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Fraunhofer — Fraunhofersche Linien.
Seht mcm beide Werte von PP t einander
gleich und beachtet, daß
ist, so findet man für den Winkel PTPj
de» Wert x = 15". s i n
Dies ist also annähernd der Winkel, um
welchen sich annäherndchic Schwingungö-
ebene des Pendels in einer Sekunde gegen
die Umgebung dreht. In einer Minute
ist die Drehung 60mal so groß, sie beträgt
also 15'-8in P, und in einer Stunde ist
sie abermals 60mal so groß oder
15° 8ÌU <p.
Allgemein also ist die Drehung der Schwin
gungsebene proportional dem Sinus der
geographischen Breite. Sie verschwindet
demnach am Äquator und ist am größten
am Pol.
Foucault stellte erst einen Versuch mit
einem Pendel von 2 m Länge, bestehend
aus einem dünnen Stahldraht mit daran
befestigter Messingkugel von 5 irA Gewicht,
und später mit einem 11 m langen Pendel
im Meridiansaal der Pariser Sternwarte
an. Nachher wurden an vielen Orten der
artige Versuche angestellt, und es sind da
von namentlich die von Garthe im hohen
Chor des Kölner Doms, von Sch werd
im Dom zu Speier und vom Pater Secchi
in der Kirche des heil. Ignatius zu Rom
ausgeführten bemerkenswert. Bei den
Gartheschen Versuchen hatte das Pen
del eine Länge von ungefähr 150 Fuß und
eine Schwingungsdauer von 14 Sekunden;
die Abweichung betrug in einer Stunde
11° 39,5', während sie der Theorie nach
15° - 8iu cp (9, = 50° 56' 32") 15° ■ 0,7764
— 11° 38,8' sein sollte.
Bei Anstellung der Versuche müssen
mancherlei Vorsichtsmaßregeln beachtet
werden. Zunächst darf das Pendel nicht
der Zugluft oder Erschütterungen aus
gesetzt sein. Dann muß man dafür sor
gen, daß dasselbe wirklich in einer Ebene
schwingt. Zu dem Ende lenkt man es
aus seiner Gleichgewichtslage ab und
schlingt einen Faden um die Kugel, die
am untern Ende des Pendels hängt; den
Faden befestigt man an einer Wand und
wartet nun ab, bis das Pendel in schräger
Lage zur Ruhe gekommen ist. Dann
brennt man den Faden vorsichtig durch.
Um die Abweichung besser beobachten zu
können, versieht man die Pendelkugel mit
einer nach unten gehenden Spitze, die
während der Schwingungen über eine
unterhalb des Pendels angebrachte Kreiö-
teilung hingeht.
Fraunhofer, Joseph, geb. 6. März
1787 zu Straubing als Sohn eines ar
men Glasers, gest. 7. Juni 1826 in
München; kam, seit seinem elften Jahr
verwaist, zu dem Glasschleifer Weichsel
berg in München in die Lehre. Als
21. Juli 1801 daS Haus des letztern
mit noch einem andern einstürzte, wurde
der junge F. unter den Trümmern be
graben und konnte nur mit Mühe geret
tet werden. Durch dieses Ereignis wurde
der Kurfürst Maximilian Joseph von
Bayern auf ihn aufmerksam, schenkte ihm
Geld und sagte ihm seine fernere Unter
stützung zu. F. blieb jetzt noch seinem
Handwerk treu, studierte aber in seinen
Mußestunden fleißig Mathematik und
Physik und trat 1806 in das Utzschneider-
sche optische Institut in Benediktbeurn ein,
dessen optische Abteilung er seit 1809 lei
tete, während Reichenbach der mechani
schen vorstand. In Verbindung mit dem
Schweizer Guinand suchte er nun in
das Geheimnis der Fabrikation optischer
Gläser einzudringen, was ihm auch gelang.
Aus dem Institut, von dem F. seit 1809
Teilhaber und seit 1818 alleiniger Direk
tor war, gingen eine Reihe von achro
matischen Refraktoren hervor, die alle
frühern weit hinter sich zurückließen. F.
förderte aber nicht nur die praktische,
sondern in ganz wesentlicher Weise auch
die theoretische Optik, wie seine Unter
suchungen über die Brechungsverhältnisse
der verschiedenen Teile des Sonnenspek-
trumS und die Entdeckung der nach ihm
benannten Spektrallinien beweisen.
Fraunhofersche Linien, die dunkeln
Linien des Sonnenspektrums; einige der
selben sind schon 1802 von Wollaston
wahrgenommen; genauer aber wurden sie
von Fraunhofer 1814 untersucht, welcher
576 ihrer Beschaffenheit und Lage nach
beschrieb, auch die ausfallendsten mit den