Full text: Lexikon der Astronomie

332 Meteorite. 
der gewesen, daß das kosmische Meteor 
bei seinem Niederstürzen größere Massen 
solchen StaubeS aus den höhern Schichten 
der Atmosphäre mit herabgerissen hat. 
Als eigentlicher Meteorstaub oder 
kosmischer Staub sind aber wahr 
scheinlich die Staubmassen zu befrachten, 
die Nordenskjöld 1870 unter dem 
Namen »Krvokonit« auf dem Boden von 
offenen, mit Wasser gefüllten Löchern auf 
dem Binneneis von Grönland, ferner 
auf dem L>chnee in Schweden und Finn 
land und 1872 auf dem Eis von Spitz 
bergen gesammelt hat. Dieser Staub 
enthält reichlich magnetische Teilchen, in 
denen sich außer metallischem Eisen auch 
Phosphor und Kobalt nachweisen ließen. 
Auch G. T i s s a n d i e r hat in dem Staub, 
den er in den verschiedenen Gegenden 
Frankreichs aus der Luft gesammelt hat, 
kleine Warzen - und kugelförmige Eisen 
körperchen nachgewiesen, von denen er 
glaubte, daß sie beim Zerspringen der 
Meteormassen entstehen, welche dann 
glühende Metallteilchen ausstreuen, von 
denen die kleinsten vom Wind weiter 
fortgetrieben werden. Magnetische Eisen 
kügelchen ähnlicher Art haben Tissan- 
dier und Meunier auch in einem der 
Kreideformation (dem Gault) ungehörigen 
Sand aus dem 509 in tiefen Brunnen von 
Grenelle bei Paris gefunden. 
Nach ihrer chemischen Zusammensetzung.- 
teilt man die M. in Eisenmeteorite 
und Steinmeteorite. 
Die erstem hat man viel seltener nieder 
fallen sehen als die letztern, aber sie sind 
der Zerstörung weniger ausgesetzt und 
haben daher längere Dauer. Aus der 
neuern Zeit kennt man nur den Fall bei 
Braunau in Böhmen, wo 1847 zwei 
Stück von zusammen über 36 kg 
niederfielen. Das Metcoreisen ist eine 
Legierung von Eisen mit 4—20, selten 
bis 59, sehr häufig gegen 10 Proz. Nickel; 
es kommt in demselben ferner vor eine 
in Säuren schwer lösliche Verbindung 
von Eisen, Phosphor und Nickel, der 
Schreibersit, sodann Kobalt, Troilit 
(Eisensulfuret),Kohlenstofs (gebunden und 
als Graphit), Kupfer, Zinn, Silicium, 
Magnesium, Wasserstoff. Beizt man eine 
polierte Fläche des Meteoreisens mit Sal 
petersäure, so treten eigentümliche zarte 
Linien und Zeichnungen, die Widman- 
stättschen Figuren, hervor, welche 
zeigen, daß die Masse aus dünnen Lagen 
einzelner Kristalle besteht. Gustav Rose 
teilt die Eisenmeteorite in drei Arten: 
1) Meteoreisen mit nur geringen 
Mengen andrer Verbindungen. 
2) Pallasit, d. h. Meteoreisen, in 
welches porphyrartig, wie in ein Eisen 
skelett, Olivinkörner oder Bronzit einge 
wachsen sind; ersteres ist der Fall bei der 
schon erwähnten Pallasschen Eisenmasse, 
letzteres bei dem Meteorit von Rittersgrün 
(im sächsischen Erzgebirge), der vielleicht 
von einem zu Pfingsten 1164 im Meiß 
nischen stattgefundenen Eisenregen her 
stammt. 
3) Mesosiderit, ein körniges Ge 
menge von Meteoreisen mit Olivin und 
Bronzit, dessen Bestandteile sich leicht 
trennen lassen. 
Die M. der zweiten Abteilung, die 
Steinmeteorite, bestehen aus Sili 
katen, und zwar überwiegend ausMag- 
nesiasilitaten, und haben in der Regel 
Ähnlichkeit mit unsern kristallinischen 
Gebirgsarten, ohne aber mit irgend einem 
irdischen Gestein vollständig übereinzu 
stimmen. Man hat bis jetzt in ihnen 
nachgewiesen: Nickeleisen (Meteorcisen), 
Phosphornickeleisen (Schreibersit), Old 
hamit (Schwefelcalcium), Troilit, Mag 
netkies, Magneteisenerz, Chromeisenerz, 
Kieselsäure,' Enstatit (Magnesiasilikat), 
Bronzit (Magnesia- und Eisensilikat), 
Augit (Magnesia - und Kalksilikat oder 
auch Eisen-, Magnesia- und Kalksilikat), 
Olivin (Magnesia- und Eisensilikat) und 
Anorthit (Kalk- und Thonerdesilikat). 
Rose unterscheidet folgende Arten: 
1) Chondrite (v. griech. otwnciros, 
»Korn, Graupen«), feinkörnige Gemenge 
von Olivin und Bronzit, graue Massen 
mit eingelagerten kleinern und größern 
Kügelchen (Chondren); die am häufigsten 
vorkommende Art. 
2) Howardite, so genannt zu Ehren 
Howards, der zuerst einen Meteorstein 
analysierte; feinkörnige Gemenge von 
Olivin, Augit und Anorthit mit wenig
	        
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