208 Himmel (Aquatorkoordinaten).
Punkte V und V', in denen der Parallel
kreis den Horizont schneidet, wo also der
Stern aus - und untergeht, fallen im all
gemeinen nicht mit dem Ost- und West
punkt zusammen, sondern liegen entweder
beide nördlich oder beide südlich von diesen
Punkten; ihre Abstände W'V' und WV
von diesen Punkten, gemessen auf dem
Horizont, heißen Morgen- und Abend-
weite und werden nach N. hin positiv
gerechnet.
5) Der größte unter allen Parallel
kreisen ist derjenige, welcher überall um 90°
vom Pol absteht; er heißt der Äquator
des Himmels und schneidet den Hori
zont im Ost - und Westpunkt; Tag-und
Nachtbogen sind aus ihm gleichgroß. In
unsrer Figur ist er durch W'AWA'
angedeutet. Der Winkel 80A, den er
nach S. hin mit dem Horizont einschließt,
ist die Äquatorhöhe. Dieselbe wird
gemessen durch den Meridianbogen 8A
und bildet mit derPolhöhe zusammen90°.
Ein Kreis, der durch einen Stern T
und die beiden Pole des Himmels gelegt
wird, heißt ein Deklinationskreis
oderStundenkreis; derBogenDT—ö
desselben, der zwischen dem Äquator und
dem Stern liegt, wird die Deklination
oder Abweichung des Sterns genannt.
Man zählt sie vom Äquator aus bis zu
jehem der beiden Pole von 0 bis 90° und
rechnet sie positiv nach dem Nordpol hin,
negativ in entgegengesetzter Richtung. Den
Bogen TP = 90° — 4 zwischen Stern
und Pol nennt man die Poldistanz oder
Polardistanz des Sterns. Die Dekli
nation der Fixsterne ist nur langsamen
Veränderungen unterworfen, so-daß wir
sie in: Vergleich zu den raschen Änderun
gen der Höhe und des Azimuts als kon
stant betrachten können.
Der Winkel, den die Ebene des Dekli
nationskreises mit dem südlichen Teil des
Meridians einschließt, wird der Stun
denwinkel des Sterns genannt. In
unsrer Figur ist er durch AOU oder auch
durch den Äquatorbogen AI) oder auch
durch den Bogen LT"des Parallelkreises
dargestellt. Derselbe wird von S. über W.
nach R. re. von 0 bis 360° gerechnet. Bei
der gleichförmigen Rotation der Himmels
kugel nimmt auch der Stundenwinkel
gleichförmig mit der Zeit zu und zwar in
jeder Stunde um 15° (den 24. Teil von
360°), in jeder Minute um 15' rc. Des
halb gibt man auch den Stundenwinkel
häufig in Stunden, Minuten und Sekun
den an.
Statt des mit der Zeit veränderlichen
Stundenwinkels können wir aber neben
der Deklination noch ein zweites festes
Bestimmungsstück für jeden beliebigen
Stern angeben; man braucht nämlich nur
einen festen Punkt auf dem Äquator an
zunehmen und dann in der Richtung von
S. über O. nach N. rc. den Äquatorbogen
zwischen diesem Punkt und dem Deklina
tionskreis des Sterns zu messen. Ein
solcher fester Punkt des Äquators ist der
Fruhlingspunkt, in unsrer Figur mit
OP bezeichnet, dessen Bedeutung wir sogleich
näher kennen lernen werden. Der Aqua-
torbogen 's U = «, in der angegebenen
Richtung von 0 bis 360° oder auch von
0 bis 24Stunden gezählt, heißt dieRekt-
aszension oder Geradaufsteigung
des Sterns T.
Zur direkten Messung der Deklination
und des Stundenwinkels eines Sterns
dienen die Äquatoriale oder paral
laktischen Instrumente (vgl. Äquato
rial); die Differenz der gleichzeitigen Stun-
denwinkel ist zugleich die Differenz ihrer
Rektaszensionen. Wenn es sich um große
Genauigkeit handelt, werden aber Rekt
aszension und Deklination durch Beob
achtungen im Meridian gefunden. Vgl.
Meridiankreis.
6) An der täglichen Rotation, die wir
an dem nächtlichen Sternhimmel bemer
ken, nimmt auch die Sonne teil; doch
reicht schon eine flüchtige Beobachtung
aus, zu erkennen, daß dieselbe außerdem
noch eine selbständige Bewegung unter den
Fixsternen besitzt. Zunächst bemerken wir,
daß ein Fixstern jahraus jahrein den
selben Parallelkreis beschreibt, infolge da
von für einen Beobachter an ein und
demselben Ort alle Tage an denselben
Stellen des Horizonts auf- und untergeht
und stets in derselben Höhe kulminiert.
Bei der Sonne ist es anders: während
der einen Jahreshälfte (vom 23. Dez. bis