Full text: Lexikon der Astronomie

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Marsmonde. 
Unterbrechung durch größere Meere, den 
ganzen Planeten umgibt. Während die 
selbe, frühern Beobachtungen zufolge, 
sich nach N. bis in 50° Breite zu er 
strecken scheint, wird sie nach S. durch 
eine an Aeria, Arabia und Chryse vor 
beigehende, Thanmasia umfassende, dann 
durch das Mare Sirennm, Mare Cim- 
merium und Mare Tyrrhcnum gehende 
Linie begrenzt. 
Südlich davon, in mittlern Breiten, liegt 
eine andre Länderzone, die aus den Re 
gionen Argyra, Hellas, dem südlichen 
Teil von Ausonia, Eridania, ElektriS 
und PhaetontiS gebildet wird. 
Noch weiter südlich von der vorigen 
Zone, durch das Mare Chronium getrennt, 
erblickt man die großen Inseln Thyle I 
und H, zwischen denen die Meerenge des 
Ulysses liegt. 
Zwischen der äquatorialen und der süd 
lich von ihr liegenden Länderzone zieht 
sich eine Reihe von Binnenmeeren hin, 
die durch schmale, teilweise unter Wasser 
gesetzte Halbinseln voneinander getrennt 
werden, welche sämtlich in der Richtung 
von NW. nach SO. liegen. Die eigentüm 
liche Richtung dieser Ländermassen legt 
den Gedanken nahe, daß ihre Anordnung 
durch die Thätigkeit der flüssigen Massen 
und des Luftmeers veranlaßt ist. 
Die Mehrzahl der Namen- auf der 
Karte Schiaparellis rührt von diesem 
Autor her und ist teils der Geographie, 
teils der Mythologie entlehnt. 
Marsmondc sind zwar mit den unvoll 
kommenen Fernrohren früherer Zeit nicht 
beobachtet, aber doch vielfach vermutet wor 
den. AlSl610Galilei inderSchrift»Der 
Sternenbote« (lat. »Liäsrerw nnneiu8«) 
der staunenden Mitwelt über seine ersten 
mit dem jüngst erfundenen Fernrohr am 
Himmel gemachten Entdeckungen (Mond- 
berge, Jupitermonde, Sternanhäufungen 
im Orion, im Krebs, in der Milchstraße rc.) 
berichtete und ein Exemplar dieser Schrift 
an unsern deutschen Astronomen Kepler 
sandte, fühlte sich dieser zur Abfassung 
einer »Disputation mit dem von Galileo 
Galilei kürzlich zu den Sterblichen ge 
sandten Sternenboten« (lat., 1610) an 
geregt. Darin wünscht er seinem großen 
Zeitgenossen öffentlich Glück zu seinen 
Entdeckungen, und nachdem er bemerkt 
hat, daß er den Angaben desselben, na 
mentlich auch hinsichtlich der Beobachtung 
von vier Jupitermonden, vollständig 
Glauben schenke, fügt er noch hinzu: »Ich 
wünschte, ich hätte schon ein Fernrohr be 
reit, mit welchem ich dir in der Ent 
deckung der zwei um den Mars und der 
6 bis 8 um den Saturn kreisenden Tra 
banten zuvorkommen könnte«. Dieselbe 
Vermutung bezüglich der M. spricht auch 
der britische Theolog William Derham 
(1657—1736) aus im siebenten Buch seiner 
zuerst 1714 erschienenen »Astrotheologie, 
ein Beweis für das Dasein und die Eigen 
schaften Gottes durch eine Umschau am 
Himmel«. Durch dieses Buch, welches sei 
ner Zeit großes Aufsehen erregte, mehrere 
Auflagen erlebte sowie ins Französische 
und Deutsche (1728) übersetzt wurde, 
scheint der Gedanke weitere Verbreitung 
gefundeir zu haben, und daher kommt es 
wohl, daß man demselben in der ersten 
Hälfte des vorigen Jahrhunderts mehr 
fach begegnet, so bei dem deutschen Philo 
sophen Christian Wolf (1679 —1754) 
im achten Kapitel deö ersten Teils seiner 
Schrift »Vernünftige Gedanken von den 
Absichten der natürlichen Dinge« (1723) 
und in dem Werk des Pfarrers von Peest 
u.Balow,Joh.Jak.Schmidt: »Biblischer 
Mathematikus« (1736, S. 468). Der 
erstere glaubt, daß die Planeten in solchen 
Abständen geordnet sind, daß keiner dem 
andern durch seinen Schatten beschwerlich 
fällt; ebenso dürfe bei Planeten mit 
Monden keiner derletztcrnin den Schatten 
des Nachbarplaneten und auch kein Nach 
barplanet in den Schatten eines Mondes 
fallen. Wenn nun der Raum zwischen 
Erde und Mars größer ist als zwischen 
Venus und Erde, »so läßt sich mut 
maßen , daß Mars auch einen oder viel 
leicht mehrere Monde um sich habe, die 
aber nach Proportion ihrer Größe so klein 
sind, daß wir sie auf der Erde auch nicht 
durch unsre Ferngläser entdecken können. 
Es kann auch sein, daß sie das Licht sehr 
schlecht reflektieren und daher wegen der 
Schwäche des Lichts nicht zu observieren 
sind, wenn eö auch gleich ihre Größe
	        
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