Heliostat — Heliotrop. 201
allerdings dadurch sehr vereng, man er
kennt aber andernteils das feinste Detail
auf dem kleinen Stück der Sonnenober
fläche, das man übersieht, ohne daß die
Färbung verändert wird.
D o ve hat 1859 den Vorschlag gemacht,
das Objektiv des zu Sonnenbeobachtungen
dienenden Fernrohrs nach der von Lie-
big angegebenen Methode (vgl.Hohlspiegel)
auf seiner Außenseite mit einer dünnen
Silberschicht zu überziehen. Die Sonne
erscheint dann in mildem, blauem Lichte,
das die Augen nicht angreift. Ein Versuch,
den Foucault in der Mitte der 60er
Jahre mit einem Äquatorial von 25 om
Öffnung inachte, soll guten Erfolg gehabt
haben. Doch steht der Umstand, daß ein
derartig hergerichtetes Instrument für alle
andern außer Sonnenbeobachtungen un
brauchbar wird, der weitern Verbreitung
des Verfahrens entgegen.
Gegenwärtig bedient man sich zu Son
nenbeobachtungen vielfach der Heliosko
pischen Okulare, in denen daö Sonnen
licht durch Polarisation geschwächt wird.
Bei dem von Porro angegebenen Okular
fällt das Licht zuerst unter einem Einfall
winkel von 36° auf ein Glasprisma; das
reflektierte Licht ist nun teilweise polarisiert.
Dasselbe fällt darauf auf einen Spiegel
von schwarzem Glas, der rechtwinkelig zu
der reflektierenden Prismafläche steht, und
von diesem wird es unter demselben Ein
fallwinkel auf einen zweiten ebensolchen
Spiegel geworfen. Das Prisma und der
erste Spiegel sind fest miteinander ver
bunden, der zweite Spiegel aber sitzt in
einem Rohr, das sich rings um den reflek
tierten Strahl drehen läßt. Stellt man
nun dieses Rohr so, daß die Reflexions-
ebenen beider Spiegel zusammenfallen, so
reflektiert der zweite Spiegel das meiste
Licht; dreht man aber das Rohr weiter
und weiter aus dieser Lage heraus, so
wird das reflektierte Licht immer schwächer
(darin besteht die Eigentümlichkeit des po
larisierten Lichts), und am schwächsten ist
es bei senkrechter Stellung der Reflexions-
ebenen beider Spiegel. Auf diese Weise
hat man es in der Hand, die Abschwächung
beliebig zu regulieren. Ähnlich ist auch
das von Merz in München konstruierte
H. eingerichtet, welches gegenwärtig viel
fach gebraucht wird.
Heliostat (griech., »Sonnensteller»),
ein Instrument, welches dazu dient, die
Sonnenstrahlen in eine beliebige Richtung
zu werfen und in dieser Richtung zu erhab
ten, trotzdem daß die Sonne am Himmel
weiterrückt. Der H. besteht in der Haupt
sache aus einem ebenen Spiegel, welcher
durch ein Uhrwerk uni eine Achse bewegt
wird mit derselben Geschwindigkeit, mit
welcher die Sonne ihre tägliche Bahn
durchläuft.
Heliotrop (griech., »Sonnenwende«),
bei den Astronomen des Altertums ein
Instrument, das außerdem unter dem
Namen Skaphe bekannt ist und auch
als Sonnenuhr diente (vgl. Skaphe und
Sonnenuhren); gegenwärtig ein von Gauß
1821 erfundenes Instrument, mit dessen
Hilfe man bei großern geodätischen Ope
rationen optische Signale auf große Ent
fernungen senden kann. Die Einrich
tung des letztern beruht darauf, daß die
Fig. 1.
beiden Linien in Fig. 1, welche den Win
kel 8ra und seinen Nebenwinkel srb hal
bieren, rechtwinkelig aufeinander stehen.
Denkt man sich nun durch die eine dieser
Halbierungslinien, beispielsweise durch
rc, einen auf der Ebene des Papiers recht
winkelig stehenden Spiegel gelegt, so ist
die andre Halbierungslinie rä für den
selben das Einfallslot, und ein in der
Richtung s r auffallender Lichtstrahl wird
daher in'der Richtung ra reflektiert; legen
wir aber durch rä einen zur Papierfläche
senkrechten Spiegel, so wird der Strahl
s r von demselben in der Richtung rd zu
rückgeworfen. Das H. enthält nun beide