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Galaktisch - Galilei.
G.
Galaktisch, auf die Milchstraße (griech.
Zaluxias) bezüglich.
Galatea, Planetoid (74).
Galilei, Galileo, geb. 18.Febr.1564
zu Pisa, gest. 8. Jan. 1642 in Arcetri;
der Vater der neuern Physik, der erste,
der mit dem eben erfundenen Fernrohr
die Wunder der Sternwelt erschloß. Er
wurde 1589 Professor zu Pisa, 1592 zu
Padua, seit 1610 Mathematikus am groß
herzoglichen Hof zu Florenz. Schon in
Pisa hatte er an dem schiefen Turm Ver
suche über die Fallbewegung angestellt,
und in die Zeit seines Aufenthalts in
Padua, wo er vor zahlreichen Schülern
aus den verschiedensten Ländern Europas
lehrte, fallen seine Forschungen über die
Bewegungslehre, die einfachen Maschinen
und das Prinzip der virtuellen Geschwin
digkeiten sowie die Erfindung des Thermo
meters. Das größte Aufsehen aber er
regte es, als im August 1609 das Gerücht
von der Erfindung des Fernrohrs in
Holland nach Italien kam und G. darauf
hin ein solches Instrument aus einer Kon
vex- und einer Konkavlinse zusammen
setzte. Mit dem Fernrohr entdeckte er nun
die Mondgebirge, die Jupitermonde, loste
die Milchstraße in Sterne auf rc.; sein
»Sternenbote« (»Nuncius sidereus«,
1610) gab der staunenden Mitwelt Kunde
von diesen Leistungen, und im folgenden
Jahr ging er auf Einladung verschiedener
Kardinäle nach Ronr und überzeugte dort
die Zweifelnden, darunter den Mathema
tiker Clavius und den Kardinal Bellarmi n,
durch den Augenschein von der Nichtigkeit
seiner Entdeckungen am Himmel. Aber
seine glänzenden Erfolge verbitterten seine
zahlreichen Gegner, die er unter den An
hängern der alten Aristotelischen Schule
hatte, immer mehr. Ihnen war G. schon
seit seinen Fallversuchen verhaßt, und
jetzt gab er ihnen durch sein Eintreten
für das Weltsystem des Kopernikus einen
neuen willkommenen Angriffspunkt. Auf
ihren Betrieb erklärte '5. März 1616
die Kongregation des Inder in Rom die
Lehre von der Beweglichkeit der Erde und
der Unbeweglichkeit der Sonne für falsch
und der Heiligen Schrift gänzlich zuwider
laufend, und damit eine derartige Meinung
nicht der katholischen Wahrheit zum Ver
derben weiterschleiche, beschloß die Kon
gregation, das Buch des Kopernikus über
die Bewegung der Himmelskörper zu
suspendieren, bis es verbessert sei. Un
mittelbar wurde G. zunächst nicht von
diesem Dekret berührt, und da sich das
Gerücht verbreitete, er habe in die Hand
des Kardinals Bellarmin seinen Irrtum
abgeschworen, stellte derselbe ihm ein Zeug
nis aus, welches die Grundlosigkeit dieses
Gerüchts bestätigte. Als 1623 der G. be
freundete Kardinal Mafsei Barberini als
Urban VIII. den päpstlichen Stuhl be
stieg, versuchte G. eine Zurücknahme je
nes Dekrets zu erwirken, aber vergebens.
Gleichwohl gab er sich der Hoffnung hin,
daß eö ihm gestattet sein werde, die Gründe
für und gegen das alte und das neue
Weltsystem unbehindert zu besprechen, und
so schrieb er denn seine berühmten »Ge
spräche über die zwei Weltsysteme, daS
Ptolemäische und Kopernikanische«. sJn
diesen kämpft ein Ptolemäer, Simpli-
cius, gegen zwei Anhänger des Koperni
kus, Salviati und Sagredo, in deren
Namen G. daö Andenken zweier verstor
bener Freunde ehren wollte. Scheinbar
geht Simplieius als Sieger aus dem
Kampf hervor, aber der Leser fühlt, daß
das größere Gewicht der Gründe auf
Seite der Kopernikaner ist. Nicht ohne
Mühe erlangte G. die Erlaubnis zum
Druck, und so erschien denn daöBuch1632,
sogar mit doppeltem Imprimatur. Der
Erfolg war ein außerordentlicher, aber um
so eifriger waren Galileis Gegner, insbe
sondere der mächtige Jesuitenorden, be
müht, ihn zu verderben. Sie wußten dem
Papst einzureden, daß G. ihn als Sim-
plicius verspottet habe, und um den Be
weis zu führen, daß derselbe ein positives
Verbot übertreten habe, brachten sie im
Herbst 1632 ein (offenbar gefälschtes)
Blatt zum Vorschein, welches eine Art
Protokoll über eine G. 26.Febr. 1616 von