Full text: Lexikon der Astronomie

Kometen (Ausströmungen). 
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An diesem war nun 2. Okt. eine der 
Sonne zugekehrte Ausströmung der Licht 
materie zu erkennen, welche einen Kreis 
sektor von beiläufig 90° bildete und 12 bis 
15" weit vom Mittelpunkt sich von dem 
leuchtenden Grund, auf deni er lag, unter 
scheiden ließ. Als nach einigen Tagen un 
günstiger Witterung der Komet 8. Okt. 
wieder sichtbar wurde, war die Ausströ 
mung stärker geworden; sie ließ sich jetzt 
15 bis 20" weit verfolgen, der Winkel 
ihrer Ränder betrug aber nur noch etwa 
45°. Am 12. Okt. war der Komet in sei 
ner Erdnähe und erschien, mit bloßen 
Augen gesehen, Heller als die Sterne der 
zweiten Größe im Großen Bären. Die 
Ausströmung war jetzt größer und leb 
hafter, bis über 30" vom Mittelpunkt zu 
verfolgen und nach der rechten Seite auf 
fallend gekrümmt. Der Kern des K. und 
seine Ausströmung gewährten das Aus 
sehen einer brennenden Rakete, deren 
Schweif durch Zugwind abgelenkt wird. 
Der Komet konnte von abends 6 Uhr bis 
zum andern Morgen gegen 3 Uhr verfolgt 
werden. Während dieser Zeit erlitt sein 
Aussehen keine wesentliche Änderung, 
desto größer waren aber die Änderungen, 
welche die Richtung der Ausströmungen 
erfuhr: während der Positionswinkel ihrer 
Achse anfangs 208° betrug, wuchs er all 
mählich auf 250° 23' au. Am 13. war 
keine auf beiden Seiten begrenzte Aus 
strömung mehr vorhanden, sondern nur 
eine unbegrenzte Masse von Lichtmaterie 
links vom Mittelpunkt. Dagegen war die 
Ausströmung am 14. nicht nur wieder 
hergestellt, sondern weit lebhafter und 
stärker als am 12.; sie konnte bis 45" vom 
Mittelpunkt verfolgt werden. Der Glanz 
des Kerns hatte abgenommen, die Gren 
zen der Ausströmung waren an beiden 
Seiten gekrümmt, an der rechten Seite 
tvar der ausströmende Kegel Heller als 
ander linken; Positionswinkel — 222° 
25'. Am nächsten Abend tvar die Aus 
strömung schwach begrenzt, Positionswin 
kel 176° 55'. Ain 20. zeigte sich nur eine 
schwache Spur derAusströmung, die Licht 
materie schien ausgedehnter und gleich 
mäßiger verteilt. Dagegen war die Aus- 
strömnng am 22. lebhafter als je, hatte 
aber ihre Form vollständig geäitdert und 
war beträchtlich nach beiden Seiten hin 
gekrümmt; ihre äußere Begrenzung ging 
beiderseits über einen Kreisbogen von 
etwa 30" Halbmesser, mit welchem sie 
im Scheitel zusammenfiel, hinaus, mochte 
also wohl parabolisch gekrümmt sein, die 
Enden standen 35" vom Mittelpunkt ab. 
DenPositionswiukel der Mittellinie fand 
Bessel 270° 20'. Am 257 war nur eine 
schwache Lichtanhäufung auf beiden Sei 
ten des Mittelpunkts sichtbar. Später 
war nichts mehr von den Ausströmungen 
zu sehen. 
Aus diesen Beobachtungen zog Bessel 
den Schluß, daß der ausströmende Licht 
kegel sich von der Richtung nach der Sonne 
sowohl nach rechts als links beträchtlich 
entfernte, immer aber wieder zu dieser 
Richtung zurückkehrte, um auf die andre 
Seite derselben überzugehen; daß der aus 
strömende Lichtkegel daher sowie der Kör 
per des K. selbst, der ihn ausstößt und 
erzeugt, eine drehende oder vielmehr eine 
schwingende Bewegung in der Ebene der 
Bahn erlitt. Diese Bewegung ist nun 
ohne Zweifel die bemerkenswerteste Er 
scheinung, welche der Komet gezeigt hat. 
Die Anziehungskraft, welche die Sonne 
auf schwere Körper ausübt, reicht nicht 
zu ihrer Erklärung derselben aus. Aller 
dings werden die der Sonne nähern Teile 
des K. stärker von ihr angezogen als die 
entferntern, und daraus kann in Verbin 
dung mit seiner Bewegung in einer krumm 
linigen Bahn eine schwingende Bewegung 
entstehen, wenn er einen etwas verlän 
gerten Durchmesser der Sonne zuwendet. 
Diese Bewegung würde aber eine äußerst 
langsame sein, während die an dem Hal- 
leyschen K. beobachteten Schwingungen 
ziemlich rasch von statten gehen. Bessel 
glaubte nun, daß sich in ihnen eine Re- 
pulsivkrast offenbare, ähnlich der mag 
netischen Polarität der Erde, welche den 
einen Halbmesser des K. der Sonne zu 
wendet, den entgegengesetzten aber von ihr 
abzuwenden strebt. 
DieThätigkeit einerRepulsivkraft hatte 
auch schon Olbers 1812 auf Grund sei 
ner Beobachtungen über den Schweif des 
großen K. von 1811 angenommen. Der-
	        
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