 116,64 — 360; die 
Wurzel daraus gibt die gesuchte Länge 
CD zu (fast) 19 Meilen. Der Winkel v, 
unter welchem die Feuerkugel in der Bahn 
CD abwärts ging, wird gegeben durch 
tan v — — 1,4444, woraus mittels 
10,8 
der Tafel der trigonometrischen Funktionen 
folgt v — 55Vg°. Die Zeit, während 
welcher das Meteor seine Bahn beschrieb, 
wird verschieden, zu 3—5 Sekunden, ange 
geben. Nimmt man das Mittel, 4 Sekun 
den, so ergibt sich die Geschwindigkeit in der 
Sekunde zu 19 M — 4 3 M Meilen. Derartige 
Berechnungen sind schon imvorigenJahr- 
hundert, noch ehe man eine Idee von dem 
kosmischen Ursprung der F. hatte, ausge 
führt worden. Bereits 1764 veröffentlichte 
der Prediger an der Dreifaltigkeitskirche 
in Berlin, Joh. Esaias Silberschlag, 
eine »Theorie der 28. Juli 1762 erschiene 
nen Feuerkrmel«, in welcher er berechnete, 
daß dieses Meteor bei seinem Aufleuch 
ten 19 geogr. Meilen oberhalb der Stadt 
Aeitz, beim Zerplatzen aber AVz Meilen 
überm Dorfe Falkenahe bei Potsdam ge 
standen, und daß sein Durchmesser 503 
Toisen betragen habe. Die Entstehung 
desselben schrieb er den Dünsten der zahl 
reichen Menschen- und Pferdeleichen zu, 
die im heißen Sommer jenes Jahrs auf 
den Schlachtfeldern verwesten. Erst seit 
1798 wurden korrespondierende Beobach 
tungen von zwei verschiedenen Punkten 
aus angestellt, um die Bahnen von F. 
und Sternschnuppen zu ermitteln, nnd 
zwar von Brandes und Benzen 
berg, die damals in Göttingen studier 
ten. Da dieselben bedeutende Höhen, die 
zum Teil bis au die gewöhnlich angenom 
mene Grenze der Atmosphäre reichten, 
sowie große, planetarische Geschwindigkei 
ten fanden, so war der kosmische Charak 
ter der Erscheinungen im Einklang mit 
der Chladuischcn Theorie von dem Her 
kommen der Meteorite (s. d.) erwiesen. 
Seitdem haben sich zahlreiche Beobachter
	        
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