Full text: Lexikon der Astronomie

Finsternisse (Sonnenfinsternisse). 149 
nis war daher IT^öllig (1,43 Monddurch 
messer liegen im Schatten). 
6) Die Dauer einer totalen Mondfin 
sternis kann mit Einschluß der partiellen 
Verfinsterung am Anfang und Ende höch 
stens ungefähr 4 Vs Stunden betragen, wo 
von etwa die Hälfte auf die Totalität fällt. 
Um die Gegenden, welche die Finster 
nis sehen können, zu ermitteln, bringe 
man auf einem Erdglobus denjenigenOrt, 
welcher den Mond im Zenith hat, an die 
oberste Stelle; dann ist die Finsternis auf 
der ganzen obern Hälfte der Erde sichtbar. 
Der fragliche Punkt aber ist leicht zu fin 
den, denn seine geographische Breite ist 
gleich der Deklination des Mondes, und 
wenn man die bekannte Zeit der betreffen 
den Phase der Finsternis mit t bezeichnet, 
so ist seine Länge 12^—t östlich von dem 
jenigen Orte, dessen Zeit man benutzt. 
Da Sonne und Mond bei einer Mond 
finsternis in Opposition stehen, so steht 
für einen Beobachter der Finsternis die 
Sonne unterm Horizont. Nur wenn die 
Finsternis nahe am Horizont stattfindet, 
kann es durch die Wirkung der atmosphä 
rischen Strahlenbrechung geschehen, daß 
beide Himmelskörper zugleich über dem 
Horizont sichtbar sind. Das seltene Schau 
spiel einer solchen horizontalen Mond 
finsternis hatte z. B. Paris 19. Juli 1750 
und Greifswaid 6. Dez. 1862. 
7) Nur in seltenen Fällen verschwindet 
der Mond bei totalen Finsternissen gänzlich 
unsern Blicken. Die älteste derartige Be 
obachtung rührt von K e p le r 9. Dez. 1601 
her; ebenso konnte Hevel bei der tota 
len Finsternis vom 25. April 1642 den 
Mond mit den verschiedensten Vergröße 
rungen selbst durch dasFernrohr nicht fin 
den, obgleich die Luft heiter, der Himmel 
klar und mit funkelnden Sternen bedeckt 
war. Desgleichen war 10. Juni 1816 der 
Mond in London selbst mit dem Fernrohr 
nicht zu sehen. In andern seltenen Fäl 
len waren bloß einzelne Teile der Mond 
scheibe schwach wahrnehmbar. In der Re 
gel erblickt man den Mond während einer 
totalen Finsternis rot in verschiedenen 
Nüamen, bei großer Entfernung des Mon 
des von der Erde ins Feuerrote und Glü 
hende übergehend. Dabei ist die Färbung 
nicht gleichmäßig auf der ganzen Scheibe, 
vielmehr sind einige Stellen dunkler. Zu 
gleich ändert sich auch die Farbe mit dem 
Fortschreiten der Finsternis. Schon im Al 
tertum hatten sich die Griechen eine eigen 
tümliche Theorie ausgebildet über die ver 
schiedenen Farben, die der verfinsterte Mond 
in verschiedenen Stunden der Nacht zeigt. 
Kepler hat darauf hingewiesen, daß das 
Ganze eine Folge der Strahlenbrechung 
ist: die Sonnenstrahlen werden bei ihrem 
Durchgang durch die Erdatmosphäre abge 
lenkt und in den Schattenkegel geworfen. 
In der Erdatmosphäre verlieren sie aber 
einen Teil ihres Lichts durch Absorp 
tion, und so erklärt sich die Abhängigkeit 
der Färbung des Mondes von dem Zu 
stand der Atmosphäre in den Regionen, 
die am Rande des Schattens liegen: ist 
die Luft hier sehr rein, so ist die Färbung 
hellrot, bei dunstiger Luft aber tritt eine 
dunklere Färbung ein. Welche eigentüm 
liche Verhältnisse in der Durchsichtigkeit 
der Luft das völlige Unsichtbarwerden des 
verfinsterten Mondes bedingen, wissen 
wir noch nicht. 
Schließlich geben wir noch ein Verzeich 
nis der in den nächsten Jahren eintreten 
den totalen Mondfinsternisse: 
Datum: 
Sichtbar in 
1884, April 10. . . . 
1884, Oktober 4. . . . 
1888, Januar 28. . . 
1888, Juli 23. ... 
1891, Mai 23. ... 
1891, November 16. . 
. . Westeuropa 
1892, November 4. . . 
Sonnenfinsternissc. 
8) Während die Mondfinsternisse wirk 
liche Beschattungen deS Mondes sind, die 
daher auch an allen Orten, wo sie über 
haupt sichtbar sind, genau in derselben 
Weise gesehen werden, haben wir es bei 
den sogen. Sonnenfinsternissen mitbloßen 
Verdeckungen der Sonne durch den Mond 
zu thun, die für den einen Beobachter ein 
treten können, während ein andrer die 
volle Sonnenscheibe erblickt. 
Die Sonnenfinsternisse treten nur ein 
zur Zeit des Neumonds, wenn zugleich die 
Konjunktion des Mondes mit der Sonne 
in der Nahe des einen Knotens der Mond-
	        
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