Gradmessungen (Berechnung der Abplattung). 179
im Art. »Ellipse« gegebenen Formel zu
folge dieser Krümmungshalbmesser
2 (1—S a )
Dies war aber nicht das einzige Resul
tat der peruanischen Expedition, vielmehr
miar dieselbe außerordentlich reich an Er
gebnissen für die Wissenschaft. So wur
den insbesondere eine größere Anzahl
Höhenmessungen, Bestimmungen der De
klination und Inklination der Magnet
nadel sowie der Länge des Sekundenpen
dels vorgenommen. Bon Interesse ist auch
der allerdings nicht entscheidende Versuch,
den Bouguer 1738 machte, die durch den
Chimborazo bewirkte Lotablenkung zu
messen. Godin entdeckte die regelmäßigen
täglichen Schwankungen des Barometers.
Auch waren die Gelehrten Zeugen der
Ausbrüche des Vulkans Cotopaxi 1738
und 1742. Erst spät (La Condamine
im Februar 1745, nachdem er den Ama
zonenstrom abwärts nach Para gefahren
war) kamen die Teilnehmer der Expe
dition in die Heimat zurück, wo Bou
guer in seinem Werk »I’igure de la
terre« (1749), La Condamine in seiner
»Vofage à l’équateur« (1751) Bericht
über die ausgeführten Arbeiten erstatteten.
Aus der Vergleichung der peruanischen
mit der revidierten französischen Grad
messung ergab sich die Abplattung der
Erde zu V200, d. h. die Achse um den
200. Teil kleiner als der Aquatordurch-
messer; beträchtlich größer war der Wert,
welchen man bei Berücksichtigung der
Maupertuisschen Messung erhielt.
8) Es dürfte jetzt am Platze sein, in
Kürze anzugeben, auf welche Weise man
aus Messungen eines Bogens von 1° die
Größe der Abplattung berechnen kann.
Wir setzen dabei die Meridiane der Erde
als gleichgroße Ellipsen (vgl. Ellipse) vor
aus, deren gemeinschaftliche kleine Achse
2 b die Erdachse ist, während die großen Ach
sen, alle von gleicher Länge 2 a, die Durch
messer des Äquators bilden; mit andern
Worten: wir setzen die Erde als ein abge
plattetes Ellipsoid oder Sphäroid voraus.
Wenn nun die Abweichung der Meridian
ellipse vom Kreis nicht bedeutend ist , so
kann man einen Bogen von 1° als einen
Kreisbogen ansehen, dessen Halbmesser der
Krümmungshalbmesser für die Mitte des
Bogens ist. Bezeichnet man aber die Breite
in der Mitte des Bogens mit \, so ist der
Q — „— .
x/1—e a sin a ip 5
der Bogen von 1° wird dann erhalten,
wenn man diesen Wert mit n — 3,1415927
multipliziert und mit 180 dividiert. Haben
wir nun für die mittlern Breiten 7 und
7 j die Größen 1 und lj des Meridiangrads
gemessen, so verhalten sich diese wie die
zugehörigen Radien, weil sich der Faktor
^weghebt. Von den Radien hebt sich
aber noch der Faktor a(l-e^), so daß sich
b x/l—e 2 sin-'y 3
^ x/1—e a sin J yi 3
ergibt. Aus dieser Gleickung erhält man
für die Exzentrizität e die Formel
, m»
• 2 / b\ 3 • 2
sin 3 7 — 1 I sm 3 7
Um daraus die Abplattung
a—b
zu finden, muß man sich erinnern, daß
der Polarhalbmesser
b — av/i—e a
ist. Dies gibt für die Abplattung die
Formel « — 1 _ v/iz^,
welche in Verbindung mit der oben stehen
den Formel für e 2 das Gewünschte liefert.
9) Auf die entscheidenden Arbeiten der
französischen Akademiker folgten nun im
vorigen Jahrhundert eine Reihe von G.,
die sämtlich den Zweckverfolgten, die Größe
der Abplattung unsers Planeten schärfer
festzustellen.
Der französische Astronom Lacaille
ging 1750 nach dem Kap der Guten Hoff
nung, um dort Beobachtungen zur Be
stimmung der Mondparallaxe auszufüh
ren (vgl. Parallaxe), und maß bei dieser Ge
legenheit auch einen Meridianbogen, wo
durch er 1° in 33° 18' fübt. Br. gleich
57,037 Toisen erhielt. Er zog daraus den
Schluß, daß die Krümmung der Meri
diane auf der Südhalbkugel einem an
dern Gesetz folge als auf der nördlichen;
indessen hat die Wiederholung dieser Mes-
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