Full text: Lexikon der Astronomie

162 
Füllen — Funkeln der Sterne. 
und L westlich vom Kopf. Bei ersterm 
ist das Maximum 3,5, das Minimum 4,5 
Größe, bei letzterm sind diese Grenzen 6,6 
und 12,7 Größe. Südlich von dem Dop 
pelstern «ß 6 steht ein schon für scharfe un- 
bewaffnete Augen kenntlicher Sternhause. 
Füllen (Kleines Pferd, Equu- 
leus), kleines Sternbild zwischen Wasser 
mann, Delphin und Pegasus, auf den 
Karten als ein Pfcrdekopf dargestellt, am 
Himmel kenntlich durch vier ein unregel- 
mäßigesViereck bildendeSterne,« 4.Größe, 
ß, y, ö 5. Größe bezeichnet. Heis gibt in 
demselben 16 mit bloßem Auge sichtbare 
Sterne an, mit Ausnahme von « alle un 
ter 4. Größe, unter ihnen mehrere Dop 
pelsterne und ein vierfacher Stern (£). 
Fundamentalsterne oder Hauptsterne 
nennt man eine Anzahl heller, über den 
Himmel verteilter Sterne, von denen man 
die Rektaszension und Deklination sowie 
die Änderungen, welche diese Elemente 
erleiden, mit größter Sorgfalt bestimmt 
hat, und die deshalb für die Bestimmung 
der Rektaszension und Deklination andrer 
Sterne, bei Bestimmung der Zeit re. als 
Grundlage dienen. Es ist eins der größ 
ten Verdienste Bessels, zuerst auf Grund 
der Beobachtungen Bradleys die ge 
nauen Koordinaten einer Anzahl von 
Sternen und die Änderungen derselben 
bestimmt zu haben. Die Tabelle auf S. 161 
enthält die mittlern, d.h.von derNutation 
befreiten, Örter der F. für den Anfang des 
Jahrs 1862 nack dem Berliner»Jahrbuch«. 
Funkeln dcrSternc(Sz in tillation 
oderBlinken der Sterne) nennt man 
die raschen, oft mit lebhaftem Farbenwechsel 
verbundenen Änderungen der Lichtintensi 
tät, das in schneller Folge sich wiederholende 
scheinbare Berlöschen und Wiederausblitzen 
der Sterne, das wir, in mittlern Breiten 
besonders, am nächtlichen Himmel beob 
achten. Diesezitternde Bewegung, nament 
lich das scheinbare Aufleuchten neuer, vor 
her nicht wahrnehmbarer kleiner Sterne, 
dient wesentlich zur Belebung des An 
blicks, den uns der Himmel ii?sternhellen 
Nächten bietet. In den Tropengegenden 
wird das Funkeln in der trocknen Jahres 
zeit nur bis zu 15 bis 20° Höhe überm 
Horizont beobachtet, während in den 
höhern Regionen die Sterne in gleich 
förmigem, ruhigem Licht erglänzen; naht 
aber die Regenzeit, so wird sie schon viele 
Tage vorher durch das zitternde Licht auch 
der hoch stehenden Sterne angezeigt. Das 
Funkeln ist vorzugsweise den Fixsternen 
eigen, wie schon die alten Griechen bemerkt 
haben. »Die eingehefteten Sterne« (Fix 
sterne), schreibt Aristoteles, »funkeln, 
die Planeten nicht, denn die Planeten 
sind so nahe, daß das Gesicht im stände 
ist, sie zu erreichen; bei den feststehenden 
aber gerät das Auge wegen der Entfernung 
und Anstrengung in zitternde Bewegung.« 
Diese Erklärung stützt sich auf die im Al 
tertum beliebte Vorstellung, daß wir die 
Gegenstände sehen nicht infolge irgend 
welcher Teilchen, die von den Gegenständen 
in unser Ange gelangen, sonderir daß um 
gekehrt Teilchen von unserm Auge nach 
den Gegenständen hingehen, daß wir gleich 
sam Fühler ausstrecken, um die Gegen 
stände wahrzunehmen. Bezüglich der Be 
hauptung, daß die Planeten nicht funkeln, 
ist zu bemerken, daß allerdings die Pla 
neten mit großen Scheiben, wie Jupiter, 
Saturn und auch Mars, uns ein stetiges, 
ruhiges Licht zeigen, daß aber der Merkur 
und auch die Venus ähnlich wie die Fixsterne 
ein zitterndes Licht haben. Der schweize 
rische Physiker Dufour in Morges hat 
aus mehrjährigen Beobachtungen dieser 
Erscheinung die folgenden drei Gesetze ab 
geleitet: 1) Unter sonst gleichen Umständen 
funkeln die roten Sterne weniger als die 
weißen. 2) Außer dicht am Horizont ist das 
Funkeln proportional dem Produkt aus 
der Dicke der Luftschicht, welche der von 
dem Stern kommende Lichtstrahl durch 
läuft, in die zu der Höhe desselben gehörige 
Refraktion. 3) Außer dem Einfluß der 
Farben gibt es bei dem F. d. S. noch andre 
wesentliche Unterschiede, die von den Ster 
nen selbst, von der Natur ihres eignen Licht- 
prozesseS herzurühren scheinen. Arago 
hat die Erscheinung durch das Prinzip 
der Interferenz zu erklären versucht. Den 
Lichtstrahl, der von einem leuchtenden 
Punkt in unser Auge kommt, haben wir 
uns als einen Wellenzng zu denken, der 
in dem Lichtätber erregt ist, welcher den 
ganzen Weltraum erfüllt. Nun kann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.