Full text: Lexikon der Astronomie

Nonagesimus 
— Nonius. 361 
der Blase. Aus beiden Bestimmungen der 
Blasenmitte nimmt man nun den Mittel 
wert und hebt oder senkt die fragliche 
Drehungsachse mittels einer an ihr be 
findlichen Korrektionsschraube so weit, 
daß die Mitte der Blase auf den vorher 
bestimmten Punkt zu stehen kommt. 
Außer der hier betrachteten Röhren 
libelle gibt es noch die Dosenlibelle, 
welche in einem oben kugelförmig ausge 
schliffenen Gefäß besteht, das bis auf eine 
kleine, den höchsten Punkt einnehmende 
Blase mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Sie 
wirkt nach allen Seiten hin so wie die 
Röhrenlibelle in geradliniger Richtung, 
ist aber weniger empfindlich und kommt 
bei astronomischen Instrumenten nicht in 
Anwendung. 
Die Röhrenlibelle ist von dem franzö 
sischen Gelehrten Melchidesek T Herenot 
(geb. 1620 in Paris, gest. 1692 daselbst 
als Mitglied der Akademie, deren Mitbe 
gründer er war) um 1660 erfunden wor 
den und verdrängte bald daö früher bei 
astronomischen Instrumenten allgemein 
übliche Lot. 
Nonagesimus (lat., »der Neunzigste«) 
heißt der am höchsten über dem Horizont 
stehende Punkt der Ekliptik deshalb, weil 
derselbe von jedem der beiden Punkte, in 
denen die Ekliptik den Horizont schneidet, 
um 90° absteht. Seine Länge ist gleich 
der Länge des ZenithS, die Höhe des N. 
aber ist gleich dem Komplement der Breite 
des Zeniths. 
Nonius (richtiger Vernier genannt), 
eine Vorrichtung zur Ablesung kleinerer 
Teile als der unmittelbar auf einem Maß 
stab, etwa auf dem Limbus eines Winkel 
meßinstruments, angegebenen. Er besteht 
ans einem kleinen Maßstab, der sich längs 
des eigentlichen Maßstabs verschieben läßt. 
Sind'9 (oder allgemein n—1 Teile des 
Maßstabs) auf dem N. in 10 (allgemein 
in n) Teile geteilt, so ist jeder Nonius 
teil um Vio (allgemein um %) kleiner 
als ein Skalenteil des Maßstabs. Fällt 
daher ein Teilstrich des N. mit einem 
Teilstrich des Maßstabs zusammen, so lie 
gen die vorhergehendenum Vio, 2 Ao, 3 /io je. 
(allgemein um V n , %, VnJC.) in Rich 
tung der Skala den Teilstrichen des Maß 
stabs voraus. Fällt daher, vom Null 
punkt des N. aus in Richtung der Skala 
gezählt, der erste oder der zweite rc. Teil 
strich des N. mit einem Skalenstrich des 
Maßstabs zusammen, so steht der Null 
punkt des N. um Vio, 2 /io rc. über den 
vor ihm vorhergehenden Maßstabstrich. 
In unsrer Figur, wo der vierte Noniuö- 
strich vom Nullpunkt aus mit einem Maß 
stabstrich zusammenfällt, steht der Null 
punkt auf 27,4. Man sieht, weshalb man 
die Noniusteile in derselben Richtung 
numeriert wie die Maßstabteile. Ein N. 
dieser Art, wie er bei Winkelmeßinstru 
menten ausschließlich vorkommt, heißt 
gewöhnlichem vor tragender N. Man 
hat auch Nonien, auf denen n-s-1 
Teile deS Maßstabs in n Teile geteilt 
sind, so daß ein Noniusteil um Vn größer 
ist als ein Maßstabteil. Fällt dann ein 
Noniusstrich mit einem Maßstabstrich zu 
sammen, so liegen die in Richtung der 
Zählung des Maßstabs folgenden Nonius 
striche um Vn, 2 /n rc. vor den Maßstab 
strichen. Diese werden hier vom Nullpunkt 
an rückwärts abgetragen, und je nachdem 
der erste, zweite rc. NoniuSstrich vor dem 
Nullpunkt der erste ist, der mit einem 
Maßstabstrich zusammenfällt, steht der 
Nullpunkt des N. um Vn oder 2 /n rc. 
vor dem vorhergehenden Maßstabstrich. 
In unsrer Figur, wo u— 10, gib* 
96763*3210 
also der Nullpunkt 35,4 an. Ein solcher 
N. heißt ein nachtragender, man fin 
det ihn aber nur selten im Gebrauch. 
Nicht unerwähnt bleiben darf übrigens, 
daß die Ausdrücke »vortragend« und »nach 
tragend« von einzelnen in gerade entge 
gengesetzter Bedeutung genommen werden. 
Die Größe Vn Maßstabteil heißt die 
Angabe des N. 
Der Name N. rührt von dem Portu 
giesen Nunez, latinisiert N., her, welcher 
in einem 1542 veröffentlichten Werk das 
Prinzip aussprach, daß man statt einer 
Teilung eines Bogens in kleinere Teile
	        
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