Jupiter.
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Aquatorzone in dem Durchschimmern der
glühenden Oberfläche durch die Atmo
sphäre ihre Erklärung finde. Auch Zöll
ner hält es aus Grund seiner allgemei
nen kosmogonischen Ansichten (vgl. Kos-
mogonie) für wahrscheinlich, daß der I.
(wie auch der Saturn) sich noch in einem
Zustand bedeutender Erhitzung befindet,
und daß seine Oberfläche wahrschein
lich noch Licht und Wärme ausstrahlt.
Aus den Verfinsterungen der Jupiter
monde geht indessen hervor, daß dieses
Licht im Vergleich zu der Erleuchtung
durch die Swine nur sehr schwach sein
kann. Daß aber die Temperatur an der
Oberfläche desJ. eine sehr hohe sein müsse,
schließt Zöllner aus den mannigfachen
Veränderungen der Aquatorialstreifen,
die auf gewaltige Bewegungen schließen
lassen. Nun werden alle Veränderungen
an der Erdoberfläche und in unsrer Atmo
sphäre ausschließlich durch Sonnenwärme
bewirkt, die in mechanische Bewegung
umgesetzt worden ist. Es ist aber in
folge des größern Abstands von der Sonne
die Wärmewirkung der letzter» auf dem
I. nur V25 von der auf der Erde; die
Ursache jener gewaltigen Bewegungen
darf daher nicht in der Sonnenwärme,
sondern muß in der eignen Wärme des
Planeten gesucht werden. Zöllner sieht
demgemäß in den dunkeln Streifen die
ersten Anfänge der sich bildenden In
krustierung des I., welche wir durch dichte
und mannigfach wechselnde Schleier von
Nebeln auö sich kondensierenden Stoffen
erblicken.
Eine hiervon abweichende Vermutung
über die Entstehung der dunkeln Streifen,
die aber ebenfalls aus der Voraussetzung
einer sehr hohen Temperatur des Kerns
beruht, hat Lohse in der zweiten Publi
kation des astrophyfikalischen Observato
riums zu Potsdam ausgesprochen. Bei
einem noch sehr heißen Zustand des Pla
neten wird man nämlich das öftere Auf
treten vulkanischer Eruptionen als sehr
wahrscheinlich annehmen dürfen. »Erfolgt
nun über irgend einer Stelle des Plane
ten ein solcher Ausbruch, so wird die Wol
kendecke über der Ausströmungsöfsnung
durch die empordringenden glühenden Gase
und Dämpfe durchbrochen. Da aber die
aus tiefern Regionen emporkommenden
eruptiven Massen eine geringere Nota
tionsgeschwindigkeit besitzen als die höher
liegenden Wolkenschichten, so werden sie
gegen diese zurückbleiben, und es wird ein
dunkler Streifen in der Rotationsrichtung
entstehen. Derselbe wird sich bei längerer
Dauer der Eruption rings um den Pla
neten ziehen, indem das Ende sich wieder
an den Anfang anschließt, während bei
kürzerer Dauer ein weniger langer Strei
fen entsteht. Die dunkeln Streifen würden
nach dieser Ansicht nicht bloße Lücken in
der Wolkendecke, sondern eruptive Massen
sein, die uns infolge ihres geringern Licht-
reflerionövermögens dunkel erscheinen.
Die mannigfaltigen Verschiedenheiten in
der Färbung und Helligkeit dieser Streifen
fänden hierin eine leichte Erklärung; die
verschiedene Lage und Dauer derselben
würde auf eine größere Anzahl von Kra
tern deuten, die abwechselnd in Thätig
keit sind; insbesondere dürfte man aus
der ausgeprägter» Streifenbildung und
größern Veränderlichkeit der Gebilde in
der südlichen Hemisphäre des I. auf eine
abweichende Oberflächenstruktur schließen.
Der I. wird ziemlich in der Ebene
seines Äquators von vierMonden um
kreist , die man schon in einem schwachen
Fernrohr erkennt. Daher erklärt sich auch,
daß ihre Entdeckung durch den Ansbacher
Hofmathematikus Simon Marius im
Dezember 1609 und durch Galilei im
Januar 1610 eine der ersten Leistungen
deö kurz vorher erfundenen Fernrohrs
war. Da ihre Bahnen fast in die Ebene
der Erdbahn fallen, so scheinen sie uns
nur geradlinig hin und her zu gehen. Was
über die Abstände derselben vom Haupt-
planeten, ihre Umlaufszeiten, ihre Durch
messer und Massen zu sagen ist, findet
man im Art. »Nebenplaneten«. Man
sieht daraus, daß der erste (innerste) Mond
ungefähr die Größe des Erdmonds hat und
auch ungefähr in demselben Abstand vom
I. wie derMond der Erde von dieser steht.
Daher wird auch die scheinbare Größe
dieses Jupitermonds, vom Hauptplaneten
auö gesehen, derjenigen des Erdmonds
gleichkommen. Die übrigen müssen ihrer