Full text: Lexikon der Astronomie

260 
Kometen (Bahnen derselben). 
Cysatus in Ingolstadt bereits bei dem 
großen K. (III) von 1618 ein Fernrohr 
zur Untersuchung der physischen Beschaffen 
heit benutzt hatte, wandte es der Franzose 
A uz out bei dem von 1664 zum ersten 
mal zu Ortsbestimmungen an. Die 
Aufsuchung noch unbekannter K. mit dem 
Fernrohr datiert aber erst aus dem 18. 
Jahrh., und der von Sarabat in Nimes 
entdeckte Komet von 1729 ist der erste in 
der langen Reihe der teleskopischen K., 
deren Zahl am Ende des vorigen Jahr 
hunderts schon 33 betrug. 
Mit der vermehrten Aufmerksamkeit, 
die man diesen Körpern zuwandte, wuchs 
auch die Zahl der beobachteten K. Die 
selbe betragt in den Jahren 
612 — 500 v. Chr. 3 
499 — 400 . - 6 
399 — 300 - - 7 
299 — 200 - - 5 
199—100 - - 18 
99 — 0 - - 14 
0 — 99 n. Chr. 21 
100—199 - - 18 
200 — 299 - - 35 
300 — 399 - - 21 
400 — 499 - . 19 
500 — 599 - . 24 
600-699 - - 21 
700— 799 „. Chr. 13 
800— 899 - - 31 
900— 999 - - 20 
1000 — 1099 - - 28 
1100 — 1199 - - 22 
1200—1299 - - 25 
1300 — 1399 - - 31 
1400—1499 - - 35 
1500 — 1599 - - 38 
1600—1699 - - 27 
1700—1799 - - 96 
1800—1880 - - 207 
3) Die sch.n erwähnte Meinung des 
Aristoteles, nach welcher die K. dem bust- 
kreis unsrer Erde angehörige, vergängliche 
Erscheinungen sein sollten, behauptete 
während deS griechischen und römischen 
Altertums sowie während des ganzen Mit 
telalters ziemlich unbestritten die Herr 
schaft. Erst Tycho Brahes Versuch, die 
Parallare deö K. von 1577 zu bestim 
men, bahnte einer richtigern Erkenntnis 
den Weg. Aus dem Umstand nämlich, 
daß er keine solche Parallare zu finden 
vermochte, zog er den Schluß, daß der 
Komet weiter von der Erde entfernt sei 
als der Mond. Nachdem einmal ans diese 
Weise der kosmische Charakter der K. fest 
gestellt worden, lag es nahe, die Bahnen 
derselben zu erforschen, und es sprachen 
auch Kepler und Cysatuö bei Gelegen 
heit des K. von 1618 von einer bestimm 
ten, wahrscheinlich geradlinigen Bahn 
desselben; ja, ein Zeitgenosse, der Graf 
Henry Percy von Northumberland, 
soll sogar die Vermutung ausgesprochen 
haben, daß sich die K. in Ellipsen be 
wegen, die sich auch später in der von 
dem italienischen Professor Borelli (un 
ter dem Namen Pier Maria Mutoli) 
veröffentlichten Schrift über den K. von 
1664 findet. Bald darauf erschien die 
»Kometographie« von Hevel, in welcher 
dieser Astronom seine eignen vielfachen 
Kometenbeobachtungen mit allen ihm zu 
gänglichen Nachrichten über früher er 
schienene K. zusammengestellt hat. In 
diesem Werk weist derselbe auch auf die 
Wahrscheinlichkeit hin, daß die K. para 
bolische oder wenigstens gegen die Sonne 
konkave Bahnen besitzen. Diesen Gedanken 
Hevels prüfte dann der Pfarrer Dörfel 
zu Plauen im Voigtland an demselben 
großenK. von 1680,'der dem Aberglauben 
so reiche Nahrung bot, und er fand nicht 
nur die parabolische Form der Bahn be 
stätigt, sondern entdeckte auch, daß die 
Sonne im Brennpunkt der Parabel stehe. 
Bald darauf veröffentlichte Newton sein 
berühmtes Werk »Mathematische Prin 
zipien der Naturphilosophie«, in dessen drit 
tem Buch auch die K. behandelt werden. 
Der Gravitationstheorie entsprechend, be 
merkt Newton, daß dieselben sich in Kegel 
schnitten bewegen, deren Brennpunkt im 
Mittelpunkt der Sonne liegt, und daß die 
Radien Vektoren den Zeiten proportionale 
Flächen überstreichen; er fügt aber hinzu, 
daß die Bahnen sich so sehr der Parabel 
nähern, daß man sie als parabolisch be 
trachten könne, und gibt weiter an, wie 
man eine solche parabolische Bahn bestim 
men kann aus drei Beobachtungen, vor 
ausgesetzt, daß die mittelste derselben der 
Zeit nach gerade in der Mitte zwischen 
den beiden andern liegt. Später hat 
Olbers in der »Abhandlung über die 
leichteste und bequemste Methode, die Bahn 
eines K. aus einigen Beobachtungen zu 
berechnen«, die 1797 durchZach veröffent 
licht wurde, das Problem auch ohne diese 
Voraussetzung zu lösen gelehrt und über 
haupt das Verfahren so weit vereinfacht, 
daß seitdem wesentliche Vervollkommnun 
gen nicht mehr möglich waren. 
4) Der englische Astronom Hall^ey 
wandte die Newtonsche Methode zur Be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.