Full text: Lexikon der Astronomie

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Nebel (Unterscheidung von Sternhaufen). 
Anzeigen der Auslösung darstellt, so kann 
man doch nach Schlüssen, die auf Ana 
logien gegründet sind, vermuten, daß in 
Wirklichkeit kein Unterschied zwischen Ne 
beln und Sternhaufen vorhanden sei.« 
Die Folgezeit hat indessen gelehrt, daß 
ein solcher Unterschied thatsächlich besteht, 
und zwar ist es das Spektroskop, dieses 
mächtige neue Hilfsmittel der Astrophysik, 
welches uns diesen Unterschied geoffenbart 
hat. Als HugginS 29. Aug. 1864 einen 
sehr kleinen, aber verhältnismäßig glän 
zenden N. im Sternbild des Drachen 
(Nr. 4373 von Herschels »General cata- 
logue«) mit dem Spektroskop untersuchte, 
fand er zu seinem Erstaunen, daß das 
Spektrum desselben nicht aus einem 
leuchtenden Streifen, wie dasjenige der 
Sonne oder eines Fixsterns, sondern aus 
drei isolierten hellen Linien bestand. Ein 
Spektrum dieser Art kann aber nach 
unsrer Kenntnis dieser Verhältnisse nur 
durch das von einer Materie in gasför 
migem Zustand ausgestrahlte Licht hervor 
gebracht werden. Das Licht dieses Nebel 
flecks strömt also nicht von einer festen 
oder flüssigen glühenden Materie aus, wie 
das der Sonne und der Sterne, sondern 
von einem leuchtenden Gas. Es erschien 
nun von besondern: Interesse, zu prüfen, 
ob auch diejenigen N., welche das Spek 
troskop sicher in eine Anhäufung von 
hellen Punkten aufgelöst hat, ein aus ein 
zelnen Linien bestehendes Gasspektrum 
zeigen würden. Während der Jahre 1865 
und 1866 untersuchte daher Huggins mehr 
als 60 Nebelflecke und Sternhaufen. Die 
selben lassen sich in zwei große Gruppen 
teilen. Die erste umfaßt alle N., welche 
ein dem eben beschriebenen ähnliches Spek 
trum geben, das aus drei getrennten hellen 
Linien besteht, oder welche auch nur zwei 
oder bloß eine dieser Linien zeigen; es sind 
dies die sogen. Gasnebel. Von den 60 
untersuchten Nebeln gehörten ungefähr 
20 zu dieser Klasse, während das Licht der 
übrigen 40 N. und Sternhaufen durch 
das Prisma in ein Spektrum von kon 
tinuierlichem Aussehen ausgedehnt wurde. 
Die erwähnten drei Linien liegen im 
blauen und grünen Teil des Spektrums 
und haben (nach Vogel) 500,4, 495,8 
und 486,i Milliontel mm Wellenlänge. 
Die erste von ihnen fällt, wie schon Hug 
gins bemerkt hat, mit der intensivsten 
hellen Linie im Spektrum des durch einen 
elektrischen Funken ins Glühen gebrachten 
Stickstoffs zusammen, während die dritte 
identisch ist mit einer grünen Linie des 
Wasserstoffspektrums. Da bei andern Gas- 
nebeln dieselben Linien auftreten, so ge 
hören Stickstoff und Wasserstoff 
zu den wesentlichen Bestandteilen 
der Gasnebel. Vogel beobachtete außer 
den erwähnten drei Linien auch noch einige 
andre schwache Lichtlinien von 527, 518, 
509 und 479 Milliontel mm Wellen 
länge in dem erwähnten N. im Drachen. 
Dieser N. hat einen weißen Kern, einem 
Stern 11.—12. Größe gleichend, welcher 
kein Linienspektrum, sondern ein schwa 
ches kontinuierliches Spektrum gibt, das 
sich vom Gelb bis zum Jndigblau er 
streckt. Schon Huggins schloß daraus, daß 
die Materie des Kerns sich nicht in gas 
förmigem Zustand befindet, wie die des 
umgebenden Nebels, sondern daß sie aus 
undurchsichtigen Teilchen, festen oder tropf 
barflüssigen,'in glühendem Zustand be 
steht. 
Die Beschaffenheit des Spektrums gibt 
ein leichtes Mittel an die Hand, telesko- 
pische Gasnebel rasch von schwachen Fix 
sternen zu unterscheiden, mit denen sonst 
manche von ihnen wegen ihrerLichtschwäche 
leicht verwechselt werden. Professor Picke 
ring vom Harvard College in Cambridge 
in den Vereinigten Staaten bringt zu dem 
Zweck zwischen das Objektiv und Okular 
des Beobachtungsfernrohrs ein Prisma 
an; der Lichtpunkt eines Fixsterns wird 
dann zu einer farbigen Lichtlinie ausge 
dehnt, ein Gasnebel dagegen gibt einen 
oder mehrere helle Punkte. Auf diese Weise 
können in rascher Folge Tausende von 
Sternen durchmustert und die Gasnebel 
erkannt werden. 
Im ganzen sind die Gasnebel nicht häu 
fig; vielmehr hat sich durch systematische 
Beobachtungen herausgestellt, daß die 
weitaus größte Zahl aller unter 
suchten N. ein kontinuierliches 
Spektrum zeigt. Sie bestehen also 
wahrscheinlich aus Anhäufungen von
	        
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