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Mikrometer.
Sehnen auf derselben Seite oder auf ent
gegengesetzten Seiten des Mittelpunkts
liegen.
Hier ist allerdings bei der Berechnung
von u‘ die noch unbekannte Deklination
8' des zweiten Sterns zu benutzen; da
aber <)' nicht sehr von 8 verschieden ist, so
kann inan zunächst
u' — 15 t' cos 8
setzen und, mit diesem Wert weiter rech
nend. den Deklinationsunterschied beider
Sterne und damit d‘ bestimmen. Mit
dem so erhaltenen Werte 8' berechnet man
dann wieder und wenn der neue
Wert merklich von dem frühern abweichen
sollte, so führt man die Rechnung noch
mals mit dem neuen ¡¿‘ durch uud erhält
ein verbessertes ä'.
Zur Benutzung des Kreismikrometers
ist, wie wir aus obigen Formeln sehen, die
Kenntnis des Halbmessers r des Ringes
erforderlich. Denselben erhält man aber,
wenn man für zwei Sterne, deren Dekli
nationen ck und <>' man kennt, und deren
Deklinationsnnterschied <f — 8' = D
wenig kleiner als der Ringdurchmesser
ist, die Durchgangsdauer t und t' beob
achtet; dann ist
r — — — ————,
2 cos A cos B sin (A +B) sin (A-B)
tan A — und tan ß —
ist und ii und u‘ die oben angeführten
Werte haben. Die Ableitung dieser For
meln übergehen wir hier.
Zu dieser Bestimmung eignen sich be
sonders die Sterne der Plejadengruppe,
weil man unter ihnen für jedes M. leicht
ein Paar passende findet. Die Örter der
selben sind von Bessel mit größter Ge
nauigkeit bestimmt.
Wenn man das Kreismikrometer auf
Sterne anwendet, die dem Pol nahestehen,
so darf man das Stück Parallelkreisbo
gen , welches innerhalb des Ringes liegt,
nicht mehr, wie wir bisher stillschweigend
gethan, als eine gerade Linie ansehen.
Doch würde es zu weit führen, wollten wir
auf die in diesem Fall an dem Deklina
tionsunterschied D anzubringende, übri
gens unbedeutende Korrektion eingehen.
Die Erfindung des Kreismikrometers
verdankt man dem Jesuiten Boscovich
in Rom, welcher 1739 darauf aufmerksam
machte, daß die kreisförmige Öffnung der
Okularblendung sich zur Benutzung als
M. eigne. Doch fand das Hilfsmittel we
nig Beifall, obwohl Lacaille sich dessel
ben einigemal bedient hat. Gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts ersetzte dann
der Inspektor des mathematischen Salons
in Dresden, Joh. Gottfried Köhler legest.
1801), die einfache Öffnung durch einen
im Brennpunkt aufgehängten schmalen
Messingring, damit er die Sterne schon
vor ihrem Eintritt in die Öffnung sehen
könne. Die vollkommnere Form eines in
ein Plaiiglaö eingesetzten Stahlrings
stammt von Fraunhofer her.
Zur Messung von Rektaszensions- und
Deklinationsunterschieden dient auch das
Fadenmikrometer an einem parallak
tisch aufgestellten Fernrohr. Dasselbe be
steht aus einem im Brennpunkt desFern-
rohrs angebrachten, um dessen Achse dreh
baren Ring, in welchem mehrere parallele
Fäden ausgespannt sind, die von einem
oder auch mehreren in rechtwinkeliger Rich
tung gespannten gekreuzt werden. Man
bringt nun die parallelen Fäden in die
Richtung der täglichen Bewegung der
Sterne, indem man das Fernrohr auf
einen Stern in der Nähe des Äquators
richtet und dasFadensystem so lange dreht,
bis der Stern bei seinem Durchgang den
einen Parallelfaden nicht mehr verläßt.
Jeder Parallelfaden stellt dann, auf wel
chen-Stern immer man das Fernrohr
richten mag, ein Stück des Parallelkreises
und der mittelste senkrechte Faden ein
Stück des Deklinationskreises dar.
Beobachtet man an dem stillstehenden
Instrument die Durchgänge zweier Sterne
durch den vertikalen Mittelfaden, so gibt
der Zeitunterschied sogleich den Unterschied
der Rektaszensionen. Um kleine Deklina
tionsdifferenzen messen zu können, ist noch
ein beweglicher Parallelfaden angebracht,
der sich mit Hilfe einer Schraube verschie
ben läßt, weshalb man dasJnftrument auch
ein Sckraubenmikrometer nennt.
Man stellt nun das Fernrohr so, daß der
eine der beiden in Betracht kommenden