340 Mittagslinie — Mittelpunktsgleichung.
Sonne im S. durch den Meridian geht.
Zu den Zeiten der Sonnenwenden fällt
derselbe genau mit dem höchsten tägli
chen Sonnenstand zusammen. Zu an
dern Zeiten ist dies nicht genau der Fall,
weil die Deklination der Sonne sich än
dert; vgl. Höhe. Mittlerer M. ist der
Augenblick der Kulmination der sogen,
mittlern Sonne, d. h. einer bloß gedach
ten Sonne, die sich mit gleichförmiger Ge
schwindigkeit im Lauf eines tropischen
Jahrs von 366,2422 Sterntagen auf dem
Äquator vom Frühlingspunkt bis wieder
zum Frühlingspunkt bewegt. Vgl. Zeit.
M. bedeutet auch die Himmelsgegend, in
welcher die Sonne und überhaupt alle
Sterne ihren höchsten Stand erreichen, ist
also gleichbedeutend mit Süd.
Mittagslinie, die gerade Linie in der
Ebene des Horizonts, welche Nord - und
Südpunkt verbindet. Sie liegt in der
Ebene des Meridians und berührt die Erd
oberfläche im Beobachtilngspunkt. Man
findet sie, indem man die Richtung deö
kürzesten Schattens bestimmt, den zur Zeit
der Solstitien ein vertikaler Stab auf eine
horizontale Ebene wirft. Zu dem Ende
schlägt man um den Fußpunkt des Stabes
einen Kreis, dessen Halbmesser mehr be
trägt als die Länge des kürzesten Schattens.
Gibt man sich dann die Stellen an, wo der
Schatten vor und nach Mittag gerade den
Kreis erreicht, und halbiert'den Bogen
zwischen ihnen, so geht die M. durch den
Halbierungöpunkt und den Fußpunkt des
Stabes. Dies Verfahren, das schon in den
ältesten Zeiten üblich war, ist nur zur
Zeit der Solstitien genau, weil zu andern
Zeiten wegen der merklichen Änderung
der Deklination die Sonne nicht genau
im Meridian ihren höchsten Stand erreicht.
Mittagspunkt, s. v. w. Südpunkt.
Mittagsverbesserung heißt eine Kor
rektion, welche man bei Ermittelung der
Zeit des wahren Mittags ans korrespon
dierenden Sonnenhöhen deshalb anbrin
gen muß, weil die Sonne ihre Deklination
ändert. Beobachtet man die Zeiten u und
n', in denen ein Stern vor und liach sei
ner Kulmination ein und dieselbe Höhe
hat. Io ist u = .i
die Zeit der Kulmination. Fanden die
Beobachtungen an der Sonne statt, so
heißt dieZeitlldernnverbesserte Mit
tag. Da die Deklination der Sonne sich
zu manchen Zeiten im Lauf einiger Stun
den sehr merklich ändert, so ist diese Zeit
von der des wahren Mittags verschieden,
und zwar wird der Mittelwert U nach
Mittag fallen, wenn die Deklination der
Sonne zunimmt, dagegen vor Mittag,
wenn me Deklination abnimmt. Der
wahre Mittag findet statt zur Zeit I)Z-x,
und x ist die M. Dieselbe ergibt sich, in
Zeitsekundcn ausgedrückt, durch die Formel
x — tan d' —A- tan d);
dabei bedeutet 1 die halbe Zwischenzeit
zwischen den Beobachtungen in Stunden,
6' die Deklination der Sonne, die Än
derung derselben in 48 Stunden, ausge-
drückt in Bogensekunden, cp die geographi
sche Breite.
Beobachtet. man zur Zeit n nachmit
tags und darauf zur Zeit u' vormittags
die gleiche Sonnenhöhe, so findet man
daraus die Uhrzeit ^
U = {(u + u')
der unverbesserten Mitternacht,
an welcher man eine ähnliche Korrektion,
die Mitternachtöverbesserung, an
bringen muß, um die Uhrzeit der wahren
Mitternacht zu finden.
Mittelpunktsgleichung, in der Theo- M 2s:
rie der Planeten- und Mondbewegung
der Unterschied zwischen der wahren und
der mittlern Anomalie; vgl. Anomalie und
Keplersches Problem. Wenn nur die erste Po
tenz der Exzentrizität e der Bahn berück
sichtigt wird, so kann man die M. durch
bie Formel darstellen
2 e. sin nt,
wobei nt die mittlere Anomalie bedeutet.
Will man die M. in Gradmaß habeit, so
hat man dafür zu schreiben
2 6.206265".sin nt.
Die Größe 2 s. 206265" hat bei der Erde
den Wert
2.0. 0167701.206265" —1°55'16",
und für den Mond der Erde ist sie
2.0. 05490807.206265" — 6°17'3i".
Daher ist die M. der Erde oder, wie man