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Kometen (Bahnen derselben).
Cysatus in Ingolstadt bereits bei dem
großen K. (III) von 1618 ein Fernrohr
zur Untersuchung der physischen Beschaffen
heit benutzt hatte, wandte es der Franzose
A uz out bei dem von 1664 zum ersten
mal zu Ortsbestimmungen an. Die
Aufsuchung noch unbekannter K. mit dem
Fernrohr datiert aber erst aus dem 18.
Jahrh., und der von Sarabat in Nimes
entdeckte Komet von 1729 ist der erste in
der langen Reihe der teleskopischen K.,
deren Zahl am Ende des vorigen Jahr
hunderts schon 33 betrug.
Mit der vermehrten Aufmerksamkeit,
die man diesen Körpern zuwandte, wuchs
auch die Zahl der beobachteten K. Die
selbe betragt in den Jahren
612 — 500 v. Chr. 3
499 — 400 . - 6
399 — 300 - - 7
299 — 200 - - 5
199—100 - - 18
99 — 0 - - 14
0 — 99 n. Chr. 21
100—199 - - 18
200 — 299 - - 35
300 — 399 - - 21
400 — 499 - . 19
500 — 599 - . 24
600-699 - - 21
700— 799 „. Chr. 13
800— 899 - - 31
900— 999 - - 20
1000 — 1099 - - 28
1100 — 1199 - - 22
1200—1299 - - 25
1300 — 1399 - - 31
1400—1499 - - 35
1500 — 1599 - - 38
1600—1699 - - 27
1700—1799 - - 96
1800—1880 - - 207
3) Die sch.n erwähnte Meinung des
Aristoteles, nach welcher die K. dem bust-
kreis unsrer Erde angehörige, vergängliche
Erscheinungen sein sollten, behauptete
während deS griechischen und römischen
Altertums sowie während des ganzen Mit
telalters ziemlich unbestritten die Herr
schaft. Erst Tycho Brahes Versuch, die
Parallare deö K. von 1577 zu bestim
men, bahnte einer richtigern Erkenntnis
den Weg. Aus dem Umstand nämlich,
daß er keine solche Parallare zu finden
vermochte, zog er den Schluß, daß der
Komet weiter von der Erde entfernt sei
als der Mond. Nachdem einmal ans diese
Weise der kosmische Charakter der K. fest
gestellt worden, lag es nahe, die Bahnen
derselben zu erforschen, und es sprachen
auch Kepler und Cysatuö bei Gelegen
heit des K. von 1618 von einer bestimm
ten, wahrscheinlich geradlinigen Bahn
desselben; ja, ein Zeitgenosse, der Graf
Henry Percy von Northumberland,
soll sogar die Vermutung ausgesprochen
haben, daß sich die K. in Ellipsen be
wegen, die sich auch später in der von
dem italienischen Professor Borelli (un
ter dem Namen Pier Maria Mutoli)
veröffentlichten Schrift über den K. von
1664 findet. Bald darauf erschien die
»Kometographie« von Hevel, in welcher
dieser Astronom seine eignen vielfachen
Kometenbeobachtungen mit allen ihm zu
gänglichen Nachrichten über früher er
schienene K. zusammengestellt hat. In
diesem Werk weist derselbe auch auf die
Wahrscheinlichkeit hin, daß die K. para
bolische oder wenigstens gegen die Sonne
konkave Bahnen besitzen. Diesen Gedanken
Hevels prüfte dann der Pfarrer Dörfel
zu Plauen im Voigtland an demselben
großenK. von 1680,'der dem Aberglauben
so reiche Nahrung bot, und er fand nicht
nur die parabolische Form der Bahn be
stätigt, sondern entdeckte auch, daß die
Sonne im Brennpunkt der Parabel stehe.
Bald darauf veröffentlichte Newton sein
berühmtes Werk »Mathematische Prin
zipien der Naturphilosophie«, in dessen drit
tem Buch auch die K. behandelt werden.
Der Gravitationstheorie entsprechend, be
merkt Newton, daß dieselben sich in Kegel
schnitten bewegen, deren Brennpunkt im
Mittelpunkt der Sonne liegt, und daß die
Radien Vektoren den Zeiten proportionale
Flächen überstreichen; er fügt aber hinzu,
daß die Bahnen sich so sehr der Parabel
nähern, daß man sie als parabolisch be
trachten könne, und gibt weiter an, wie
man eine solche parabolische Bahn bestim
men kann aus drei Beobachtungen, vor
ausgesetzt, daß die mittelste derselben der
Zeit nach gerade in der Mitte zwischen
den beiden andern liegt. Später hat
Olbers in der »Abhandlung über die
leichteste und bequemste Methode, die Bahn
eines K. aus einigen Beobachtungen zu
berechnen«, die 1797 durchZach veröffent
licht wurde, das Problem auch ohne diese
Voraussetzung zu lösen gelehrt und über
haupt das Verfahren so weit vereinfacht,
daß seitdem wesentliche Vervollkommnun
gen nicht mehr möglich waren.
4) Der englische Astronom Hall^ey
wandte die Newtonsche Methode zur Be-