182 Gradmefsungen (russisch - skandinavische Gradmessung).
neuer Bogen gemessen sowie auch die
Messungen Lambtons in Südindien re
vidiert. Auf diese Weise ist der ostindische
Bogen zu einer Ausdehnung von 24° er
weitert worden.
12) Im zweiten Jahrzehnt dieses Jahr
hunderts wurde die größte aller bisherigen
Meridiangradmessungen, die russisch-
skandinavische, in Angriff genommen.
Die erste Idee einer Gradmessung in den
westlichen Provinzen Rußlands gehört dem
vorigen Jahrhundert an. Um dieselbe Zeit,
als die Pariser Akademie behufs Ermitte
lung der Gestalt der Erde zwei Expeditio
nen nach Peru und Lappland aussandte,
schlug auch der erste Astronom der Peters
burger Akademie, der Franzose de l'J sl e,
eine Gradmessung in der Gegend von
Petersburg vor. Er maß auch 1737 eine
Grundlinie auf dem Eis zwischen Kron
stadt und Peterhof und verband sie 1739
durch Dreiecke mit einigen benachbarten
Punkten. Damit erreichte daö Unterneh
men damals sein Ende. Erst 1816 wur
den dem Kaiser Alexander I. fast gleichzeitig
durch den Akademiker Wilhelm Struve,
damals Professor in Dorpat, und den
Obersten (später General) Tenn er Vor
schläge zu einer Gradmessung gemacht,
welche Genehmigung fanden, so daßTen-
ner schon im nächsten Jahr die Arbeiten
beginnen konnte. Bis 1832 maß derselbe
den zwischen Bristen in Kurland und Ve
lin im Gouvernement Grodno gelegenen
Bogen von 4V2°, Struve aber führte
mit Unterstützung des damaligen Marine-
leutnantö (nachmaligen Generals) W. v.
W ran gell die Messung eines Bogens
von 3 '/2° zwischen Jakobsstadt an der Düna
bis zur Insel Hochland im Finnischen
Meerbusen aus. Die astronomische Ver
bindung beider Messungen in den Jahren
1828—30 lieferte einen einzigen Bogen
von 8° 2' 28,9" Ausdehnung. Von 1832
an wurden die Messungen in Finnland,
anfangs durch die Generalstabsosfiziere
O b e r g uiid M e l a n, nachher meist durch
W 0 l d st e d t, den nachmaligen Direktor der
Sternwarte in Helsingfors, ausgeführt,
und nach Überwindung großer, durch die
Bodenbeschafsenheit verursachter Hinder
nisse gelangte man 1845 bis Tornea; es
war nunmehr ein Bogen von 13° 49' ge
messen. Inzwischen hatte Struve im
Sommer 1844 den Anschluß Schwedens
an das Unternehmen erwirkt, und es wurde
in den folgenden Jahren bis 1852 ein
schwedischer Bogen unter Leitung des Di
rektors der Stockholmer Sternwarte, S e -
lander, und (bis 1850) ein norwegischer
unter H anst eens, Professors inChristia-
nia, Leitung gemessen. Die Verbindung
der skandinavischen Messung mit der sinn
ländischen wurde 1852 durch die Pulkowaer
Astronomen Lindhagen und Wagner
vermittelst einer eignen Dreieckmessung be
wirkt. In der Zeit von 1844—53 wurde
auch die südliche Fortsetzung des Bogens
mit erneuter Energie betrieben, und 1850
erreichte die Dreieckskette die Donau.
Die ganze russisch-skandinavische Grad
messung erstreckt sich von Ismail an der
Donau bis Fuglenaes bei Hammerfest
auf Kval-Ö, einer Insel des Nördlichen
Eismeers; der Meridianbogen hat eine
Ausdehnung von 25° 20'8,2", und seine
Länge beträgt nach Struves Rechnung
1,447,786,78 Toisen. Das die Endpunkte
verbindende Dreiecknetz enthält 259 Drei
ecke (225 russische und 34 skandinavische),
und es sind im ganzen 10 Grundlinien
gemessen worden. Außerdem zerfällt der
Bogen durch 13 nahezu gleichmäßig ver
teilte, astronomisch genau bestimmtePunkte
in zwölf Teilbogen. Diese Punkte sind:
nördl.
Größe des
Fuglenaes . . .
70°
40'
Teilbogens
Stuora - Oiwi . .
68
40
2«
0'
Tornea ....
65
51
2
49
Hongamäki . . .
62
57
2
54
Hochland....
60
5
2
52
Dorpat ....
58
23
1
42
Jakobsstadt . . .
56
30
1
53
Nemesh ....
54
39
1
51
Velin
52
2
2
37
Kremenez....
50
6
1
56
Suprunkowzi . .
48
44
1
22
Wodolui-Wodi .
47
1
1
43
Ismail ....
45
20
1
41
Dieses Dreiecknetz ist außerdem durch
die Triangulation des Königreichs Polen
mit den preußischen und österreichischen
Vermessungen sowie anderseits mit den
im Innern Rußlands vorgenommenen
Aufnahmen verbunden worden, so daß ein