Full text: Lexikon der Astronomie

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Mond (Krater rc. 
, Veränderungen). 
Höhe des Walles erreicht. Bei einigen 
Ringgebirgen treten auch mehrere Zen- 
tralbergc auf. Merkwürdig ist in nicht 
wenig Fällen das paarweise Vorkommen 
von Ringgebirgen, die in Form und 
Größe auffallend übereinstimmen. 
Krater sind kreisförmige Berge von 
1—20 km Durchmesser, die zu mäßiger 
Höhe ansteigen und nach innen meist sehr 
steil abfallen. Sie gehören zu den hellsten 
Objekten auf dem M., und ihre Zahl ist 
außerordentlich groß. Namentlich sind 
die kleinen Krater von 1—8 km Durch 
messer in unzähliger Menge überall, an 
den Abhängen der Ninggebirge wie auf 
den Ebenen, zerstreut. 
Gruben oder Kratergruben nennt 
man Vertiefungen ohne sichtbaren Wall 
und meist von geringer Tiefe, daher sie 
bald, weil ihr Hoden von den Strahlen 
der Sonne erreicht wird, unsichtbar wer 
den. Sie kommen in großer Zahl, oft 
kettenartig geordnet, vor. 
Außer den Maren und den beiden Typen 
von Bergen sind auf der Mondoberstache 
noch die'sogen. Rillen und die Licht 
adern bemerkenswert. Mit dem Namen 
Rillen bezeichnete zuerst Schröter ge 
wisse merkwürdige lan^e uitd schmale, 
grabenartige Furchen, die von ihm zuerst 
wahrgenommen worden und im allgemei 
nen schwierig zu erkennen sind. Gegen 
wärtig kennt man gegen 1000, sie verlau 
fen meist ziemlich geradlinig bis auf 500 
km Länge und haben Breiten bis zu 1 km. 
Über ihre wahre Natur sind wir noch im 
unklaren. Eine ebenso rätselhafte Er 
scheinung bilden die schmalen glänzenden 
Lichtadern, die bei Vollmond an mehreren 
Stellen in strahlenförmiger Anordnung 
sichtbar sind, bei schräger Beleuchtung 
aber verschwinden. Es sind dies keine Er 
höhungen oder Vertiefungen, denn sie 
werfen keine Schatten. Sie laufen in 
gleicher Lichtintensität aus der Ebene bis 
in Höhen von mehr als 4000 m. Am 
ausgedehntesten ist das Strahlensystem, 
welches von dem Ringgebirge Tycho im 
südwestlichen Teil der Mondscheibe aus 
geht, indem man mehrere Hundert Strei 
ten unterscheidet, deren längster sich auf 
3000 km weit erstreckt, und deren Breite 
meist gegen 30 km beträgt; doch sind auch 
andre Ringgebirge, wie Aristarch, Kepler, 
Kopernikus, von solchen leuchtenden, band 
artigen Strahlen umgeben. 
Vielbestritten ist die Frage, ob noch 
gegenwärtig Veränderungen auf dem M. 
vorkommen. Schröter und Gruit- 
huisen wollten solche beobachtet haben 
und zwar in großem Maßstab. Nach den 
sorgfältigen Beobachtungen von Beer 
und Mädler aber ist man allgemein der 
Ansicht, daß jene Wahrnehmungen auf 
Täuschung beruhen, und daß unser Tra 
bant völlig ausgestorben, in Ermange 
lung einer Atmosphäre ohne tierisches 
und pflanzliches Leben und auch ohne be 
merkbare Veränderungen seiner Ober 
fläche sei. Einige Beobachtungen aus 
neuerer Zeit haben aber wieder Zweifel 
an der Richtigkeit dieser Ansicht wachge 
rufen. Zunächst hat Schmidt in Athen 
1866 die Wahrnehmung gemacht, daß der 
von Lohrmann und Mädler beobach 
tete und auf ihren Mondkarten verzeich 
nete, etwa 0 km im Durchmesser haltende 
und sehr tiefe Krater Linne im Llure 
serenitatis nicht mehr gesehen werden 
konnte, und daß an seiner Stelle ein Hel 
ler wolkenartiger Fieck vorhanden war, 
statt dessen später bei günstiger Beleuch 
tung ein niedriger Hügel mit einem sehr 
kleinen Krater beobachtet worden ist. Um 
gekehrt glaubt in neuester Zeit Klein in 
Köln mehrfach Neubildung von Kratern 
konstatiert zu haben, indem er derartige 
deutlich erkennbare Objekte, die auf frühern 
Mondkarten nicht verzeichnet sind, an 
Stellen wahrnahm, die nachweislich von 
frühern Beobachtern, zum Teil auch von 
ihm selbst einer genauen Durchforschung 
unterzogen worden sind. Während aber 
einzelne spezielle Kenner der Mondober 
fläche, wie der Engländer Neison, die 
Kleinschen Entdeckungen für gegründet 
erachten, verhält sich ein großer Teil der 
Astronomen zur Zeit noch ablehnend. 
Das Übersehen einzelner Krater durch 
frühere Beobachter läßt sich nämlich recht 
wohl durch die außerordentlich große 
Menge derartiger Objekte und dann auch 
noch durch die von Klein selbst wieder 
holt konstatierte Thatsache erklären, daß
	        
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