Full text: Lexikon der Astronomie

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Meridianzeichen — Merkur. 
Meridianzrichcn, Zeichen zur Fixie 
rung des Meridians eines Durchgangs 
instruments, s. Meridiankreis. 
Merkur, derjenige Planet, welcher, so 
weit unsre Kenntnis zur Zeit reicht, der 
Sonne am nächsten steht. 
Er läuft in einer mittlern Entfernung 
von 0,387io Erdbahnhalbmessern oder 
57,55 Mill. km —7,75 Mill. geogr. Mei 
len in Zeit von 87,96926 Tagen um die 
Sonne. Die Bahn ist sehr deutlich elliptisch, 
denn die Exzentrizität beträgt 0,2056; der 
Planet hat also im Perihel nur 45,72, im 
Aphel aber 69,38 Mill. km Abstand von 
der Sonne. Seine Bahn ist unter einem 
Winkel von 7° 0,i' gegen die Erdbahn 
geneigt. 
Dà M. sich bis auf 218 Mill. km von 
der Erde entfernen und sich anderseits 
bis auf 79 Mill. km ihr nähern kann, so 
schwankt auch sein scheinbarer Durchmesser 
zwischen 4,5 und 12 Bogensekunden; auf 
die mittlere Entfernung der Erde von der 
Sonne reduziert, beträgt derselbe nach 
Bessel 6,679", was einem wirklichen 
Durchmesser von 0,373 Erddurchmessern 
oder 4900 km — 660 geogr. Meilen ent 
spricht. Sein Volumen beträgt demnach 
0,054 von dem der Erde. 
Die Masse des M. ist lange nur un 
sicher bekannt gewesen. Noch L a p l a c e gab 
1824 auf Grund der von Lagrange auf 
gestellten Hypothese, daß die Dichten von 
Erde und M. ihren mittlern Abständen 
von der Sonne umgekehrt proportional 
seien, den Wert derselben zu V202S810 der 
Sonnenmasfe an. Die erste exakte Bestim 
mung dieser Größe rührt von Encke her, 
der aus den Störungen des seinen Namen 
führenden Kometen von kurzer Umlaufs- 
zeit, welcher 1835 dem Planeten sehr nahe 
kam, '/4865751 fand, also nur 6 /i2 des 
Laplaceschen Werts. Nach den Untersu 
chungen, welche in neuerer Zeit von 
Asten über diesen Kometen angestellt hat, 
ist aber auch der Enckesche Wert noch viel 
zu groß; aus den Störungen, welche der 
Komet 1848 erlitten, wo er sich dem M. 
bis auf 0,038 Erdbahnhalbmesser näherte, 
ergibt sich nämlich V7ss«44o der Sonnen 
masse, d. h. 0,042 der Erdmasse. Hiernach 
beträgt die mittlere Dichte des M. 0,77 
O) von derjenigen der Erde oder 4,3 von 
der des Wassers, und die Schwere auf sei 
ner Oberfläche ist 0,294 mal so groß als bei 
uns, so daß die Fallbeschleunigung 1,64 m 
beträgt. 
M. kann sich nicht weiter als bis zu 
einem scheinbaren Abstand von ziemlich 
23° auf der Ost- oder Westseite von der 
Sonne entfernen. Er ist daher nur abends 
bald nach Sonnenuntergang am westlichen 
oder früh vor Sonnenaufgang am östlichen 
Himmel sichtbar; auch ist er bei totalen 
Sonnenfinsternissen am Tag mit bloßem 
Auge bemerkt worden. Sein Glanz ist 
sehr bedeutend, und er führte deshalb schon 
bei den alten Griechen den Namen des 
»stark Funkelnden« (stilbon). Zöllner 
hat aus vergleichenden Messungen des M. 
und Jupiter gefunden, daß der erstere in 
günstiger Stellung fast die Helligkeit des 
Sirius erreichen kann. Dessenungeachtet 
ist er wegen seines tiefen Standes am 
Himmel in unsern Breiten, wo die untern 
Schichten der Atmosphäre durch Staub 
und Dunstteilchen getrübt sind, nicht so 
leicht erkennbar, und selbst ein so emsiger 
Beobachter wie Kopernikus beklagte sich 
noch aus seinem Sterbebett, ihn trotz aller 
Bemühungen nicht gesehen zu haben. 
Infolge' seiner wechselnden Stellung 
zu Sonne und Erde zeigt der M. Phasen 
gleich dem Mond, welche leicht mit dem 
Fernrohr erkennbar und 23. Mai 1639 
von dem Jesuiten Zupus in Neapel mit 
einem sehr mangelhaften Instrument ent 
deckt worden sind; H ev el in Danzig beob 
achtete sie zuerst 22. Nov. 1644. Schrö 
ter in Lilienthal sowie auch nachher 
Mäd ler haben bisweilen die Breite des 
erleuchteten Teils kleiner gefunden, als 
es der Rechnung nach sein sollte; die Ur 
sache davon ist noch unbekannt. Auch er 
scheint bisweilen die Lichtgrenze auf der 
innern Seite der Sichel nicht scharf, son 
dern verwaschen, und die Helligkeit nimmt 
nach diesem Rand hin beträchtlich ab. Bis 
weilen, wiewohl selten, sind auf seiner 
Oberfläche dunkle flecken- und streifen- 
artigeGebisde wahrgenommenworden, die 
nach kurzem Bestand wieder verschwanden. 
Schröter und Harding haben aus 
der Bewegung eines solchen Objekts, das
	        
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