Meteorite.
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Trij eck hat der verschmertzet gar
Wie ertz gestalt und erdes var.
Ouch ist gesehen in dem lufft
Slymbes fiel er in erdes Klusft.
Clain stiick sind kamen hin und har
Und wit zerfiiert süst sichst in gar.
Tunow, Necker, Arh, Jll und Rin.
Swih, Uri, Hort den Klapff der In,
Ouch dornt er den Burgunden der
In forchten die franzosen ser.
Noch genauer beschrieben ist ein Stein
fall, der sich 26. Mai 1751 bei Hradschina
in der Agramer Gespanschaft in Sla
wonien in Gegenwart von sieben Augen
zeugen ereignete. Abends gegen 6 Uhr
zeigte sich eine in einem großen Teil von
Deutschland sichtbare, von W. nach O.
ziehende feurige Kugel, die unter heftigem
Getöse zersprang, und aus welcher zwei
Stücke zur Erde niederfielen. Das eine,
71 Pfd. schwer, fiel auf einen acht Tage
früher gepflügten Acker, wo es 3 Klafter
tief eindrang, das andre, 16 Pfd. schwer,
drang, 2000 Schritt davon entfernt, in den
Boden einer Wiese ein. Das erstere kam
in das k. k. Naturalienkabinett in Wien.
Diese wie auch andre wohlbeglaubigte
Steinfälle wurden aber in maßgebenden
Gelehrtenkreisen mit vornehmer Ungläu
bigkeit aufgenommen, und im »Zeitalter
der Aufklärung« soll es mehrfach vorge
kommen sein, daß Meteorsteine, die sich
aus früherer Zeit in den Sammlungen
vorfanden, aus Furcht, sich durch Aber
glauben lächerlich zu machen, weggeworfen
wurden. Wie schwer die Wahrheit durch
zudringen vermochte, sieht man recht deut
lich an dem Verhalten der Pariser Akade
mie. 1768 fielen an drei Orten von Frank
reich, zu Lucê in Maine, in der Nähe von
Aire in Artois und bei Coutances in Co
tentin, Steinmassen nieder. Am erstern
Ort sah man 13. Sept, nachmittags ge
gen 4V2 Uhr ein dnnkles Gewölk, aus dem
ein kanonenschußähnlicher Donner und
darauf ein Getöse, gleich dem Brüllen eines
Ochsen vernominen wurde; Feuererschei
nungen waren dabei nicht wahrnehmbar.
Die Einwohner eines 3 Meilen von Lucê
entfernten Orcs sahen, wie eine feste Masse
die Luft durchschnitt und auf eine Rasen
fläche an der nach Le Mans führenden
Straße fiel. Sie fanden dort einen noch
heißen, 7 Pfd. schweren Stein zur Hälfte
iu den Boden gesunken. Die Akademie,
die von allen drei Orten Bruchstücke der
niedergefallenen Steine erhielt, beauftragte
nun drei ihrer Mitglieder, Fougerour,
Cadet und Lavoisier, mit der Unter
suchung des Ereignisses; dieselben kamen
aber zu dem Resultat, daß die Steine nicht
aus der Luft gefallen, sondern durch Blitz
schlag bloßgelegt worden seien.
Am 24. Juli 1790 sah man zwischen 9
und 10 Uhr abends an verschiedenen Or
ten der Gascogne eine Feuerkugel, die mit
einem langen Schweif durch die Luft fuhr
und unter lebhaftem Krachen zersprang.
Etwa 2 Minuten später fielen in der
Munizipalität Juillac eine Menge Steine
nieder, die gesammelt und mit einem vom
Maire unterzeichneten Bericht an die Aka
demie gesandt wurden. Aber diese legte
dem Bericht nicht den mindesten Glauben
bei, und der Physiker B e r t h o l o n wies bei
dieser Gelegenheit darauf hin, wie traurig
es sei, eine ganze Munizipalität in aller
Form Volkssagen beglaubigen zu sehen,
die als Erzeugnisse des Aberglaubens nur
Mitleid verdienen. »Alle Bemerkungen«,
so schrieb derselbe, »ergeben sich dem philo
sophischen Leser von selbst, wenn er dieses
authentische Zeugnis eines offenbar falschen
Faktunis, eines physisch unmöglichen Phä
nomens liest.«
Gleichwohl haben schon die altgriechi
schen Philosophen teilweise ziemlich rich
tige Meinungen über die Natur der M.
gehabt; nach der Ansicht des Diogenes
von Apollonia, welcher im 5. Jahrh,
v. Chr. lebte, »bewegen sich zusammen mit
den sichtbaren auch unsichtbare Sterne, die
ebendeshalb keinen Namen haben. Diese
fallen oft auf die Erde herab und erlöschen,
wie der bei Agospotamos feurig herab
gefallene steinerne Stern«. Diese Ansicht
stimmt im wesentlichen ganz überein mit
derjenigen, welche zuerst der deutsche Phy
siker Chladni 1794 ausgesprochen hat.
Derselbe findet es undenkbar, daß die zahl
reichen uns aufbewahrten Berichte über
Steinfälle alle erdichtet seien; er hält viel
mehr dafür, daß Feuerkugeln und die dar
aus niederfallendeu Stcinmassen identisch
sino, und glaubt, daß diese Körper sich nicht