291
Kosmographie — Kreis.
Ungleich auffälliger noch können wir
die Erscheinungen der vierten oder der
Eruptionsperiode beobachten. Wenn die
Schlackendecke eines Himmelskörpers be
reits so weit erkaltet ist, daß sie nicht mehr
glüht, plötzlich und gewaltsam zerrissen
wird, so muß notwendigerweise die innere
Glutinasse hervordringen, sich auf der
Oberfläche ausbreiten und mehr oder we
niger große Flächen des bereits dunkeln
Körpers wieder leuchtend machen. Uns
wird dann das allerdings nicht häufige,
aber doch schon in einer ziemlichen Anzahl
von Fällen sicher beobachtete Schauspiel
des plötzlichen Aufleuchtens eines neuen
Sterns zu teil. Vgl. Temporäre Sterne
Mit dieser Eruptionsperiode ist die Ent
wickelung der Fixsterne für unsre Sinne
geschlossen. Die Abkühlung schreitet all
mählich weiter fort, und die hierdurch an
Dicke und Festigkeit immer mehr zuneh
mende dunkle Rinde wird endlich im stände
sein, den innern Spannkräften das Gleich
gewicht zu halten, so daß weitere Erup
tionen nicht mehr stattfinden können.
Bei Abwesenheit einer äußern Licht- und
Wärmequelle erfolgt schließlich an der
Oberfläche eine sehr schnelle Temperatur
erniedrigung, welche den Wasserdämpfen
gestattet, sich niederzuschlagen, und schließ
lich bedeckt sich bei imnier weiter fortschrei
tender Abkühlung die ganze Oberfläche des
ehemaligen Fixsterns mit einer unge
heuern Schnee- und Eiskruste. Nur durch
äußere Einflüsse, z. B. Zusammenstoß
mit einem andern Körper, könnte dieser
Zustand der Erstarrung beseitigt werden.
Wenn nämlich bei einem solchen Zusam
menstoß hinlänglich viel Wärme ent
wickelt wird, so muß der Entwickelungs
prozeß von einem gewissen Stadium aus
von neuem beginnen.
Kosmographie (griech., »Weltbeschrei
bung«), der Inbegriff von beschreibender
Astronomie und Geographie.
Kosmologie (griech.), die Lehre vom
Weltbau
Kosmos (griech., »der Schmuck«), eine
zuerst in der Schule der Pythagoreer in
Gebrauch gekommene Bezeichnung für
das Weltall; dieselben wollten durch die
ses Wort ausdrücken, daß das Universum
ein nach mathematischer Gesetzmäßigkeit
gebautes Ganze voll Ordnung und Sym
metrie in allen seinen Teilen sei.
Kowalski, Mary an, geb. 15. Aug.
1822 zu Dobrczyn in Polen, feit 1854
Direktor der Sternwarte und Professor
der Astronomie in Kasan.
Kranich (Grus), Sternbild der südli
chen Halbkugel, im S. des südlichen Fisches.
Krater, s. Crater.
Krebs, 1) das vierte Zeichen des Tier
kreises, mit @ bezeichnet, von 90 bis 120°
Länge reichend. — 2) Sternbild der nörd
lichen Himmelskugcl, von 117 V4bis147^/4°
Rektaszension und von 8bis 34° nördlicher
Deklination reichend, mit 92 dem bloßen
Auge sichtbaren Sternen (nach Heis), von
denen aber nur ein einziger heller ist als
4. Größe. Unter ihnen befinden sich eine
Anzahl Doppelsterne, darunter der Stern
6. Größe C, dessen Umlaufszeit Winnecke
u 58,9 Jahren, O. Struve zu 62,4 Jahren
erechnet haben, sowie ein veränderlicher
Stern R, dessenBeränderlichkeit Sch werd
1829 erkannte, zwischen 6,2 und weniger
als 12. Größe, in etwa 364 Tagen mit
beträchtlichen Schwankungen veränderlich.
Ein teleskopisch veränderlicher Stern 4, von
ind 1848 erkannt, hat eine Periode von
Tagen 11 Stund. 37 Min. und im
Maximum die Helligkeit 8,2, im Mini
mum 9,8 Größe ; die Lichtabnahme dauert
8V2 Stunden, die Zunahme 13 Stunden;
während der andern Zeit ist der Stern,
ähnlich wie Algol, konstant. Bemerkens
wert ist ferner ein schon dem bloßen Auge
erkennbarer Sternhaufe, der unter dem
Namen der Krippe (Rruesexe) bekannt
ist; zwei Sterne 4. Größe, zwischen denen
er steht, y und ä des Krebses, werden schon
seit alten Zeiten die beiden Esel
(^.selli) genannt. Galilei erkannte mit
seinem ganz primitiven Fernrohr 36
Sterne in dieser Gruppe. Ein kleinerer
Sternhaufe, der zwar nicht mit bloßem
Auge, aber doch schon in einem schwachen
Fernrohr sichtbar ist, steht in der südlichen
Schere.
Kreis, eine ebene, geschlossene, krumme
Linie, deren Punkte alle gleichweit ent
fernt sind von einem in ihrem Innern
gelegenen Punkte, dem Mittelpunkt(0
19*