Full text: Lexikon der Astronomie

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Neptun. 
1842 die Göttinger Gesellschaft der Wis 
senschaften zur Stellung einer Preis 
frage, die aber unbeantwortet blieb. In 
zwischen hatte Bessel durch einen seiner 
Schüler, F l e m m i n g, die ältern Beobach 
tungen des Uranus reduzieren und ver 
gleichen lassen, um zu untersuchen, ob die 
vorhandenen Thatsacken ansreichten znr 
Erklärung der Abweichungen durch einen 
neuen Planeten und zur Auffindung der 
Elemente desselben. Kränklichkeit in sei 
nen letzten Lebensjahren hinderte indessen 
Bessel an der Ausführung dieses Unter 
nehmens. 
Die wirkliche Lösung der Aufgabe er 
folgte ganz selbständig von zwei Seiten: 
durch den Engländer Adams und den 
Franzosen Leverrier. Der erstere legte 
schon im September 1845 dem Professor 
Challis in Cambridge die ersten Resul 
tate seiner Rechnungen vor, und im näch 
sten Monat sandte er dieselben auch mit 
einigen Abänderungen an den königlichen 
Astronomen Airy in Greenwich. Die 
letzten Ergebnisse empfing Airy Anfang 
September 1846. An die Öffentlichkeit 
trat Adams mit seiner Arbeit erst 1847. 
Mit Hilfe der Adamsschen Angaben ge 
lang es in der That Challis, am 4. und 
12. Aug. 1846 den gesuchten Planeten 
aufzufinden; da ihm aber keine ins ein 
zelne gehenden Sternkarten zu Gebote 
standen, so erkannte er damals die plane 
tarische Beschaffenheit desselben nicht. 
Leverrier in Paris sing auf Anregung 
Aragos im Sommer 1845 an, sich mit 
der Uranustheorie zu beschäftigen, und 10. 
Nov. 1845,1. Juni, 31. Aug. und 5. Okt. 
1846 teilte er seine Resultate der Pariser 
Akademie mit. Am 18.Sept. 1846 richtete er 
auch brieflich an Galle, der damals Ob 
servator an der Berliner Sternwarte war, 
das Ersuchen, an einer von ihm näher 
bezeichneten Stelle des Himmels nach dem 
berechneten Planeten zu suchen, den er 
namentlich an seinem auf 3" geschätzten 
scheinbaren Durchmesser für kenntlich 
hielt. Galle empfing das Schreiben Le- 
verriers am Morgen des 23. Sept. und 
beschloß, im Einverständnis mit Encke, am 
Abend die gewünsckte Nachforschung vor 
zunehmen; auch d'Arrest, der damals 
seineStudien inBerlin begonnen, wünschte 
sich daran zu beteiligen. Da der schein 
bare Durchmesser des Planeten nur klein 
war, so erschien es von vornherein zweifel 
haft, ob es möglich sein werde, den ge 
suchten Körper daran allein zu erkenneu, 
und eö machte sich die Beschafiung einer 
detaillierten Karte wünschenswert. In 
dieser Hinsicht standen damals neben dem 
Hardingschcn Atlas nur die noch unvoll 
endeten und sehr lückenhaften Berliner 
akademischen Sternkarten zur Verfügung. 
d'Arrest kam zuerst auf den Gedanken, 
unter den letztern nachzusehen, ob viel 
leicht die in Betracht kommende Stelle des 
Himmels schon dargestellt sei, und in der 
That fand sich in der Kartensammlung 
der Sternwarte ein Abdruck der von Bre- 
m i k e r bearbeiteten Hora XI, der erst kürz 
lich vollendet worden und noch nicht im 
Buchhandel erschienen war. Mit dieser 
Karte zu dem Refraktor zurückkehrend, 
fand Galle nach einigen Bergleichungen 
nahe an der von Leverrier bezeichneten 
Stelle ein Sternchen 8. Größe, welches 
auf der Karte fehlte. Unter Teilnahme 
Enckes wurden die Beobachtungen biszum 
Morgen fortgesetzt, ohne daß es indessen 
gelang, mit Sicherheit eine Ortsverände 
rung zu konstatieren; erst am nächsten 
Abend stellte sich eine solche unzweifelhaft 
heraus, und damit war die planetarische 
Natur des beobachteten Sterns dargethan. 
N. bewegt sich in einer nahezu kreis 
förmigen Babn, deren Exzentrizität nur 
0,00850 (Vas) beträgt, in einem mitt 
lern Abstand von 30,07056 Erdbahnhalb 
messern oder 4,470,470,000 Ion — 602,5 
Mill. geogr. Meilen in Zeit von 60.186,636 
Tagen oder 164 Jahren 286 Tagen einmal 
um die Sonne. Seine Bahn ist 1^47' gegen 
die Ebene der Erdbahn geneigt. Sein 
Durchmesser beträgt 4,312 Erddurchmesser 
oder 55,000 km — 7400 geogr. Meilen, 
sein Volumen ist also80,i8nial so groß wie 
das der Erde; da nun seine Masse Vmoo 
der Sonnenmasse, also 16,47mal so groß 
wie die Masse der Erde ist, so beträgt seine 
mittlere Dichte 0,205 von der der Erde 
oder 1,12 von der des Wassers, was etwa 
der Dichte des Ebenholzes gleichkommt. 
Die Intensität der Schwere an der Ober-
	        
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