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Abweichungskreis
Strahlen darstellt, und daß rings um die
Achse AF vollständige Symmetrie stattfin
det. Man sieht nun auö der Figur, daß
dieser Kreis, der Zerstreuungskreis,
NM so größer wird , je größer bei gleicher
Brennweite AF die Öffnung MM' des
Spiegels ist; denn hätte der Spiegel nur
die Öffnung NN', so würde der Durch
messer des Zerstreuungstreises nur 00'
sein. Man kann daher auch sagen, daß
der Zerstreuungskreis um so kleiner wird,
je größer im Berhältnis zur Öffnung des
Spiegels die Brennweite ist.
Ganz ähnlich verhält es sich beim Durch
gang des Lichts durch Linsen; hier tritt
aber zu der eben besprochenen sphärischen
noch die chromatische A. Bei der Bre
chung wird nämlich das weiße Licht in
verschiedenfarbige Lichtstrahlen, vom Rot
durch Gelb und Grün bis zum Violett, zer
legt. Am stärksten brechbar ist daS violette
Licht; die violetten Strahlen werden daher
am meisten von ihrer ursprünglichen Rich
tung abgelenkt und vereinigen sich (abge
sehen von der sphärischen A.) am nächsten
an der Linse; die roten Strahlen dagegen
haben ihren Vereinigungspunkt am wei
testen entfernt von der Linse. Fängt man
daher die Strahlen auf einem im Brenn
punkt aufgestellten Schirm auf, so erhält
man einen farbigen Zerstreuungskreis mit
violettem Rand. Auch dieser Kreis ist bei
gleicher Öffnung der Linse um so kleiner,
je größer die Brennweite ist.
Die sphärische A. läßt sich durch passende
Form der Spiegel und Linsen beseitigen;
sie verschwindet bei parabolischen Hohl
spiegeln und ebenso, wie schon Descartes
erkannt hat, bei Linsen, deren Querschnitt
nicht aus ein paar Kreisbogen besteht,
sondern aus andern krummen Linien zu
sammengesetzt ist, die man aplanetische
oder aplanatische Linien(griech., »ohne
A.«) nennt. Indessen lassen sich derar
tige Linsen praktisch schwer in der nötigen
Vollendung Herstellen.
Diechromatische A. suchte man früher
bei den Objektiven der Fernrohre möglichst
klein zu machen, indem man ihre Brenn
weite sehr groß nahm; später zeigte sich,
daß man sie durch Kombination von
’ Sammel- und Zerstreuungslinsen vonver-
— Acceleration.
schiedcnen Glassorten unschädlich machen
kann. Bei den Okularen wendet man
Kombinationen von Linsen verschiedener
Brennweite zu diescmZweck an. Dgl. Achro
matisch und Fernrohr.
Abwcichungskreis, s. v. w. Deklina-
tionstreis.
Acceleration (lat., »Beschleunigung«),
z. B. A. der Schwerkraft oder Fall
beschleunigung, die Größe von unge
fähr 9,8 m, um welche die Geschwindigkeit
beim freien Fall in jeder Sekunde zu
nimmt. Infolge der Abweichung der Erde
von der Kugelform und der bei der Rotation
um die Achse entwickelten Zentrifugalkraft
ist ihr Wert an verschiedenen Punkten ein
etwas verschiedener, dem Pol näher ein
größerer als in der Aquatorregion, am
Äquator selbst um ungefähr '/200 kleiner
als am Pol. Für einen Punkt in der geo
graphischen Breite <r hat diese Größe am
Meeresspiegel nach Listing den Wert
g — 9,806165 (1—0,002594 - cos 2'/ ) m;
liegt aber der Beobachtungspunkt in der
Höhe von h n^überm Meeresspiegel, so
hat die A. der Schwerkraft den Wert
g = 9,806165 (1 — 0,002594 ■ COS 2's —
0,oooooo3i4-h) m.
Diese Formeln geben indessen nur unge
fähre Werte; in Wahrheit ändert sich
die Fallbeschleunigung mit veränderlicher
Breite nicht in so einfacher Weise, wie die
Formeln es angeben, da die örtliche Ver
teilung der festen und flüssigen Bestand
teile des Erdkörpers einen wesentlichen
Einfluß übt.
A. der Fixsterne ist der Unterschied
von 3 Minuten 55.9 Sekunden mittlerer
Zeit 'oder beiläufig ^Minuten, um welche
der mittlere Sonnentag länger ist alö der
Sterntag. Wendet man eine Uhr an,
welche mittlere Zeit angibt, so verfließen
zwischen zwei gleichartigen Kulminationen
eines Fixsterns nicht volle 24 Stunden,
sondern der Durchgang des Sterns durch
den Meridian erfolgt an jedeni Tag um
die erwähnten 4 Minuten Uhrzeit früher
als am vorhergehenden.
A. des Mondes, eine Störung der
Bewegung des Erdmonds, welche zuerst
von Hallet) 1697 durch die Vergleichung
von Finsternissen im Altertum mit den