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Kalender (griech. und altröm.).
durch den auffallenden Wechsel der Licht
gestalten des Mondes, nach Mondjahren
rechnete, die um etwa 11 Tage kürzer sind
als das Sonnenjahr. Die Folge davon
ist, daß der Anfang des Kalenderjahrs
(Mondjahrs) von einem Jahr zum andern
um 11 Tage rückwärts geht und in Zeit
von einigen 30 Jahren auf die verschie
denen Jahreszeiten fallen muß. Wollte
man dies nicht, so mußte man die Jahres
länge nach einer gewissen Regel veränder
lich machen, damit immer nach Ablauf
einer gewissen Reihe von Jahren derselbe
Zustand wieder eintrat. Auf diese Art er
hielt man ein Jahr, das weder ein reines
Mondjahr noch ein reines Sonnenjahr,
sondern ein sogen, gebundenes Mond
jahr war. Als Beispiel kann die im
alten Griechenland übliche Rechnung die
nen. Hier bestand das Jahr aus 12 Mo
naten, 6 vollen zu 30 Tagen und 6 hohlen
zu 29 Tagen; es war also ein Mondjahr
von 354 Tagen. Jedem dritten, fünften
und achten Jahr aber wurde noch ein
Schaltmonat von 30 Tagen beigefügt.
Innerhalb eines achtjährigen Zeitraums,
der sogen. Oktaeteris, erhielt also das
Jahr die durchschnittliche Länge von
354.8 ->-30.3 fr
J — 365,25 Tagen
und der Monat die Länge von
— 29,515 Tagen—29 Tagen
12 Stunden 36 Minuten.
Genauer noch entsprach der Wirklich
keit die im Perikleischen Zeitalter von dem
Athener Meton vorgeschlagene Einschal
tungsart, vgl. Meton.
Da wir es im folgenden vorzugsweise
mit dem christlichen K. zu thun haben,
dieser aber sich aus dem römischen ent
wickelt hat, so wenden wir zunächst dem
letztern unsre Aufmerksamkeit zu.
Nach den Berichten späterer römischer
Schriftsteller haben die alten Mbaner ein
Jahr von 10 Monaten und 304 Tagen
gehabt; zehn Monate: März, April, Mai,
Juniuö, Quintilis, Sertilis, September,
Oktober, November und Dezember, mit ab
wechselnd 31 und 30 Tagen soll auch das
Jahr in dem ältesten römischenK.,dem des
Romulus, gehabt haben. Doch kann dies
Astronomie.
auch eine bloße Erfindung römischer An
tiquare sein. Fast übereinstimmend wird
aber berichtet, daß der zweite römische
König, Numa Pompilius, den erwähnten
zehn Monaten noch zwei hinzugefügt habe,
nämlich vorm März den Januar und nach
dem Dezember den Februar; März, Mai,
Quintilis und Oktober hatten 31, Februar
28 und die übrigen Monate 29 Tage, so
daß ein Mondjahr voit 355 Tagen ent
stand. Um nun dieses mit dem Sonnen
jahr in Übereinstimmung zu bringen,
wurde alle zwei Jahre zwischen dem 23.
und 24. Febr. ein Monat, der Merce-
donius, eingeschaltet, welcher im zweiten
Jahr 22, im vierten aber 23 Tage hatte.
Vier Jahre enthielten demnach 4.355
4- 22 4- 23 = 1465 Tage und 50 Mo
nate, so daß durchschnittlich
ein Jahr — ^ — 366V« Tage und
ein Monat — — 29,2 -
hatte. Da hiernach das Jahr um etwa
einen Tag größer war als das tropische
Sonnenjahr, so fiel der Jahresanfang
durchschnittlich von einem Jahr zum an
dern um einen Tag später und mußte also
im Lauf der Zeit durch alle Jahreszeiten
vorwärts rücken. Um dies zu verhüten,
sollte die mit dem Kalenderwesen betraute
Priesterschaft von Zeit zu Zeit Tage aus
werfen, und insbesondere kam man darauf,
alle 24 Jahre einmal 24 Tage wegzulas
sen, wodurch die Jahreslänge auf 365 V«
Tage gebracht wurde. Aber die Pontifices
vernachlässigten oft diese Obliegenheiten,
wobei nicht selten politische Motive wirk
sam sein mochten, und so kam es denn,
daß 47 v.Chr., dem Jahr der Verwirrung,
das Kalenderjahr um 67 Tage von dem
Sonnenjahr differierte. Um diese Un
ordnung zu beseitigen und eine ähnliche
für die Folge unmöglich zu machen, nahm
nun der damalige Diktator, Julius Cäsar,
eine Verbesserung des Kalenders vor.
Bevor wir diese besprechen, mag noch
bezüglich der Einschaltung des Merce-
donius nach dem 23. Febr. bemerkt werden,
daß an diesem Tag das letzte Fest im
Jahr, das des römischen GrenzgottS Ter
minus, gefeiert wurde, und daß man wahr-
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