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Mars.
sten genauen Zeichnungen aber finden sich
in dem Tagebuch von HuygenS unterm
28. Nov. 1659. Hooke scheint zuerst die
Natur dieser Flecke richtig erkannt zu ha
ben, wenn es auch nach Kaisers Urteil
schwer hält, aus seinen Zeichnungen von
1666 die Objekte auf dem M. wiederzu
erkennen. Später hat sich Schröter in
Lilienthal 1785 — 1803 eingehend mit
deni M. beschäftigt und 117 Zeichnungen
desselben entworfen; sein Werk »Areo-
graphische Fragmente« blieb aber Manu
skript und ist erst 1873 von Terby in
Löwen veröffentlicht worden, dem wir
außerdem eine wertvolle Monographie
über die Beobachtungen der physischen
Beschaffenheit des M. seit den Zeiten
Fontanas verdanken. Weiter haben sich
Arago, Beer und Mädler, Secchi,
Rosse, Proctor u.a. mit dem Stu
dium der Marsflecke beschäftigt; vor
allen aber müssen wir Kaiser in Leiden
und Schiaparelli in Mailand nennen.
Ersterer beobachtete den Planeten während
der Oppositionen von 1862 und 1864,
letzterer in der Zeit vom September 1877
bis März 1878. Auf Grund dieser Beob
achtungen, die mit einem Merzschen Re
fraktor von 21,8 cm Öffnung und 3,25 m
Brennweite anfangs mit 322facher, spä
ter bei 468facher Vergrößerung angestellt
wurden, hat nun Schiaparelli eine
Karte der Marsoberfläche entworfen, die
vor frühern Versuchen gleicher Art den
Vorzug besitzt, daß von einer größern
Anzahl (62) leicht erkennbarer Punkte,
die möglichst gleichförmig über die Ober
fläche verteilt sind, die areographische
Länge und Breite durch Mikrometermes-
sungen bestimmt worden sind, während
man sich früher mit Schätzungen nach
dem Augenmaß begnügte. Selbst Kai
ser hielt mikrometrische Messungen aus
dem M. noch für unmöglich; Schiapa
relli überzeugte sich aber, daß sich selbst
unter nicht besonders günstigen Verhält
nissen der Abstand eines Flecks vom Mit
telpunkt der Planetenscheibe mit einem
wahrscheinlichen Fehler von nur 1° durch
eine einzige Beobachtung finden läßt, so
bald der scheinbare Durchmesser des Pla
neten mindestens 20" beträgt. Bezüglich
der Sichtbarkeit der Objekte fand Schia
parelli, daß unter günstigen Umstän
den ein Heller Fleck aus dunklem Grund
oder umgekehrt noch leicht sichtbar ist,
wenn sein Durchmesser wenigstens Vs»
von dem des Planeten, also mindestens
137 km beträgt; bei hellen Streifen auf
dunklem Grund oder umgekehrt ist aber
hierzu nur eine Breite von Vioo des Mars
durchmessers oder 70 km nötig. Man
kann demnach auf dem M. Gegenstände
wie die Inseln Sizilien, Cuba, Suma
tra rc., Ländermassen wie Italien, Seen
wie den Ladogasee oder Tschadsee, den
Tanganjika und Nyassa, das Rote Meer rc.
deutlich erkennen.
5) Unsre Figur zeigt nach Schiapa
relli die Oberfläche des M. in Merca-
tor- Projektion von 80° südl. Br. bis et
was über 40° nördl. Br. Weiter erstrecken
sich aus dieser Halbkugel die Messungen
des italienischen Astronomen nicht. Es
ist dieses eine Folge der Neigung der
Achse des M.; es wird dadurch bei allen
sogen, »großen« Oppositionen (größten
Annäherungen an die Erde, wie 1862,
1877 und 1894) der Anblick des Nord
pols und seine Umgebung unsern Blicken
entzogen.
Von den beiden polaren Schneefleckcn
war der südliche während der Opposition
immer in Sicht. Er war mit einem dun
keln Rand umgeben und machte zu ge
wissen Zeiten den Eindruck, als liege er
tiefer als die Umgebung. Am kleinsten
war er etwa 2 1 /?. Monate nach dem
längsten Tag der südlichen Marskugel.
Aber auch im Winter erstreckte sich "die
Schneeablagerung nie bis in die Nähe
des Äquators. Nun sollte man aus der
etwa doppelt so langen Dauer der Jah
reszeiten auf dem M. im Vergleich zu
denen unsrer Erde den Schluß ziehen,
daß dort die Sonnenhitze wie die Winter
kälte bedeutend höhere Grade als bei uns
erreichen. Die Wahrnehmungen bezüglich
des Polarschnees bestätigen aber diese Ver
mutung durchaus nicht, sie führen uns
vielmehr zu der Ansicht, daß der größte
Teil der Marsoberfläche während des gan
zen Jahrs eine über dem Nullpunkt lie
gende Temperatur besitzt.