Full text: Lexikon der Astronomie

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Nebel (veränderliche). 
in der äußern Erscheinung kann wohl 
als eine Andeutung der physischen Zuge 
hörigkeit angesehen werden. Eine Bewe 
gung des einen Nebels um den andern, 
ähnlich wie bei Doppelsternen das un 
trügliche Zeichen der Zusammengehörig 
keit, hat man freilich bei Doppelnebeln 
noch nicht nachweisen können, da hinläng 
lich genaue Ortsbestimmungen bei diesen 
Gebilden noch viel zu selten sind. Aus 
demselben Grund kennt man auch bei 
keinem N. eine Parallare, und ebenso sind 
wir bezüglich der E i g e n b e w e g u n g 
derselben im unklaren. Doch scheint eine 
solche bei dem Andromedanebel und bei 
einem Doppelnebel in den Zwillingen 
(Rektasz. 5h 18---,Dekl. + 29° 44') an 
gedeutet zu sein. 
Auch bezüglich der v e r ä n d er l i- 
chen N. sind unsre Kenntnisse noch sehr 
mangelhaft. Zuerst hat d'Arrest auf 
die Veränderlichkeit eines Nebels auf 
merksam gemacht, den Hind 11. Okt. 
1852 im Stier (Rektasz. 4h 14 m , Dell. 
4-19° 11') entdeckte. Derselbe war, ob 
schon klein, anfangs leicht sichtbar und 
konnte 1855 und 1856 von d'Arrest in 
Leipzig sogar bei Mondschein mit einem 
4 ^zölligen Refraktor gesehen werden. 
Aber schon 1858 vermochte ihn Auw er S 
am Königsberger Heliometer nur schwie 
rig zu beobachten, und im Februar 1861 
suchte ihn Schönfeld vergeblich mit dem 
lichtstarken Refraktor der Mannheimer 
Sternwarte. Ebenso vermochten ihn 
d'Arrest im Oktober 1861 mit dem großen 
Kopenhagener Refraktor, Chacornac 
1862 mit einem großen Foucaultschen 
Spiegelteleskop, desgleichen Hind und 
Secchi nicht wiederaufzufinden. Auch 
L a s se l ls Riesenteleskop auf Malta zeigte 
den N. nicht; nur allein der Pulkowaer 
Refraktor zeigte ihn noch längere Zeit, 
bis er 1868 auch in diesem unsichtbar wurde. 
Im Stier stehen noch zwei andre N., 
deren Veränderlichkeit vermutet wird; der 
eine, von d'Arrest angegeben, steht in 
Rektasz. 3h 21-°, Dekl. -j- 30° 55', der 
andre inRektasz. 5 h 30 m , Dekl.-fi 21° 8', 
in der Nähe des Sterns (. Diesen letzter» 
N. beobachtete Chacornac 19. Okt. 
1855 in Paris, vermochte aber 1862 keine 
Spur wieder von ihm aufzufinden. Auf 
zwei andre veränderliche N. hat vor eini 
ger Zeit W i n n e ck e aufmerksam ge 
macht. Der eine von ihnen (H II 278) 
steht im Walfisch (Rektasz. 2>> 23-°, 
Dekl. — 1° 43'); derselbe scheint nicht 
nur überhaupt veränderlich zusein, son 
dern auch periodische Schwankungen 
seiner Helligkeit zu zeigen: beide Her- 
schel sahen ihn ziemlich hell, desgleichen 
d'Arrest 1856 mit dem vierzölligen Leip 
ziger und 1863 mit dem zehnzölligen Ko 
penhagener Refraktor; dagegen vermochte 
ihn Schön seid 1861 nur schwierig in 
einem sechszölligen und Vogel 1865'gar 
nicht in einem achtzölligen Refraktor zu 
erkennen, Winnecke aber fand ihn 187? 
wieder recht hell. Der andre (H I 20) 
steht in der Nähe des Sterns > im Löwen 
(Rektasz. 11>-17---, Dekl. 12° 7'); der 
ältere H erschel nennt ihn sehr hell, sein 
Sohn 45 Jahre später sehr schwach, ebenso 
fand ihn d'Arrest 1863; dagegen sah ihn 
Winnecke 1856 in Berlin sowie 1878 
und 1879 in Straßburg wieder ziemlich 
hell. Auch bei ihm scheinen periodische 
Änderungen der Helligkeit stattzufinden. 
Angesichts des Umstands, daß die Sicht 
barkeit eines Nebels nicht nur von der 
Beschaffenheit des Fernrohrs, sondern auch 
von dem jeweiligen Zustand der Luft we 
sentlich abhängt, muß man allerdings bei 
Schlüssen aus Beobachtungen, die mit 
verschiedenen Instrumenten, zu verschie 
denen Zeiten und in verschiedenen Kli- 
maten angestellt sind, mit großer Vorsicht 
verfahren. 
Schließlich haben wir noch einige Worte 
über die Verteilung der N. zu sagen. 
Es erscheint in dieser Beziehung merk 
würdig, daß die in den Teleskopen nicht 
auflösbaren N. sich umgekehrt verhalten 
wie die Sternhaufen und die teleskopi- 
schen Sterne. Während nämlich diese um 
so häufiger werden, je näher man der 
Milchstraße kommt, sind die N. im allge 
meinen dort am seltensten. Letztere sind 
am nördlichen Himmel am häufigsten 
im Sternbild der Jungfrau, am südli 
chen Himmel aber bilden die Kap wöl 
ken (s. d.) oder Magelhaensschen 
Wolken Anhäufungen von Hunderten
	        
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