Full text: Lexikon der Astronomie

180 Gradmessungen (kleinere Messungen). 
sung durch Maclear 1842—48 den 
Wert von 56,732,4 Toisen ergeben, was 
mit dem Grad in gleicher Breite auf der 
Nordhalbkugel nahe übereinstimmt. 
Auf Anordnung des Papstes Bene 
dikt XIV. maßen ferner die Jesuiten B o s - 
covi ch und Le Maire 1751—53 auf der 
Bia Appia einen Bogen von ungefähr 2° 
und erhielten für 1° unter 43° mittlerer 
Breite 56,979 Toisen. 
Joseph Li esga n ig maß 1759—68zwei 
kleinere Meridianbogen in Ungarn und 
Österreich und fand in Österreich den Grad 
unter 48° 13' — 57,086 Toisen, in Un 
garn unter 45° 47' — 56,881 Toisen. 
Beccaria und Canonica maßen 
1764 in der Nähe von Turin einen Bogen 
und erhielten 57,069 Toisen für 1° unter 
44° 41'. 
In Amerika fanden Mason und Di- 
ron 1764 durch eine gelegentlich einer 
Grenzregulierung zwischen Maryland und 
Virginia vorgenommene Messung denMe- 
ridiangrad unter 39° 12' — 56,888 Toisen. 
Ferner führten Re üben undBurrow 
1790 und 1791 eine Gradmessung in Ben 
galen aus, wobei sich der Merioiangrad 
in 23° 18' mittlerer Breite zu 56,725 Toi 
sen ergab. 
Auch ist hier der Operationen zu ge 
denken, welche 1787 in Frankreich und 
England ausgeführt wurden, um die Ent 
fernung der Meridiane von Paris und 
Greenwich zu ermitteln, und an denen sich 
die Franzosen Cassini, Mechain und 
Legendre sowie der englische General 
Roy beteiligten. 
Diese Messungen wurden später von 
Mud ge bis zu einem Bogen von 3° fort 
gesetzt und in neuerer Zeit in Verbindung 
mit der allgemeinen Triangulation Groß 
britanniens bis an die äußersten Grenzen 
deS Reichs verlängert. Der größte Me 
ridianbogen dieser Triangulation reicht 
von Dunnose auf der Insel Wight bis 
Saravord auf den Shetlands-Inseln und 
hat eine Ausdehnung von 10° 12' 31,4". 
In Verbindung mit" dem bald zu erwäh 
nenden französischen Bogen gibt dies einen 
Meridianbogen von über 22°, der von der 
Balearischen Insel Formentera bis zu den 
Shetlands-Inseln reicht. 
ferner mag, der Zeitfolge vorariseilend, 
gleich hier die auf M e l a n d e r h j e l m ö An 
regung 1801—1803 unter Svanberg^ 
Leitung ausgeführteNachmessung des lapp 
ländischen, bis 1° 37' 19,6" von Malörn 
bis Pahtawara verlängerten Meridian 
bogens Erwähnung finden, welche das Re 
sultat 57,196 Toisen für 1° ergab. Damit 
war die Übereinstimmung dieses Bogens 
mit den übrigen Messungen hergestellt. 
Nicht ohne Interesse ist endlich die That 
sache, daß schon am Anfang des vorigen 
Jahrhunderts in China eine Gradmessung 
ausgeführt wurde. Auf Befehl des Kaisers 
Camby maß nämlich 1702 der Jesuit 
Thomas unter Beteiligung eines kaiser 
lichen Prinzen einen Meridianbogen in 
der Gegend von Peking. Da aber die be 
nutzten Maßeinheiten nicht genau bekannt 
sind, so ist daS Ergebnis ohne Bedeutung 
für uns. 
10) Alle frühern G. wurden in Schat 
ten gestellt durch die im letzten Jahrzehnt 
des vorigen Jahrhunderts auf Betrieb der 
französischen Nationalversammlung un 
ternommene und 1808 beendigte. Die 
Veranlassung gab ein 1790 von Talley- 
rand in der französischen Nationalver 
sammlung gestellter Antrag, der verwirren 
den Mannigfaltigkeit der Maße und Ge 
wichte in beit alten Provinzen Frankreichs 
durch ein einheitliches Maß- und Gewichts 
system für ganz Frankreich ein Ende zu 
machen. Die Pariser Akademie, welche 
mit den zu diesem Zweck nötigen Arbei 
ten betraut wurde, setzte eine Kommission 
nieder, der die bedeutendsten französischen 
Astronomen und Physiker, Lag ran ge, 
Laplace, Borda, Monge, Condor- 
cet, Delambre, Prony, Mechain, 
angehörten. Als Längeneinheit wurde 
von vielen Seiten die Länge des Sekun 
denpendels gewünscht, die schon Huy- 
gens 1673 zu diesem Zweck vorgeschla 
gen hatte, und für welche später Bou- 
uer und La Condamine sowie noch 
791 Cotte eintraten. Dieser Gedanke 
ist später in England zur Ausführung ge 
kommen. indem das 1824 durch Parla 
mentsbeschluß eingeführte Standard-7)ard 
der Länge deö einfachen Sekundenpendels 
in London gleichkommen soll. In Frank-
	        
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