320
Marsmonde.
Unterbrechung durch größere Meere, den
ganzen Planeten umgibt. Während die
selbe, frühern Beobachtungen zufolge,
sich nach N. bis in 50° Breite zu er
strecken scheint, wird sie nach S. durch
eine an Aeria, Arabia und Chryse vor
beigehende, Thanmasia umfassende, dann
durch das Mare Sirennm, Mare Cim-
merium und Mare Tyrrhcnum gehende
Linie begrenzt.
Südlich davon, in mittlern Breiten, liegt
eine andre Länderzone, die aus den Re
gionen Argyra, Hellas, dem südlichen
Teil von Ausonia, Eridania, ElektriS
und PhaetontiS gebildet wird.
Noch weiter südlich von der vorigen
Zone, durch das Mare Chronium getrennt,
erblickt man die großen Inseln Thyle I
und H, zwischen denen die Meerenge des
Ulysses liegt.
Zwischen der äquatorialen und der süd
lich von ihr liegenden Länderzone zieht
sich eine Reihe von Binnenmeeren hin,
die durch schmale, teilweise unter Wasser
gesetzte Halbinseln voneinander getrennt
werden, welche sämtlich in der Richtung
von NW. nach SO. liegen. Die eigentüm
liche Richtung dieser Ländermassen legt
den Gedanken nahe, daß ihre Anordnung
durch die Thätigkeit der flüssigen Massen
und des Luftmeers veranlaßt ist.
Die Mehrzahl der Namen- auf der
Karte Schiaparellis rührt von diesem
Autor her und ist teils der Geographie,
teils der Mythologie entlehnt.
Marsmondc sind zwar mit den unvoll
kommenen Fernrohren früherer Zeit nicht
beobachtet, aber doch vielfach vermutet wor
den. AlSl610Galilei inderSchrift»Der
Sternenbote« (lat. »Liäsrerw nnneiu8«)
der staunenden Mitwelt über seine ersten
mit dem jüngst erfundenen Fernrohr am
Himmel gemachten Entdeckungen (Mond-
berge, Jupitermonde, Sternanhäufungen
im Orion, im Krebs, in der Milchstraße rc.)
berichtete und ein Exemplar dieser Schrift
an unsern deutschen Astronomen Kepler
sandte, fühlte sich dieser zur Abfassung
einer »Disputation mit dem von Galileo
Galilei kürzlich zu den Sterblichen ge
sandten Sternenboten« (lat., 1610) an
geregt. Darin wünscht er seinem großen
Zeitgenossen öffentlich Glück zu seinen
Entdeckungen, und nachdem er bemerkt
hat, daß er den Angaben desselben, na
mentlich auch hinsichtlich der Beobachtung
von vier Jupitermonden, vollständig
Glauben schenke, fügt er noch hinzu: »Ich
wünschte, ich hätte schon ein Fernrohr be
reit, mit welchem ich dir in der Ent
deckung der zwei um den Mars und der
6 bis 8 um den Saturn kreisenden Tra
banten zuvorkommen könnte«. Dieselbe
Vermutung bezüglich der M. spricht auch
der britische Theolog William Derham
(1657—1736) aus im siebenten Buch seiner
zuerst 1714 erschienenen »Astrotheologie,
ein Beweis für das Dasein und die Eigen
schaften Gottes durch eine Umschau am
Himmel«. Durch dieses Buch, welches sei
ner Zeit großes Aufsehen erregte, mehrere
Auflagen erlebte sowie ins Französische
und Deutsche (1728) übersetzt wurde,
scheint der Gedanke weitere Verbreitung
gefundeir zu haben, und daher kommt es
wohl, daß man demselben in der ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts mehr
fach begegnet, so bei dem deutschen Philo
sophen Christian Wolf (1679 —1754)
im achten Kapitel deö ersten Teils seiner
Schrift »Vernünftige Gedanken von den
Absichten der natürlichen Dinge« (1723)
und in dem Werk des Pfarrers von Peest
u.Balow,Joh.Jak.Schmidt: »Biblischer
Mathematikus« (1736, S. 468). Der
erstere glaubt, daß die Planeten in solchen
Abständen geordnet sind, daß keiner dem
andern durch seinen Schatten beschwerlich
fällt; ebenso dürfe bei Planeten mit
Monden keiner derletztcrnin den Schatten
des Nachbarplaneten und auch kein Nach
barplanet in den Schatten eines Mondes
fallen. Wenn nun der Raum zwischen
Erde und Mars größer ist als zwischen
Venus und Erde, »so läßt sich mut
maßen , daß Mars auch einen oder viel
leicht mehrere Monde um sich habe, die
aber nach Proportion ihrer Größe so klein
sind, daß wir sie auf der Erde auch nicht
durch unsre Ferngläser entdecken können.
Es kann auch sein, daß sie das Licht sehr
schlecht reflektieren und daher wegen der
Schwäche des Lichts nicht zu observieren
sind, wenn eö auch gleich ihre Größe